Die zwölfjährige Luise wurde am Sonntag im Bundesland Rheinland-Pfalz in Deutschland tot aufgefunden. Wie die Ermittelnden bei einer Pressekonferenz am Dienstag bekannt gaben, verstarb das Mädchen infolge "zahlreicher Messerstiche".
Bei den mutmaßlichen Täterinnen handle es sich um zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren. Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft, gibt es für die Mädchen keine strafrechtlichen Sanktionen, da sie unter 14 Jahre und damit strafunmündig seien.
Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ordnet die Tat ein.
Die Tat ist grauenhaft und schockierend. Solche Ereignisse sind aber glücklicherweise sehr selten. Pro Jahr werden in Deutschland im Durchschnitt zwölf unter 14-Jährige als Beschuldigte von Straftaten gegen das Leben registriert – davon ist nur eine Minderheit weiblich.
Es gibt daher keinen Wissensstand bezüglich der Erklärungsansätze solcher Taten. Möglicherweise gab es im Vorfeld einen Konflikt zwischen den Beteiligten. Möglicherweise spielt es eine Rolle, dass es wohl zwei Täterinnen waren, die sich gegenseitig in ihren Aktionen aufgestachelt haben.
Es macht den Eindruck, dass wir es mit Personen mit hoher krimineller Energie zu tun haben. Man muss aber zwischen der Tat und den Täterinnen differenzieren. Eine solch brutale Tat muss nicht notwendigerweise von brutalen, völlig empathielosen Personen begangen werden.
Solche Übergriffe können auch aus einer situativen Eskalation heraus entstehen. In diesem Fall muss man aber bedenken, dass die Täterinnen anscheinend ein Messer dabei hatten und damit zumindest in Kauf genommen haben, es zur Drohung oder Ähnlichem einzusetzen.
Hier sind mindestens zwei Strategien denkbar: Erstens, dass Eltern die Beteiligung ihres Kindes komplett leugnen und von sich weisen, dass es so etwas Grausames getan hat. Erst mit der Zeit realisieren sie dann durch die polizeilichen Beweise, dass ihr Kind so gehandelt hat, wobei sie dann vielleicht versuchen, die Schuld bei der Mittäterin zu suchen.
Zweitens können Eltern unter der Schuld, die ihr Kind auf sich geladen hat, und damit indirekt auch auf sie, mehr oder weniger zusammenbrechen. Das familiäre Zusammenleben ändert sich komplett, bis hin zur Scheidung oder ähnlichen, auch selbstverletzendes Verhalten ist denkbar. Polizei, Staatsanwaltschaft und das Jugendamt werden in den kommenden Monaten sehr genau die familiäre Situation untersuchen – auch das ist eine Belastung.
Angehörige von Opfern wünschen sich in der Regel keine besonders harten Strafen. Sie wollen aber, dass es eine Strafverfolgung gibt und die Täterschaft die Strafe erhält, die ihr zusteht. Diesem Bedürfnis wird nicht Rechnung getragen, wenn es keinen Strafprozess mit Verurteilung gibt. Das ist für die Angehörigen eine zusätzliche Belastung.
Gleichwohl bedeutet Strafunmündigkeit nicht, dass nun gar nichts passiert. Es erfolgt keine gerichtliche Verurteilung, das ist richtig. Die Täterinnen und die Familien werden dennoch Reaktionen erleben. Das Jugendamt wird beispielsweise prüfen, ob eine Fremdplatzierung notwendig wird.
Das Mädchen aus Freudenberg im Siegerland hatte sich laut Polizei am frühen Samstagabend nach einem Besuch bei einer Freundin zu Fuß auf den Heimweg gemacht. Nachdem es dort nicht angekommen war, alarmierten die Eltern die Polizei, die eine groß angelegte Suche startete. In einem Waldstück nahe dem ehemaligen Bahnhof von Wildenburg wurde dann am Sonntagvormittag die Leiche gefunden. Allerdings liegt der Fundort laut "Bild" in fast entgegengesetzter Richtung zu ihrem Heimweg.
Bei den Täterinnen handle sich um zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren aus dem Bekanntenkreis von Luise. Laut Staatsanwalt gibt es keine strafrechtlichen Sanktionen, da die Tatverdächtigen unter 14 Jahren und damit strafunmündig seien.
Die Mädchen hätten gegenüber den Ermittelnden Details zur Tat genannt und diese gestanden. Der Fall sei besonders, weshalb die Behörden aus Persönlichkeits- und Jugendschutzgründen nur wenige Details zur Tat öffentlich machen. Die Suche nach Beweismitteln dauere noch an, unter anderem sei die Tatwaffe noch nicht gefunden worden.
Die Tatverdächtigen seien in die Obhut des Jugendamts übergeben worden. Mario Mannweiler, Leiter der Staatsanwaltschaft, sagt: "Was die Frage nach dem möglichen Motiv anbelangt, ist die Sache höchst komplex. Was für Kinder möglicherweise ein Motiv für die Tat ist, würde sich einem Erwachsenen nicht erschließen."
Wie "Focus online" berichtet, sollen die mutmaßlichen Täterinnen aus Rache gehandelt haben. Die Tat soll nach einem Streit unter drei Schülerinnen passiert sein. Die 12-jährige Luise soll sich angeblich über eines der beiden Mädchen aus ihrem Bekanntenkreis lustig gemacht haben, heißt es in dem Bericht weiter.
Die Artikel-Chronologie zum Fall Luise (12):
Deutsche Schülerin (12) am Heimweg in Wald getötet (13. März 2023)
Schülerin (12) getötet – sind Täter selbst noch Kinder? (14. März 2023)
Mädchen töteten Luise (12) mit "zahlreichen Messerstichen" (14. März 2023)
Die Polizei wollte dies allerdings nicht bestätigen. Nach den bisherigen Aussagen soll es zwar Streit zwischen den Mädchen gegeben haben, es dürfte aber kein geplanter Racheakt gewesen sein. Laut "Bild" soll der tödliche Angriff aus einer banalen Auseinandersetzung entstanden sein und keine Vorgeschichte haben.
Die Ermittlungen der Polizei laufen weiter auf Hochtouren.