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Goldener Bär für iranischen Film "Taxi"

Heute Redaktion
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Bild: AP

Die Jury der 65. Berlinale setzt ein Zeichen: Der regimekritische Iraner Jafar Panahi ist am Samstag für seinen Film "Taxi" mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Der Preis wurde Panahi in Abwesenheit verliehen. Das iranische Regime hat über den Regisseur ein Arbeits- und Ausreiseverbot verhängt.

Die Jury der 65. Berlinale setzt ein Zeichen: Der regimekritische Iraner Jafar Panahi ist am Samstag für seinen Film "Taxi" mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Der Preis wurde Panahi in Abwesenheit verliehen. Das iranische Regime hat über den Regisseur ein Arbeits- und Ausreiseverbot verhängt.

Für das deutsche Bankräuber-Drama "Victoria" von Regisseur Sebastian Schipper gab es einen Silbernen Bären für die beste Kamera - 140 Minuten lang nonstop geführt von dem Norweger Sturla Brandth Grovlen. "Victoria" bekam auch den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater.

Als beste Schauspieler wurden die Briten Charlotte Rampling und Tom Courtenay geehrt. Sie spielen in dem Drama "45 Years" von Andrew Haigh ein verzweifelt um seine Beziehung kämpfendes Ehepaar.

Nichte nahm Preis entgegen

Panahis heimlich gedrehter Film "Taxi" wurde auf unbekannten Wegen nach Berlin geschmuggelt. Für die halbdokumentarische Komödie setzte sich Panahi selbst in ein mit drei Kameras ausgestattetes Taxi. Er ließ dort seine Fahrgäste vom schwierigen Alltag in Teheran erzählen. Den Preis für Panahi nahm seine kleine Nichte entgegen. "Ich bin nicht in der Lage etwas zu sagen, ich bin zu ergriffen", sagte sie weinend. Auch Panahis Ehefrau war im Publikum.

Zuletzt ging der Goldene Bär im Jahr 2011 in den Iran. Den Hauptpreis holte damals Asghar Farhadis Scheidungsdrama "Nader und Simin - Eine Trennung", das auch den Oscar gewann.

Die Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky ("Black Swan") entschied sich damit nicht für die Werke großer Altmeister wie Terrence Malick, Werner Herzog und Peter Greenaway. Stattdessen blickte das Gremium, in dem auch der deutsche Schauspieler saß, vor allem Richtung Lateinamerika. Den Großen Preis der Jury erhielt das chilenische Drama "El Club" (Der Club) von Pablo Larrain. Der Film handelt von Priestern, die Kinder missbraucht haben.

Ebenfalls nach Chile ging der Bär für das beste Drehbuch: Regisseur Patricio Guzman bekam den Preis für den Dokumentarfilm "Der Perlmuttknopf" über die blutige Geschichte seines Heimatlandes. Guatemala, das erstmals im Wettbewerb vertreten war, holte mit dem Frauen-Drama "Ixcanul Volcano" von Jayro Bustamante den Alfred-Bauer-Preis. Die Auszeichnung wird an Filme vergeben, die dem Kino neue Perspektiven eröffnen.

Die restlichen Preise

Den Preis für die beste Regie teilen sich zwei Filmemacher. Ausgezeichnet wurde "Aferim!" vom rumänischen Regisseur Radu Jude, ein Schwarz-Weiß-Film über Sklaverei im 19. Jahrhundert in der Walachei. Zugleich wurde "Body" der Polin Malgorzata Szumowska geehrt. In dem Film geht es um das zerrüttete Verhältnis eines Vaters zu seiner magersüchtigen Tochter. Der "Victoria"-Kameramann teilt sich den Silbernen Bären mit dem Kamerateam des russischen Endzeit-Dramas "Under Electric Clouds" von Alexei German.

Der Goldene Bär und der Silberne Bär für den besten Kurzfilm gingen an "Hosanna" von Na Young-kil (Südkorea) und "Bad at Dancing" von Joanna Arnow (USA). Die beiden österreichischen Beiträge, der experimentelle Horrorfilm "THE" von Billy Roisz und Dieter Kovacic sowie Sebastian Brameshubers "Of Stains, Scrap & Tires", gingen damit leer aus.

Die elftägigen Berliner Filmfestspiele zeigten mehr als 400 Filme aus aller Welt. Im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären waren 19 Regiearbeiten.

Die vollständige Liste der Preisträger finden Sie auf der nächsten Seite.

Alle Preisträger

GOLDENER BÄR: "Taxi" von Jafar Panahi (Iran)

SILBERNER BÄR, GROSSER PREIS DER JURY: "El Club" von Pablo Larrain (Chile)

SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE: Radu Jude (Rumänien) für "Aferim!" Malgorzata Szumowska (Polen) für "Body"

SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE DARSTELLERIN: Charlotte Rampling in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)

SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN DARSTELLER: Tom Courtenay in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)

SILBERNER BÄR FÜR HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG: Sturla Brandth Groveland - Kamera in "Victoria" von Sebastian Schipper (Deutschland) Evgeniy Privin und Sergey Mikhalchuk - Kamera in "Under Electric Clouds" von Alexei German (Russland)

SILBERNER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH: Patricio Guzman (Chile) für "Der Perlmuttknopf"

ALFRED-BAUER-PREIS: "Ixcanul Volcano" von Jayro Bustamante (Guatemala)"

GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM: "Hosanna" von Na Young-kil (Südkorea)

SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM: "Bad at Dancing" von Joanna Arnow (USA)

BESTER ERSTLINGSFILM: "600 Millas" (600 Miles) von Gabriel Ripstein (Mexiko)

Preise der Nebenjurys:

PREIS DER ÖKUMENISCHEN JURY: "Der Perlmuttknopf" von Patricio Guzman, "Ned Rifle" von Hal Hartley, "Histoire de Judas" von Rabah Ameur Zaimeche

FIPRESCI-PREIS DES INTERNATIONALEN VERBANDES DER FILMKRITIK: "Taxi" von Jafar Panahi, "Paridan az Ertefa Kam" (A Minor Leap Down) von Hamed Rajabi, "Il gesto delle mani" (Hand Gestures) von Francesco Clerici

PREIS DER GILDE DEUTSCHER FILMKUNSTTHEATER: "Victoria" von Sebastian Schipper

PREISE DER CICAE (Internationaler Verband der Filmkunsttheater): "Que Horas Ela Volta?" von Anna Muylaert, "Zurich" von Sacha Polak

AMNESTY INTERNATIONAL FILMPREIS: "Tell Spring Not to Come This Year" von Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy

FRIEDENSFILMPREIS: "The Look of Silence" von Joshua Oppenheimer

LABEL EUROPA CINEMAS: "Mot Naturen" von Ole Giæver und Marte Vold

TEDDY AWARD: "Nasty Baby" von Sebastian Silva

MADE IN GERMANY - FÖRDERPREIS PERSPEKTIVE: Oskar Sulowski für "Rosebuds"

DFJW-PREIS DIALOGUE EN PERSPECTIVE: "Ein idealer Ort" von Anatol Schuster

CALIGARI-FILMPREIS: "Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III" von Kidlat Tahimik

HEINER-CAROW-PREIS: "B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin" von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange