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Götterdämmerung im Marvel-Universum

Heute Redaktion
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Der dritte Teil der Marvel-Heldensaga um Odin und seine streitenden Kinder Thor, Loki und Hela, ist unter Regisseur Taika Waititi nah an die Comicvorlagen angelehnt, besonders aber an jene von Jack Kirby.

Für alle, die vor Filmstart nichts über die Handlung in "Thor: Ragnarok - Tag der Entscheidung" wissen wollen sei hier gesagt: Spoileralarm!!!

Der Begriff Ragnarök kommt aus dem Altnordischen und bedeutet sinngemäß „Schicksal der Götter", "Untergang der Götter", Weltuntergang oder frei übersetzt "Götterdämmerung".

Der Anfang vom Ende

Vielmehr ist Ragnarök aber das Ende der alten Welt und der Beginn von etwas Neuem. Ging es Steven Strange alias Dr. Strange nicht ebenso? Esrt als er sein dekadentes Leben als Gehirnchirurg aufgab, konnte aus ihm etwas Gutes, wirklich Sinnvolles entstehen.

Asgard ist kein Ort...

In der Mythologie schildert "Ragnarök/Ragnarok" eben genau diese "brave new world", die überhaupt erst nach dem Untergang der alten Welt durch das Böse entstehen kann. Gleich einer Wiedergeburt oder einem Phönix, der aus der Asche steigt. Bevor es jedoch zum filmischen Fall von Asgard kommt, passiert noch so einiges, was die Herzen echter Marvel Fans (egal ob Comic- oder Filmafin!) höher schlagen lässt.

Comic versus Mythologie

Anders als in der nordischen Mythologie überleben hier die titelgebenden Helden Thor (Chris Hemsworth) und Loki (Tom Hiddleston), während Gottvater Odin (Anthony Hopkins) nun endgültig das Zeitliche segnet. Wäre ja auch nicht sehr clever, den feschen Titelhelden sterben zu lassen, wenn er am Höhepunkt seiner Superhelden-Karriere angelangt ist.

Hommage an Jack Kirby

Sieht man sich den Nachspann von "Thor: Ragnarok - Tag der Entscheidung" genauer an, wird eines schnell klar: hier haben hunderte, wenn nicht tausende Menschen alleine an den Visual Effects gearbeitet. Was im Film knallbunt und trashig ins Auge poppt, ist akribisch detailgetreuste Arbeit. Denn mit der Entscheidung, die nordische Mythensage rund um Odin und seine ewig streitenden Söhne dem Neuseeländer Taika Waititi anzuvertrauen, wollten die Marvel-Macher "Thor" auf eine neue Ebene heben. Der Donnergott sollte dem Publikum nun als gereifter Mann erscheinen, der sich mittlerweile schnell an neue Welten und deren Herausforderungen anpassen kann. Die Produktionsdesigner vollbrachten hier wahrlich ein kleines Meisterwerk, unter anderem wenn Thor auf den Müllplaneten Sakaar fällt - und das ganz im Sinne von Jack Kirbys wunderbaren Comicvorlagen. Loki hat zumindest seine wahre Freude daran.

Alte versus neue Comics

Sieht man sich die älteren "Thor"-Comics an, hinterlassen diese ein eher düsteres, beinahe depressives Bild der "Götterdämmerung". Hier führt, angelehnt an die nordische Mythologie, Loki die Asen in den Untergang, er tötet seinen Vater Odin. Weil Loki aber so ein charmanter, witziger und höchst beliebter Schurke ist, darf er hier seine "menschliche" Seite zeigen, besser gesagt seine göttliche und seinem Bruder heldenhaft zur Seite stehen.

Erwachsene Brüder mit kindischen Bubenstreichen

Der Gott der Lügen und Tricks scheint, wie Thor, eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht zu haben. Beide Brüder scheinen hier erwachsener, wenngleich sie sich natürlich immer noch recht bubenhaft bekriegen. (Vor allem das alte Spiel, welches Loki seit seiner Kindheit hasst "Get help".) Doch die beiden haben ihre Momente, unter anderem an der Seite ihres sterbenden Vaters. Man stellt sich plötzlich vor, wie es denn wäre, würden beide Odinson-Buben in Asgard regieren. Und warum eigentlich nicht. Zusammen sind sie doch ein unschlagbares Team.

