Israel

Großdemos gegen Netanjahu, für Freilassung der Geiseln

Zehntausende Israelis drücken ihren Unmut über die Regierung aus. Sie fordern Netanjahus Rücktritt und bangen um die Geiseln.

20 Minuten
Großdemos gegen Netanjahu, für Freilassung der Geiseln
Gegner des Hardliners Netanjahu protestieren erstmals gemeinsam mit Geisel-Familien
REUTERS

Die zweite Nacht in Folge haben tausende Menschen in Israel für einen Rücktritt des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, für Neuwahlen und für eine Rückkehr der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. Sie blockierten am Sonntag eine Hauptverkehrsstraße in Jerusalem, nachdem sie sich vor dem israelischen Parlament versammelt hatten. Zudem wurden Feuer angezündet und israelische Flaggen geschwenkt. Vor dem Parlament wurden mehr als 100 Protestzelte aufgebaut.

Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor und drängte sie zurück. Protestteilnehmer forderten, Netanjahu müsse "gehen". Von Demonstranten hieß es, es handle sich bei dem Protest in Jerusalem um den größten seit Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen im vergangenen Oktober.

"Wütend und müde"

Dana Rabfogel Shor, die in beiden Nächten demonstrierte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Menschen seien "wütend und müde, sie wollen Wahlen". Sie hielt ein Plakat mit dem Bild eines Verwandten hoch, der bei dem beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober getötet worden war.

Beim Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden israelischen Angaben zufolge mindestens 1160 Menschen brutal getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 130 von ihnen sind den Angaben zufolge nach wie vor in der Gewalt der Hamas. 33 von ihnen sollen inzwischen tot sein. Netanjahu hat als Ziel ausgegeben, die Hamas zu zerstören und alle Geiseln nach Hause zu bringen. Die Familien der Geiseln glauben allerdings, dass ihren Angehörigen die Zeit davonläuft.

Netanjahu: Umstritten und angeschlagen

Netanjahu stand schon vor dem Großangriff der Hamas wegen einer umstrittenen Justizreform unter starkem politischen Druck.

Am Sonntag war zudem bekannt geworden, dass eine Operation bei Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen einer sogenannten Hernie, eines Gewebebruchs, erfolgreich verlaufen sei. Er sei in guter Verfassung und beginne, sich zu erholen, erklärte sein Büro am Montag. Ärzte hätten den Gewebebruch bei einer Routineuntersuchung am Samstag entdeckt, hieß es weiter. Im Juli 2023 war Netanjahu ein Herzschrittmacher eingesetzt worden.

Auf den Punkt gebracht

  • In Jerusalem haben Zehntausende gegen den umstrittenen Premierminister Benjamin Netanjahu demonstriert
  • Sie wollen seinen Rücktritt und fordern vorgezogene Neuwahlen
  • Zudem beklagen sie zu wenig Engagement für die Rückgabe der Geiseln
  • Netanjahu selbst erholt sich von einem Eingriff, der eine Vollnarkose nötig machte
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