Glattauer: "Matura ja, aber heuer bitte ohne Prüfung"

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Viel Eltern-Stress im Homeschool-Office. Gibt's nach Corona eine neue Bundeshymne? Jedes fünfte Kind nicht im Lernmodus. Und: Lehrerin darf nicht ins Rettungsauto.

Viel Eltern-Stress im Homeschool-Office

Weil ich über Eltern geklagt habe, die Lehrerinnen mit Mails zutexten und am Handy im Zwei-Stunden-Takt nerven…,

… Kritik nun auch andersrum: Da gibt es Lehrerinnen, die ihre Schüler mit Übungen eindecken, als bekäme ein Kind sofort das Virus, würde es nicht sechs Stunden am Stück Wurzeln ziehen oder sich an Adjektivdeklinationen abarbeiten. Viele machen neuen Stoff. Und jede glaubt, sie ist die einzige: Zwei mir näher bekannte Schüler haben jetzt eine 50-Stunden-Woche und arbeiten parallel auf OneDrive, Moodle, Kahoot, Eduvidual, Teams, Class Room und Outlook. Jede Plattform ein Extra-Universum!

Lehrerin Karin F. schreibt mir: Eltern sehen sich einem Wust an Material gegenüber, nicht nur in den Hauptgegenständen, sondern auch in Physik, Chemie, Religion und Werken. Die Mütter machen sich Sorgen, wie sie das schaffen sollen. Der Frieden in der Familie ist hochgradig gefährdet! Ich hätte gedacht, die Challenge sollte sein, den Kindern relativ lustvolles Wiederholen zu ermöglichen! Eh. Ein klärendes Wort bitte, Herr Minister!

Gibt's nach Corona eine neue Bundeshymne?

Ich plädiere für die Zeit nach Corona (also Sommer, ob 20 oder 21 werden wir sehen ;-)) für eine Volksabstimmung zu der Frage, ob Rainhard Fendrichs "I am from Austria" nicht ENDLICH auch die offizielle Bundeshymne Österreichs werden darf. Die inoffizielle ist sie eh schon, siehe Polizeibeschallung. Umgekehrt ist Land der Söhne, Äcker, Hämmer, zukunftsreich nicht einmal mehr vergangenheitsreich, sondern nur noch öd. Und die Musik ist weder von Mozart, noch ist sie gut. Ehrlich: KEIN Schüler mag sie, nicht einmal Arnautovic singt sie, und die, die sie singen, singen sie falsch, weil ohne die Töchter. Weg damit! Fendrich her!

Univ.-Prof.: "Sagt die Maturaprüfung ab!"

Am 18. Mai sollen die Reifeprüfungen mit Deutsch beginnen, die Maturanten ab 4. Mai wieder in die Schule kommen (das schau ich mir an, aber bitte). Der Forderung der "Aktion kritischer Schüler_innen", die Matura heuer ohne Prüfung zu vergeben, hat jetzt im Bildungswissenschaftler Prof. Stefan Hopmann von der Uni Wien prominente Unterstützung bekommen. Er sagt: "Stellen wir das Matura-Zeugnis heuer doch auf Grund der Vorleistungen aus!"

Meine Rede: Die Zentralmatura ist sowieso ein Topfen. Jeder Pädagoge weiß das. Nur die Schulpolitik in ihrem Leistungsvergleichszentralkontrollwahn hält daran fest. Mit einem positiven Jahresabschlusszeugnis im 12. oder sogar 13. Schuljahr (AHS, BHS) wird man seine "Reife" wohl ausreichend unter Beweis gestellt haben. Matura 2020 ja, aber ohne Prüfung!

Jedes fünfte Kind nicht im Lernmodus

Die "Teach for Austria"-Lehrerinnen (ca. 200 Uni-Abgänger, die in Hardcore-Schulen unterrichten) schlagen Alarm: Jeder 5. Schüler abgetaucht! Wären ca. 4000 Schülerinnen und Schüler. Ich sage, das ist schwer untertrieben. Ich kenne Klassen (NMS), da gibt es mit zwei Dritteln der Schüler 0,0 Home-Learning. Jetzt kündigt Wiens Bildungsdirektor Hausbesuche an, "um die Gründe zu prüfen". Richtig!

Lehrerin darf nicht ins Rettungsauto

Eine mir bekannte Lehrerin arbeitet nebenberuflich als Sanitäterin im Rettungsauto. Immer schon. Früher an Wochenenden, seit Corona auch unter der Woche. Jetzt bekommt sie von der Personalvertretung glatt ein Schreiben, wonach sie bei "Verletzungen in der unterrichtlichen Dienstzeit rechtliche Probleme bekommen" werde. Hallo? Da will eine helfen! Hört mir auf mit unterrichtlicher Dienstzeit!