Thor ist auch ohne seinen Hammer "hammerstark"

À propos schlagkräftig: Seinen geliebten Hammer muss Thor im dritten Teil leider abgeben, denn es passiert, was selbst Thor nicht vorausgeahnt hat - jemand erweist sich dem Hammer "Mjolnir" als würdig. Naja, würdig im Sinne von ebenso stark. Und dieser jemand ist niemand geringerer als Odins erstgeborene Tochter Hela (großartig: Cate Blanchett). Die Todesgöttin wurde einst vom Vater selbst verbannt und weggesperrt, das erklärt auch ihre Wut, ihren Hass und ihre mädchenhaften Rachegelüste. Wunderbar angelehnt an die Comics ist auch hier Helas Figur, als erschreckend schöne, betörende Sirene, die ihr Geweih so wunderbar elegant ausfährt, dass man den Maskenbildern und Visual Effects wieder danken muss. Und Mjölnir? Den braucht der Gott des Donners nun nicht mehr, das schicke Anhängsel war mehr Mittel zum Zweck.

Haarscharf an der Comic-Vorlage

Gleich einem psychedelischen Rauschzustand taucht man ein in die letzten Ecken des Alls, fühlt sich wie Steven Strange als er seine erste bewußtseinserweiternde Reise durchs Weltall machen durfte und landet schließlich, zusammen mit dem Donnergott, auf dem Planeten Sakaar. Das Design zu diesem "Müllplaneten" war unter anderem eine der Hauptaufgaben der Produktionsdesigner Dan Hennah und Ra Vincent. Und genau hier griffen die Designer auf Jack Kirbys legendäre Comicentwürfe zurück. Man kann sagen, Sakaar ist DIE Hommage an Jack Kirby und dessen unglaublich kreative Visionen vom Marvel Universum. Alles in allem wird hier klar, wie viel Liebe, Leidenschaft und Freude Marvel in diesen "Thor"-Teil gesteckt hat.

Knallbuntes Setdesign

Die neueren Marvel-Comics rund um Thor sind hingegen farbenfroher und auch detailgenauer. Genauso detailgetreu und bunt hat Waititi nun sein erstes filmisches Großprojekt umgesetzt. Die Charaktere sind, mal abgesehen vom unglaublichen Hulk, wunderschön anzusehen. Ja, auch die Bösewichte oder vor allem die Bösewichte. Cate Blanchett gibt hier eine besonders herausragende Vorstellung der verstoßenen und rachsüchtigen Odin-Tochter. Köstlich auch der Blick von Thor und Loki, als der sterbende Gottvater seinen Jungs von deren Existenz erzählt. Alles in allem, ist dieser Thor Teil wohl der mit Abstand gelungenste. Der berühmte Marvel-Humor ist hier besonders ausgefeilt, wenngleich "Spiderman - Homecoming" und "Civil War" wohl auch eher zu den Komödien unter den "Avengers"-Verfilmungen gehören.

Ein Held wird erwachsen

Thor trifft in diesem Teil auf ebenbürtige Gegner, erweist sich als würdevoller Nachfolger Odins, als immer wieder versöhnlicher Bruder und Held, der auch ohne seinen Hammer ein Superheld sein kann. So manch einer mag vielleicht beim Fall Asgards ein Tränchen verdrücken, aber wie sagte Odin doch so schön? "Asgard ist kein Ort, es sind seine Menschen." Und dieses anrührende Schlussbild, als Thor, Loki und Co vom Raumschiff aus den Zerfall Asgards mitansehen, läßt in uns (Marvel-Fans) die Hoffnung auf eine neue, bessere Welt aufkeimen. Man wird sehen. Comic-Fans kommen hier aber auf jeden fall auf ihre Rechnung.

Kinostart ist am 31. Oktober 2017 in den österreichischen Kinos.

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