Niederösterreich

Giftanschlag auf Seeadler-Paar in der Wachau?

Ein spurlos verschwundenes Seeadlerweibchen und dessen tote Küken geben in Schönbühel Rätsel auf. Hinweise werden mit 1.000 Euro dotiert. 

Tanja Horaczek
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Ein Seeadler-Paar ist in Schönbühel spurlos verschwunden.
Ein Seeadler-Paar ist in Schönbühel spurlos verschwunden.
LANIUS

Erstmals nach vermutlich 150 Jahren gab es heuer wieder eine Seeadlerbrut in den Auwäldern der Wachau bei Schönbühel-Aggsbach (Melk). Doch nun fehlt von dem Adlerweibchen jede Spur. Warum sie ihre paar Tagen alte Küken verlassen hat gibt Rätsel auf. Zuerst wurden sie noch vom Männchen versorgt, doch dann starben die zwei Küken.

Abschuss oder Vergiftung?

Nach dem Verlust seiner Partnerin und der Jungen kam auch er nicht wieder zum Nest zurück. Ein illegaler Abschuss oder Vergiftung des Weibchens kann die im Mostviertel tätige Naturschutzorganisation "LANIUS" leider nicht ausschließen. Diese beiden Dinge sind für die hohe Sterblichkeit von See- und Kaiseradlern in Österreich mitverantwortlich. Für sachdienliche Hinweise bietet "LANIUS" eine Prämie von 1.000 Euro an.

Das Seeadlerweibchen wurde nie wieder gesehen.
Das Seeadlerweibchen wurde nie wieder gesehen.
Lanius

Mitte April des Vorjahres fiel der Ornithologin Karin Donnerbaum aus Aggsbach das Seeadler-Paar in der Wachau erstmals auf. Seit der ersten Beobachtung wurde das Adlerpaar zwischen Melk und Spitz regelmäßig angetroffen. Die Freude war groß, als sich die Vögel für einen von der Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich im Auftrag der viadonau errichteten Kunsthorst interessierten. Ab vergangenen Dezember begannen die Adler, den Horst auszubauen und die Chancen auf eine erste Seeadlerbrut, nach vermutlich 150 Jahren, waren dadurch enorm gestiegen.

Straßenbau während sensibler Brutzeit

Dann kam die Pechsträhne: Anfang Februar, genau zum sensiblen Start der Brutzeit, begann der Bau einer Forststraße des Schlossgutes Schönbühel - wenige hundert Meter vom Horst, im nahen Hangwald. Der Naturschutzsachverständige der Bezirkshauptmannschaft Melk hatte den Beginn der Brutzeit der Seeadler fälscherweise mit Mitte März angenommen, und den Straßenbau genehmigt. Weiters wurde darauf vergessen, den positiven Bewilligungsbescheid wie üblich auf die elektronische Plattform zu stellen, die interessierten Umweltverbänden Einsicht und Kontrolle ermöglicht.

Warten auf das Männchen

Ob das Männchen nach den schlechten Erfahrungen im nächsten Winter mit einer neuen Partnerin wieder einen Brutversuch in der Wachau machen wird, bleibt offen. Erhard Kraus von "LANIUS" meint dazu: „Die behördliche Naturschutzarbeit muss deutlich verbessert werden, damit sensible, störungsempfindliche Großvögel wie Seeadler, Kaiseradler oder Schwarzstorch bei uns eine Chance haben.“ Wer Hinweise zum Verschwinden des Seeadlerweibchens hat soll sich bei "LANIUS" über www.lanius.at melden.