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Gott hat hoffentlich Humor

Heute Redaktion
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Bild: Imago

Reingraben, festbeißen, draufhalten. Die Untiefen der österreichischen Seele waren die Spielwiese, auf der Manfred Deix jahrzehntelang tollte. Am Samstag erlag der legendäre Lustzeichner seinem Krebsleiden. "Heute"-Kulturchefin Maria Dorner würdigt in ihrem Nachruf ein Leben ganz im Zeichen der Kunst.

Reingraben, festbeißen, draufhalten. Die Untiefen der österreichischen Seele waren die Spielwiese, auf der Manfred Deix jahrzehntelang tollte. Am Samstag erlag der legendäre „Lustzeichner“ seinem Krebsleiden. "Heute"-Kulturchefin Maria Dorner würdigt in ihrem Nachruf ein Leben, das ganz im Zeichen der Kunst stand.
In der Schule verscherbelte er selbst skizzierte Nackerpatzerln an seine Mitschüler, als Elfjähriger amüsierte er mit einem wöchentlichen Comicstrip in der Kirchenzeitung, ab 1972 veröffentlichte er „Profil“, „Trend“, „Spiegel“. Seine Feder tobte, wo selbst die spitzeste Zunge verstummte: „Satire darf alles und muss alles, was mit der Moral des Zeichners zusammengeht“, so das Selbstverständnis.

Seine „Deixfiguren“ gaben dem schonungslosen Realismus einen (herrlich unförmigen) Körper, fanden als solche gar Eingang in den Duden.

Schwabbelbäuche, Hängebrüste, Minizumpferl

2001 bekam Deix' Schaffen eine Heimat in der Dauerausstellung im Karikaturmuseum Krems. Der Cartoonist mit ausgeprägter Passion für Katzen und die US-Band „Beach Boys“ schwang seinen Stift gegen Sexismus, Rassismus und Bigotterie. Er frönte Schwabbelbäuchen, Hängebrüsten und Minizumpferln, bezeichnete sich als „Harmoniejunkie“ und gefiel sich doch unkonventionell und undiszipliniert.

Davon zeugen nicht nur zahlreiche gegen ihn angestrengte Verfahren, sondern auch sein Rauswurf aus der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wegen „Schulschwänzens“ und der Raubbau an seinem eigenen Körper („Ich zeichne, rauche, saufe!“). 2014 erlitt Deix einen schweren Zusammenbruch, am Ende war die Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber wohl zu groß.

Neben unsagbarer Trauer bleibt jetzt nur zu hoffen, dass der Himmelvater Humor hat. In ihm sah Deix zeitlebens ein Fabelwesen: Er malte ihn als vieräugigen Kopffüssler, machte ihn zum Wurzelzwerg mit Kruzifix im Kopf, verlieh ihm Busen und Bart. Bestimmt, der Herrgott wird lachen.