Spieletests

"Gloomhaven" im Test – Top-Dungeon-Crawler auf Konsole

Der 2021 für den PC erschienene Dungeon Crawler "Gloomhaven" schafft nun endlich den Sprung auf Konsolen. Herausfordernd, aber auch sehr belohnend.

Rene Findenig
"Gloomhaven" im Test – der Top-Dungeon-Crawler begeisterte bereits auf PC, nun gibt es ihn endlich auch für Konsolen.
"Gloomhaven" im Test – der Top-Dungeon-Crawler begeisterte bereits auf PC, nun gibt es ihn endlich auch für Konsolen.
Flaming Fowl Studios, Saber Interactive

Erst gab es das (heute legendäre) Taktikbrettspiel von Isaac Childres, dann wurde daraus das PC-Game "Gloomhaven" gemacht, das es 2021 nach zwei Jahren aus dem Early Access schaffte. Die Folge: Gute bis ausgezeichnete Wertungen. Da ist es kein Wunder, dass es "Gloomhaven" nun noch einmal zwei Jahre später auf PlayStation-, Xbox- und Switch-Konsolen schafft. Das Kartenrollenspiel hat sich in der Konsolen-Version von der PC-Fassung kaum geändert und dreht sich weiter darum, eine bunte Heldentruppe zusammenzustellen und mit dieser alleine oder im Koop-Modus mit Freunden und Fremden gegen zahlreiche Monster zu bestehen sowie finstere Höhlen und unheimliche Verliese nach Beute zu durchkämmen.

Gespielt wird klassisch rundenbasiert in einem mittelalterlichen Fantasy-Setting. Seine Truppe aus mindestens zwei und maximal vier Söldnern darf man sich im Verlauf des Spiels der Macher Flaming Fowl Studios und Saber Interactive aus 17 einzigartigen Charakteren mit ihren jeweils individuellen Fähigkeiten auswählen – zählt man alle Skills in "Gloomhaven" zusammen, kommt man gar auf unfassbare 1.000 oder mehr. Das Besondere am Game ist aber auch, dass man mit Haupt- und Nebenabenteuer nicht nur neue Charaktere freischaltet, sondern die in der Truppe aktiven auch schon mal in den Ruhestand gehen können. Spieler sind zu einem herausfordernden und Spaß machenden Personal-Management gezwungen.

Spieler schreiben sich die Story einfach selbst

Kernstück des Games ist eine Kampagne mit fast 100 Story-Missionen, die direkt auf dem klassischen Brettspiel basiert. Sie wird von hervorragenden Sprecher erzählt, statt aufwändiger Videosequenzen gibt es aber meist "nur" Bild- und Text-Einblendungen. Dennoch gefällt der Game-Stil gut. Eine wirkliche Haupthandlung gibt es dabei nicht, denn der Spieler schreibt sich seine Geschichte in der Stadt Gloomhaven selbst und kann etwa die Dorfbewohner vor finsteren Gesellen beschützen, aber auch plündernd durch die Spielwelt ziehen oder sich einem rätselhaften Kultisten-Orden anschließen. Welche Wendung die Story nehmen soll, wird durch mehrere Entscheidungs-Optionen im Verlauf des Titels festgelegt.

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    Erst gab es das (heute legendäre) Taktikbrettspiel von Isaac Childres, dann wurde daraus das PC-Game "Gloomhaven" gemacht, das es 2021 nach zwei Jahren aus ...
    Erst gab es das (heute legendäre) Taktikbrettspiel von Isaac Childres, dann wurde daraus das PC-Game "Gloomhaven" gemacht, das es 2021 nach zwei Jahren aus ...
    Flaming Fowl Studios, Saber Interactive

    Wie sehr sich die Macher an der riesigen Fan-Community orientieren, zeigt zudem der Modus "Gildenmeister-Abenteuer". Dabei handelt es sich um mehrere Dutzend Missionen, die von den Entwicklern gemeinsam mit den Spielern ausgedacht und umgesetzt wurden – und schließlich zu einer neuen Region im Spiel mit besonders knackigen Herausforderungen führten. Bei der Wahl der Figuren für die eigene Truppe findet sich alles von klassisch bis kreativ – vom muskelbepackten Nahkämpfer über die flinke Fernkämpferin bis zu Magiern und Beschwörern. Anfangs haben Spieler Zugriff auf sechs Basis-Klassen, elf weitere schalten sich dann frei, wenn man die auf die jeweiligen Figuren abgestimmten Missionen abschließt. 

