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Greatest Showman: Was für ein Zirkus!

Hugh Jackman im FeelGood-Musical Greatest Showman. Bombastische Show mit Zac Efron, Zendaya, Michelle Williams.

Heute Redaktion
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"Greatest Showman" ist Hugh Jackman wie auf den Leib geschrieben. Der Australier ist heiß begehrt für Eröffnungsnummern. Für seine Tony-Awards-Eröffnung (Musical-Oscars) wurde er mit einem Emmy (TV-Oscar) ausgezeichnet, für die Oscars selbst durfte er bereits eröffnen. Stellen Sie sich solch eine Show in einer Länge von rund zwei Stunden vor. Kritische Zwischentöne bleiben auf der Strecke, doch das kann man bei all dem Glanz und Glamour leicht ignorieren.

Bombastische Show, drei Golden Globe Nominierungen

"Greatest Showman" ist ein Musical wie es im Buche steht: Perfekte, bombastische Choreografien, Feuerwerk, große Liebe und große Dramen. Schon vor dem Österreich-Filmstart trudelten drei Golden-Globe-Nominierungen ein (als bester Film/Musical, für Hugh Jackman als bester Schauspieler und für den Song "This Is Me").

Greatest Showman "This Is Me" (nominiert für einen Golden Globe als Best Original Song in a Motion Picture)

Schlitzohr, Schlawiner, Betrüger und Filmheld

P.T. Barnum (Jackman) war der Erfinder der Werbung, der König aller Schlawiner, Schlitzohren und Betrüger, der sich am wohlsten im Mittelpunkt des Geschehens und immer im Rampenlicht fühlte. Er sorgte auch dafür, dass heute jeder weiß, dass Werbung verlogen ist. Er war der Erfinder des Zirkus wie wir ihn heute kennen und der perfekte Selbstdarsteller. Eine schillernde Persönlichkeit, die sich selbst "Prinz des Humbug" nannte.

Dem eher hässlichen Barnum hätte es sicher sehr gefallen, dass Jackman, einst "Sexiest Man Alive" ihn nun verkörpert. Wenn es um seine eigene Vergangenheit ging, log der erfolgreiche Geschäftsmann, bis sich die Balken bogen. "Es gibt keine schlechte Publicity", ist Barnums legendärster Spruch. Solange die Leute über einen reden, ist das gut, egal, was sie sagen.

Trailer 1

Gute Show und gute Laune statt gute Recherche

Mit der Wirklichkeit hat die Story des Films nicht viel zu tun. Die Skandale und schlechten Seiten des immer an der Grenze zum Betrug (oder schon jenseits davon) agierenden Barnum werden nur ganz nebenbei erwähnt, wenn überhaupt. Stattdessen schafft "Greatest Showman", was ein gutes Musical können muss: Man geht mit einem Lächeln aus dem Kino. Und "Greatest Showman" schafft nicht nur das, nein, man fühlt sich dabei auch pudelwohl in seiner Haut.

Politsch Korrekten bleibt die Luft weg

Barnum sammelte für seinen Zirkus Kuriositäten, die jedem politisch korrekten Menschen das Fair-Trade-Obst in der Kehle stecken bleiben lässt. Ein Zwerg, ein Riese, siamesische Zwillinge, eine bärtige Lady und ein über und über mit Tätowierungen übersäter Mann sind Attraktionen in Barnums Zirkus. Die Leute kommen, um sie auszulachen. Doch die Zirkustruppe dreht den Spieß um und finanziert sich durch die Gaffer ihr Leben.

Wer ist hier der Freak?

Als die Gestalten im Film von der englischen Königin Victoria empfangen werden, wirkt die Queen absonderlicher als die sogenannten Freaks. Die Message ist aktuell und entspricht voll unserem Zeitgeist: Schaut uns an, wir sind anders. Wir schämen uns nicht dafür, denn das ist nichts Schlechtes. Im Gegenteil, es macht uns besonders, es ist unsere Stärke und wir sind stolz darauf. Natürlich gibt es immer Mobber und Schulhof-Bullys. Doch wenn wir zusammenhalten und uns nicht verstellen, werden wir uns immer durchsetzen.

Trailer 2

Große Liebe, große Probleme

Genau da kommt auch die frei erfundene Liebesgeschichte zwischen Zendaya (Anne Wheeler) und Zac Efron (Phillip Carlyle)

ins Spiel. Der Sohn aus reichem Hause, der vom Zirkus träumt verguckt sich auf den ersten Blick in die farbige Trapezkünstlerin. Beiden ist klar, dass diese Liebe nicht gut gehen kann. Zu groß sind die Klassenunterschiede. Doch die Liebe versucht, alle Grenzen zu überwinden.

Warnung: Wer Singerei nicht mag, sollte fernbleiben

Jedes Szene, jedes Gefühl ist mit einem Song unterlegt. Egal ob die Darsteller gerade tränenerstickt sind, was der Stimme nicht unbedingt gut tut, oder sich freuen. Das ist eine der wenigen Dinge, die man kritisieren könnte. Man hat das Gefühl dass ständig gesungen wird. Mut zur Pause bewiesen die Macher nicht. Was die Schauspieler können, zeigen sie. Und Singen ist ihre Stärke. Wer bei Disney-Filmen dazu neigt, bei den Songs vorzuspulen, sollte sich "Greatest Showman" entgehen lassen. Es könnten sonst endlose 100 Minuten werden. Und die Songs fressen sich dermaßen ins Gehirn, dass man sie auch Stunden später noch summt.

Für James Corden sperrte der Cast von "Greatest Showman" den Broadway in New York und machten sich als Straßenkünstler zum Affen

Hugh Jackman bei den Tony Awards 2004 (Boy from Oz):

(lam)

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