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Google-App macht Radler zum Raubverdächtigen

Der Amerikaner Zachary McCoy ist begeisterter Radfahrer. Jetzt hätte ihn seine Tracking-App jedoch beinahe unschuldig ins Gefängnis gebracht.

Heute Redaktion
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(Symbolfoto): Der 30-jährige US-Amerikaner Zachary McCoy verwendete beim Radfahren die Tracking App "RunKeeper".
(Symbolfoto): Der 30-jährige US-Amerikaner Zachary McCoy verwendete beim Radfahren die Tracking App "RunKeeper".
Bild: iStock

Diese E-Mail traf Zachary McCoy wie ein Schlag: Er war gerade dabei, sich auf seinen Job in einem Restaurant in Gainesville (Florida) vorzubereiten, als er überraschend Post vom Support-Team für rechtliche Ermittlungen von Google bekam.

Was will Google von mir?

Dieses teilte ihm mit, dass die örtliche Polizei Informationen zu seinem Google-Konto angefordert hatte. Wenn er binnen einer Woche keinen Einspruch dagegen einlegte, würde das Unternehmen seine Daten freigeben. "Ich wurde von einer wirklich tiefen Angst getroffen", erinnerte sich der 30-jährige McCoy im Interview mit "NBC News".

Er war sich sicher, nichts falsch gemacht zu haben - dennoch hatte er Angst, wegen etwas angeklagt zu werden. Wie Millionen anderer Amerikaner besaß McCoy ein Android-Handy, das er mit seinem Google-Konto verknüpft hatte, und verwendete eine Reihe von Google-Produkten, darunter Google Mail und YouTube. "Ich wusste nicht, worum es ging, aber ich wusste, dass die Polizei etwas von mir bekommen wollte", sagte der 30-Jährige.

Der einzige Hinweis um herauszufinden, worum es gehen könnte, war eine Fallnummer in der Mitteilung von Google. Bei seiner Recherche auf der Website der Gainesville Police Department, fand der Amerikaner einen 10 Monate zuvor angelegten Polizeibericht über einen Einbruch in das Haus einer 97-jährigen Frau, die weniger als zwei Kilometer von seiner Wohnung entfernt wohnte. Ihr wurden mehrere Schmuckstücke gestohlen, darunter einen Verlobungsring im Wert von über 2.000 US-Dollar.

Was hat dieser Einbruch mit ihm zu tun?

McCoy wusste, dass er nichts mit dem Einbruch zu tun hatte. Auch war er noch nie im Haus des Opfers gewesen. In Panik beauftragte er den Anwalt Caleb Kenyon, der die Hintergründe der Google-Nachricht herausfinden sollte.

Und tatsächlich! Kenyon erfuhr, dass die Benachrichtigung durch einen sogenannten "Geofence-Haftbefehl" ausgelöst worden war, ein polizeiliches Überwachungstool von Google, das die Standortdaten aller in der Nähe eines Tatorts befindlichen Personen auffängt - aus GPS, Bluetooth, Wi-Fi und Mobilfunkverbindungen - ganz egal, ob diejenige etwas mit dem Verbrechen zu tun hat oder nicht.

Plötzlich Hauptverdächtiger

McCoy untersuchte sein Telefon. Als begeisterter Biker verwendete er eine Trainings-Tracking-App, RunKeeper, um seine Fahrten aufzuzeichnen. Er stellte fest, dass er am Tag des Einbruchs innerhalb einer Stunde dreimal am Haus des Opfers vorbeigekommen sei. "Es war ein Alptraumszenario", erinnert sich der 30-Jährige: "Ich war plötzlich der Hauptverdächtige."

Sein Anwalt sagte, die Polizei hätte sich besonders für McCoys Gerät interessiert, nachdem sie den ersten Stapel anonymisierter Daten überprüft hatten. Sie kannten die Identität des Gerätebesitzers nicht, daher fragten sie bei Google an - und das Unternehmen schickte McCoy besagte Nachricht. Der Kreis schloss sich.

Die Polizei von Gainesville lehnte eine Stellungnahme ab.

Eingriff in die Privatsphäre

Google selbst bezeichnet die "Geofence-Haftbefehle" als "erheblichen Eingriff in die Privatsphäre", doch die Strafverfolgungsbehörden beschwichtigen, dass diese Sorge übertrieben sei.

Die Polizei würde keine identifizierenden Informationen über einen Google-Nutzer erhalten, bis sie ein Gerät findet, das ihren Verdacht auf sich zieht. Und die Informationen allein reichen nicht aus, um jemanden eines Verbrechens anzuklagen, heißt es.