Szene

Gieriger IS verscherbelt und zerstört Kulturerbe

Heute Redaktion
14.09.2021, 14:42

Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Reiches wird schon im alten Testament der Bibel erwähnt. Die prachtvolle Stadt war schon 6.000 vor Christus dicht besiedelt. Als wir in Europa gerade einmal lernten, wie man Pfahlbauten konstruiert, schufen die Bewohner von Ninive bereits wunderbare Kunst. Bis jetzt waren viele der beeindruckenden Statuen bestens erhalten. Bis der IS mit Vorschlaghämmern auf die Plastiken losging, oder sie teuer weiterverscherbelt.

Die Statuen wie der 2.600 Jahre alte Torhüter, der die Stadttore von Ninive bewachte, seien Sünde und müssten zerstört werden, so die IS-Banausen. Allerdings halten sich die IS-Kämper selbst nicht daran, weil mit der jahrtausendalten Kunst Millionen zu holen sind.
Während vor laufender Kamera einige Kunstwerke zertrümmert werden, schaffen die selbsternannten Gotteskrieger den Großteil außer Landes oder lassen die Statuen wegschaffen, um sie teuer zu verscherbeln. Offensichtlich ist der Wille Allahs, so wie die IS ihn sieht, nicht mehr so wichtig, wenn das Geld lockt.

Kunst-Räuber nicht zu stoppen

Die von der Terrormiliz beherrschten Gebiete im Irak und in Syrien sind zum Paradies für Plünderer geworden. Raubgräber seien dort nicht zu stoppen, sagt Edouard Planche, der Unesco-Verantwortliche für den Kampf gegen illegalen Handel von Kulturgütern.

20 Prozent "Steuern": Plötzlich ist Allah nicht mehr so wichtig

Mit Hilfe von Mittelsmännern werden die geraubten Kunstwerke über die Grenze geschmuggelt, in den Libanon zum Beispiel oder in die Türkei. Für jedes Stück, das seinen Besitzer wechsle, erhebe der IS bis zu 20 Prozent Steuern, heißt es in einem BBC-Bericht. Die Kostbarkeiten werden aus den Nachbarländern weiterverkauft, oft nach Europa.

Bis zu einer Million Euro für gestohlene Kunst

Ein BBC-Reporter verfolgte den Weg der Antiquitäten vor kurzem nach. Zehn Minuten habe es gedauert, bis ihm in einem Geschäft in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein altes Mosaik angeboten worden sei, schreibt der Journalist. Die Raritäten werden für bis zu eine Million Euro direkt verkauft - oder für einen Aufschlag ins Ausland verschifft. So können ambitionierte Sammler das Risiko umgehen, mit unerlaubter Ware entdeckt zu werden.

Verlust für die gesamte Menschheit

Die Zerstörung der einzigartigen altorientalischen Statuen im Nordirak durch die IS-Terrormiliz ist nach den Worten des irakischen Antikenministers Adil Fahd Sharshab eines der größten Verbrechen der Gegenwart. Die Tat des "Islamischen Staates" (IS) bedeute nicht nur für den Irak einen riesigen Verlust, sondern für die gesamte Menschheit, sagte er am Donnerstag irakischen Medien zufolge.

Auch Kopien zerstört: Hauptsache es sieht auf YouTube gut aus

 Nach Angaben des irakischen Provinzgouverneurs der Region, Athil Nujaifi, handelte es sich bei den zerstörten Objekten sowohl um Originale als auch um Kopien. Einige der echten Statuen seien glücklicherweise nach Bagdad gebracht und durch Nachahmungen ersetzt worden, sagte er nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite Rudaw. Das ist den IS-Milizen aber herzlich egal. Hauptsache, es sieht eindrucksvoll aus, wenn man das Video der Zerstörung auf YouTube hochlädt.

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