Szene

Freundschaft kennt weder Klasse noch Rasse

Mahershala Ali und Viggo Mortensen entdecken auf einem Roadtrip durch die Südstaaten der 1960er ihre Freundschaft.

Heute Redaktion
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Gegensätze ziehen sich, so ein altes Sprichwort, oft an. Vielleicht liegt es allerdings auch daran, dass sich Menschen unter den vermeintlich verschiedenen Oberflächen tief im Inneren näher sind als gedacht.

Regisseur Peter Farrelly nimmt die Zuschauer in "Green Book", einer auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, mit auf einen Roadtrip durch die Südstaaten der Vereinigten Staaten der 1960er, in denen Rassentrennung noch zum Alltag gehörte.

Green Book - Trailer

Der Inhalt

Der grobschlächtige Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen) ist im Jahr 1962 Türsteher in einem New Yorker Club. Der macht wegen Renovierungsarbeiten für einige Monate dicht, Tony steht ohne Job da.

Über einen Freund wird ihm ein Vorstellungsgespräch bei dem Konzertpianisten Don Shirley verschafft, der in einer luxuriösen Wohnung über der Carnegie Hall lebt. Obwohl sich die beiden nicht wirklich leiden können und in vollkommen verschiedenen Welten zu Hause sind, wird Tony von dem afro-amerikanischen Musiker als Chauffeur engagiert.

Er soll ihn auf einer Konzertreise durch die Südstaaten begleiten. In den USA der frühen 1960er, bevor die Bürgerrechtsbewegung der Segregation ein Ende setzte, kein leichtes Unterfangen für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Mit Hilfe des "Negro Motorist Green Book", einem Reiseführer für Schwarze, müssen die beiden ihren Trip planen.

Das Leben und die Einstellung beider Protagonisten wird dabei anfangs, vor allem durch die Präsenz des jeweils anderen, auf eine harte Probe gestellt.

Die Schauspieler

Ali und Mortensen ergänzen sich in "Green Book" wunderbar. Auf der einen Seite der gebildete, höchst eloquente Musiker, der einen Doktortitel besitzt, auf der anderen der ungebildete aber streetsmarte Arbeiter. Anfangs gehen sie sich mit ihren Marotten und Eigenheiten gegenseitig auf die Nerven, doch mit Fortdauer der Reise kommen sie sich näher und werden schließlich Freunde.

Mahershala Ali holte sich für seine Darstellung des Pianisten Don Shirley, der seine menschliche Seite hinter einer arroganten Fassade aus Intellekt und Bildung verbirgt, zurecht den Golden Globe und den Critics' Choice Award als bester Nebendarsteller. Mortensen wirft ebenfalls viel Gewicht in seine Darstellung.

Neben seinem großartigen New Yorker Akzent (natürlich nur in der Originalfassung zu hören), fällt im Film vor allem sein Appetit auf. Es gibt kaum eine Szene, in der er nicht gerade irgendetwas isst. Er wurde bei zahlreichen Preisverleihungen als bester Hauptdarsteller nominiert und holte sich unter anderem einen "National Board of Review"-Award.

Das Setting

Peter Farrelly zeichnet ein sehr verträumtes Bild des US-amerikanischen Südens. Ab und zu wird die Harmonie durchbrochen, und die damalige Zeit zeigt ihr unmenschliches Gesicht.

Obwohl Don Shirley ein Ausnahmekünstler am Klavier ist, wird er von den Leuten im tiefen Süden abseits der Bühne nicht als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert. Man verweigert ihm ein Abendessen im selben Raum wie Weiße, er darf nicht die Toilette benutzen und er wird von der Polizei verhaftet, weil es Schwarzen verboten ist, nachts auf der Straße unterwegs zu sein. Die Szenen wirken zwar im Moment tragisch, ändern aber nichts an der grundsätzlich positiven Grundstimmung des Gezeigten. Als Zuschauer ertappt man sich öfter beim Lachen als beim Stirnrunzeln.

In einer Szene, die in einem ländlichen Club spielt, der großteils von einem schwarzen Publikum besucht wird, schwingt sogar etwas von der selbstbewussten Aufbruchstimmung mit, von der die Bürgerechtsbewegung damals getragen worden war.

Fazit

Wer den französischen Film "Ziemlich beste Freunde" gemocht hat, der wird auch an "Green Book" seine Freude haben. Die beiden Streifen verbindet sehr viel. In beiden Plots treffen zwei Protagonisten aus total unterschiedlichen sozialen Millieus aufeinander und entdecken langsam, dass sich trotz ihrer Gegensätze eine tiefe Freundschaft entwickeln kann.

Trotz des eigentlich brisanten Themas ist der Film kurzweilig und stellenweise großartig unterhaltsam. Die zahlreichen Auszeichnungen und Nominierungen bei den Golden Globes und anderen Preisverleihungen sprechen eine ganz eindeutige Sprache - es lohnt sich absolut, dafür ins Kino zu gehen.

Ab dem 1. Februar 2019 hat man dazu die Gelegenheit.