    Komplexe Mechanik, die viel Karten-Spaß macht

    Mit dieser einfachen Mechanik, die die jeweils freigespielten Charaktere auch gleich in Pension schickt und aus der Truppe entfernt, schafft es "Gloomhaven" einerseits spaßig und andererseits nachvollziehbar, Zocker dazu zu bewegen, immer neue Klassen auszuprobieren und die Besetzung der eigenen Truppe laufend anzupassen. Und: Anders als bei vielen Konkurrenten gibt es die perfekte Team-Besetzung in "Gloomhaven" nicht, denn die Stärke oder Schwäche der Truppe wird nicht von den besetzten Klassen, sondern nur im Zusammenspiel mit den gewählten Fähigkeiten und Karten bestimmt. Karten? Ja, für jedes Gruppenmitglied legen sich Spieler Karten in ein Deck, von denen im Kampf je Runde pro Figur zwei gewählt werden.

    Jede Karte verfügt dabei über einen Initiative-Wert und zwei Skills. Die erste gewählte Karte pro Runde bestimmt den Initiative-Wert, die zweite die Aktion – also zuerst, wann man in der Runde an die Reihe kommt und danach, ob man angreifen, zaubern oder sich bewegen will. Komplex wird es, weil die beiden Karten immer nur im Zusammenspiel mit den jeweiligen Kartenhälften und den vorhandenen Fähigkeiten genutzt werden können und dann abgeworfen werden und erst ins Deck zurückwandern, wenn man eine Runde pausiert. Karten mit Spezialangriffen wiederum können nur einmal pro Kampf eingesetzt werden. Klingt alles recht kompliziert und spielt sich anfangs auch so, den Dreh hat man aber schnell raus.

    "Gloomhaven" im Test – Top-Dungeon-Crawler auf Konsole

    Dafür, dass "Gloomhaven" auch absolute Neulinge nicht abschrecken sollte, sorgt ein sauberes Tutorial, das Schritt für Schritt durch die Mechaniken führt und gleichzeitig auch noch Laune macht. Wie wichtig die Klassen- und Kartenzusammenstellung ist, zeigt sich bereits nach den ersten Kämpfen und auch dadurch, dass sie durch taktisches Abwerfen Gesundheit entweder wiederherstellen oder Schaden abwenden können. Gehen einer Figur allerdings die Karten aus, muss sie den Kampf von der Seitenlinie aus weiterverfolgen. Welche Karten gespielt, geopfert und gebunkert werden, will vor allem dann bedacht werden, wenn man nicht alleine, sondern im Koop spielt. Mit Levelaufstiegen steigt zudem die Zahl der Karten im Deck stetig an.

    Interessant ist zudem ein Effektsystem, bei dem mit jeweils drei erspielten Punkten Effekte für das Deck freigeschaltet oder negative Eigenschaften daraus entfernt werden können. Und auch ein kleines Ausrüstungssystem gibt es, bei dem man Spiel-Gold gegen Rüstungen und Waffen sowie Items tauscht, die Statuseffekte besitzen oder einmalige Boosts pro Kampf liefern. Kritikpunkte liefert das Game eigentlich nur technisch, denn die Grafik wirkt einigermaßen angestaubt und die eingeblendete Steuerelemente sind anfangs unübersichtlich. Dass das Spiel für viele gewählte Aktionen eine Extra-Bestätigung einfordert, irritiert zu Beginn. "Gloomhaven" ist dennoch ein Top-Dungeon-Crawler, der endlich den Weg auf Konsolen gefunden hat.