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Greta Thunberg ist 17, und ihr Kampf beginnt erst

Am Freitag feiert Greta Thunberg ihren 17. Geburtstag. "Der Klimakampf hat Greta zum Positiven verändert", sagt ihr Vater,

Heute Redaktion
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Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg feiert am 3. Jänner 2020 ihren 17. Geburtstag. Bekannt wurde Thunberg mit spektakulären Protesten. Während der schwedischen Parlamentswahlen im August 2018 hatte sie wochenlang die Schule geschwänzt. Der Grund: Vor dem Reichstag in Stockholm demonstrierte sie dafür, dass der Klimawandel endlich ernst genommen wird.

Nach den Wahlen führte die damals noch 15-Jährige ihren Schulstreik fürs Klima fort – und stand jeden Freitag mit ihrem Protestschild vor dem Regierungsgebäude. Mit ihrem Kampf für den Klimaschutz ist Greta längst nicht mehr allein: Bei "Fridays for Future" streiken Schüler auf der ganzen Welt zu Tausenden.

Für ihr Engagement wurde Greta zum 24. UN-Klimagipfel im polnischen Katowice eingeladen und sorgte dort mit einer Rede für Aufsehen. "Seit 25 Jahren bitten unzählige Menschen hier am Klimagipfel die Politiker, die Emissionen zu stoppen. Offensichtlich hat sich nichts geändert, denn die Emissionen steigen weiter", sagte sie. Auf dem Stuhl neben ihr: UN-Generalsekretär António Guterres.

"Das Chaos jetzt aufräumen"

"Wir müssen jetzt selbst Verantwortung übernehmen, denn die Staatschefs führen sich auf wie Kinder. (...) Der Wandel wird kommen – ob sie das wollen oder nicht", so Greta. Für kritische Stimmen, die meinen, dass die junge Aktivistin lieber in die Schule gehen soll, hat sie auch eine Message: "Warum sollte ich für meine Zukunft lernen, wenn es die vielleicht gar nicht gibt? Das Chaos, das die ältere Generation uns hinterlassen hat, müssen wir jetzt aufräumen." Greta selbst geht mit gutem Beispiel voran. Zum Klimagipfel nach Polen hat ihr Papi sie gefahren – im Elektroauto, natürlich.

Infolge wurde Greta zur bekanntesten Klima-Kämpferin der Welt. So bekannt, dass sich ihr Vater um sie Sorgen macht. "Greta ist zwar glücklicher, seit sie Aktivistin ist, aber ich sorge mich um sie, weil ihr so viel Hass entgegenschlägt. Auch werden viele Falschmeldungen über sie verbereitet", sagte Svante Thunberg in einem Interview mit dem BBC-Radiosender "4's Today". Greta, die das Asperger-Syndrom hat, eine Variante des Autismus, litt einige Jahre an Depressionen, bevor sie in den Klimastreik zog. "Sie hörte auf zu sprechen und zur Schule zu gehen", erklärte ihr Vater. "Es war ein Albtraum für unsere Familie, als sie dann auch nichts mehr essen wollte." Mehrere Dinge hätten zu ihrer Depression geführt, darunter auch ihre fast krankhafte Sorge um das Klima.

Ungewöhnlicher Familienalltag

Wie eine Ermittlerin kontrolliere sie ab und zu die Quittungen der Familie, um zu sehen, ob die Eltern irgendetwas Unnötiges gekauft haben, gestand die Tochter in früheren Interviews. Der Familienalltag der Thunbergs ist nicht gerade alltäglich. Weil Gretas Schwester Beata an einer starken Geräuscheintoleranz leidet, könne die Familie nie zusammen essen, sagte einst ihre Mutter.

Svante Thunberg sagt, seine Tochter habe durch die verbesserte klimabewusste Haltung der Eltern Energie gewonnen. Er selber lebe heute vegan. "Der Klimakampf hat Greta zum Positiven verändert. Obwohl sie so viele Hasskommentare einstecken muss." Seine Tochter gehe mit der Kritik unglaublich gut um, sagt er: "Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie sie das macht, aber sie lacht meistens darüber." Er hoffe, dass sich in Zukunft für die Familie alles wieder beruhigen werde. Er glaubt, dass Greta wieder zur Schule gehen möchte. Seine Tochter werde zum Glück immer selbstständiger, sagt der Vater, nun mit 17 könne sie auch alleine reisen.

Gretas Kampf beginnt erst

Und Gretas Klimakampf wird weitergehen. "2020 wird für EU und Welt ein entscheidendes Jahr im Kampf gegen den Klimawandel", erklärt Grünen-Politikerin Monika Vana. Wissenschaftler fordern eine Trendwende bei Emissionen. Das Pariser Abkommen von 2015 wird wirksam. Das bedeutet, dass alle Mitgliedsstaaten dieses Abkommens ihre nationalen Klimaschutzziele überprüfen und möglichst erhöhen sollen. Eines der Ziele in der globalen Erderwärmung lautet, möglichst unter 2 Grad zu kommen. Auch für den Abbau der Treibhausgase wird 2020 ein wichtiges Jahr. Ziel ist eine Senkung von 20 Prozent.

Auch Österreich muss sich im Klimaschutz mehr anstrengen. Im Climate Change Performance Index (CCPI) der Umweltorganisation Germanwatch liegt Österreich auf Rang 38. "Die Europawahl 2019 war eine Klimawahl. Dass wir Grüne die Wahlgewinner dieses Jahres waren, gibt unseren Forderungen in Österreich und der EU den nötigen Rückhalt in der Bevölkerung, den wir für eine Klimapolitik ohne Wenn und Aber brauchen. Jetzt ist schnelles Handeln nötig, um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Alle Gesetzes- und Budgetvorschläge in der EU müssen auf ihre Klimarelevanz geprüft werden", sagt Vana.

Klimagipfel 2020 in Glasgow

Der vergangene Klimagipfel in Madrid verlief enttäuschend. Der Gipfel wird 2020 in Glasgow stattfinden. Dort sollen alle wichtigen Details des Pariser Vertrages endgültig abgesegnet werden. Das Klimagesetz, das die Kommissionspräsidentin von der Leyen für März 2020 angekündigt hat, muss dafür konkrete und ehrgeizige Maßnahmen beinhalten, meint Vana. "Sämtliche klimaschädlichen Investitionen der EU sind sofort zu beenden. Gleichzeitig fordern wir, das EU-Budget an die Pariser Klimaziele zu binden und die Hälfte des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFF) in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren", so die Grünen-Politikerin.

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