Österreich

Kids nicht erreichbar! "Kein Guthaben, Frau Lehra"

Heute Redaktion
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Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Glattauer gibt Noten: Die Kolumne jeden Montag in "Heute".
Bild: heute.at

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Wie die Lehrerin Milad (nicht) erreicht ... Schule Mai '20: Maske rauf, Maske runter! Ramadan-Schüler fasten jetzt zu Hause. Und: Kommt bitte alle mit Auto oder Rad!

Wie die Lehrerin Milad (nicht) erreicht …

Der Minister meldet, dass jetzt nur noch "3 % der Schüler nicht erreichbar" seien. Hm. Kommt halt darauf an, wie man erreichen definiert. Kollegin A. erreicht alle ihre Schüler, sogar Milad, 14. "Sag, warum rufst du mich eigentlich nicht zurück?" – "Kein Guthaben, Frau Lehra." – "Ich habe dir mit der Post Arbeitsblätter geschickt!" – "Ich kann sie nicht machen." – "Aha. Warum nicht?" – "Wissen Sie nicht? Carona! Da sind überall Bakterien drauf!" :-)

Dieser Tage lässt der Wiener Bürgermeister für Milad & Co. 5000 Gratis-Laptops austeilen. Eh richtig und gut, Wien tut etwas, redet nicht nur. Aber Lehrerin A. fragt: "Glaubt jemand, dass Milad plötzlich lernt, nur weil er ein Tablet bekommt?" Ab 18. Mai gibt es wieder Schule für ihn. Irgendwann wird ihn die Lehrerin erreichen: "Sag, Milad, warum kommst du eigentlich nicht?"

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.

Alle seine Artikel finden Sie hier!

Note: Ungenügend

Schule Mai '20: Maske rauf, Maske runter!

Anders als jene, die jubeln, weil sie die rasche Öffnung der Schulen erreicht, um nicht zu sagen erzwungen haben, sehe ich die Entscheidung mit Sorge. Alles, was Österreichs erfolgreichen Kampf gegen Corona ausgemacht hat und ausmacht (strenge Abstands- und Hygienegebote, Maskenpflicht, etc.), ist in Schulen undurchführbar. 1,5-Meter-Abstände bei 7-Jährigen? Händewaschen von oft 100 Schülern pro Stock bei zwei Warmwasserbecken? Oder das lustige Masken-rauf-am-Gang-Masken-runter-in-der-Klasse-Spiel: Wissen die "da draußen" nicht, wie oft man als Lehrerin im Schulhaus hin- und herhetzt? Und dann die Hunderten Klassen, in denen geistig, mental, körperlich beeinträchtigte Kinder sitzen: Berührungsverbote? Das geht dort gar nicht! Ich weiß, dass Homeoffice und Homeschooling einen überlasten können, ich habe selbst zwei Schulkinder. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein: Sind Schulen eigentlich noch Bildungseinrichtungen oder längst primär Aufbewahrungsstätten für den "Fortpflanz" berufstätiger Eltern?

Note: Nicht sehr gut

Ramadan-Schüler fasten jetzt zu Hause

Normalerweise wäre jetzt die Zeit, in der sich Lehrer in gespielter oder echter Verzweiflung an die Öffentlichkeit wenden, weil die halbe Klasse vor Hunger zusammenbricht, Schulausflüge storniert werden und Prüfungen ausfallen. Richtig, Ramadan ist! Komisch, ich habe in 25 Jahren nie solche Probleme gehabt und bekenne hiermit: Ich finde Ramadan gut! Aber aktuell ist eh alles anders. Die Kinder von 700.000 Muslimen fasten und beten (oder auch nicht) seit Freitag zu Hause. Und so wird, wie unser Osterfest, nach Aufruf des IGGÖ-Präsidenten Ümit Vural auch das Fastenbrechen "nur in der Kernfamilie" erfolgen dürfen. Ich wünsche besinnliche Tage!

Note: Sehr gut

Hausunterricht für abgetauchte Kinder

VS-Kollegin Alex Sch. will Unterschriften für einen "verpflichtenden Hausunterricht für bedürftige Schüler" sammeln. Statt Kinder, die "nicht wollen oder können", (erfolglos) in die Schulen zu locken oder per Strafe zu zwingen, solle die Schulbehörde Lehrer zum Unterrichten in die Wohnungen der Schüler schicken. "Früher diente der Hauslehrer den Reichen, heute den Unerreichten." Kein übler (An-)Satz!

Note: Gut

Kommt bitte alle mit Auto oder Rad!

"Schluss mit Taxi Mama!", fordert die Initiative "Platz für Wien" und will per Volksbegehren Fahrverbote vor 350 Schulen. Gut gemeint, aber der falsche Zeitpunkt. Ich sage: Bitte, liebe Eltern, bringt eure Kinder mit dem Auto in die Schule! Damit sie nämlich nicht dazu beitragen, die Öffis zu verstopfen! Und bitte ihr auch, liebe Kolleginnen, nehmt Auto, Taxi, Fahrrad, aber NICHT die U-Bahn!

Note: Nicht genügend