Glattauer: Verstehe, dass Maturanten vom Gas gingen

Am Mittwoch endet die Corona-Schule: Juhuu?

Elf Wochen waren es. Ab morgen, Mittwoch, ist für alle wieder "Schule normal" (leider halt nur das neue "normal", auch wenn wenigstens Turnen bald wieder geht). Inzwischen ist das Lehrer-Bashing vielerorts zu Lehrer-Huldigung geworden. Auch nicht angebracht, denn immerhin konnten Lehrerinnen ihren Fokus jetzt drei Monate lang endlich auf das legen, was ihr Job ist: das Unterrichten! Kein Dauerdisziplinieren; keine Revierkämpfe in diesem Käfig namens Lehrerinnenzimmer; kein Direktor, der in der einzigen Pause die Kurzkonferenz macht, um Hauspatschenprobleme zu erörtern. Und die Schulbehörde mit ihrer Kontroll- und Administrationspranke war auch weit weg. Hatte also schon was :-)

Den besten Satz zur neuen Lage sprach übrigens wieder einmal Uni-Bildungsforscher Stefan Hopmann. Im "Standard" gefragt, ob den Schülern die paar Tage Unterricht bis zum Beginn der Sommerferien pädagogisch etwas brächten, antwortete Hopmann in vier schlanken Worten: "Natürlich bringt das nichts." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Bitte ja nicht wieder "Matura alt"!

Vor genau einem Jahr forderte ich an dieser Stelle: "Schafft die Matura ab!" Nach dem Tamtam, das ein paar aufgeregte Prüfungs-Aficionados gemacht haben, nur weil 0,1 Prozent der Maturanten bei der Schriftlichen aus guten Gründen und (auch für mich) absolut verständlich vom Gas gestiegen sind, präzisiere ich: Wer in der 8. (AHS) bzw. 5. (BHS) negativ ist, sollte zu einer Prüfung müssen. Alle anderen bekommen, feierlich umrahmt von der Präsentation ihrer Projekt-Arbeit (VWA), ein Jahresabschlusszeugnis, das "Matura" heißt. Reife bewiesen. Ich weiß, Herr Minister Faßmann, das trauen Sie sich nicht. Aber dann bleiben Sie wenigstens dabei, künftig die Jahresleistungen entscheidend (!) miteinzubeziehen! Jetzt Änderungen vorzunehmen, die de facto alles beim Alten beließen, wäre ein Kniefall vor ein paar pädagogischen Dinosauriern

Fach "Ethik" gegen Jugend-Radikalisierung

In Österreich gab es im Vorjahr 550 antisemitische Vorfälle, 100 Mal mehr als vor zehn Jahren! Seit Jahren predige ich vergebens: Gegen Radikalisierung im Schulalter würde nur die Einführung eines verpflichtenden ReligionEN-Unterrichts helfen, den Lehrer aller Konfessionen in Zusammenarbeit halten. Natürlich unter Aufsicht der Schulbehörde. So ein Fach könnte man "Religionen und Ethik" nennen. Jetzt wurde der Gesetzesentwurf für Ethikunterricht ab Herbst 2021 in Begutachtung geschickt. Verpflichtend leider nur für jene, die sich vorher von Religion abgemeldet haben. Schlecht!

Wien genehmigt weitere Schuljahre

Danke Wien! 16- und 17-jährige Schüler mit "Special Needs" dürfen, wenn sie möchten, die (teuren!) Spezial-Klassen in inklusiven Schulzentren doch wiederholen! Die Anträge, so heißt es jetzt in einem neuen Schreiben der Bildungsdirektion, werden genehmigt, "da Eltern etwas versprochen wurde und die derzeitige Ausnahmesituation das Suchen von Alternativen nahezu unmöglich macht".

"Herr Lehrer" stirbt aus: 70 Prozent Frauen!

Traurig! Nicht einmal mehr 30 Prozent unserer Lehramtsstudierenden sind Männer. Die Verweiblichung des Lehr-Berufs schreitet also voran. Weitere aktuelle Zahlen der Statistik Austria: Wenn Vater oder Mutter studiert haben, machen ihre Kinder zu 60 Prozent den "Doktor"; wenn Eltern nur Pflichtschule haben, nicht einmal zu 7 Prozent. Österreichs Schule schafft den Ausgleich weniger als Schulen anderer Länder.