Oberösterreich

Blackout rückt näher – das ist der wahre Grund dafür

Experten sind sich einig: Es wird zu einem Blackout kommen. Welche Mechanismen dazu führen, hat ein Experte "Heute" erklärt.  

Experte Wolfgang Denk von der Energie AG erklärt, wie es zu einem Blackout kommen kann.
Experte Wolfgang Denk von der Energie AG erklärt, wie es zu einem Blackout kommen kann.
iStock, Energie AG

Die Stromnetze in Europa sind miteinander verbunden und werden synchron mit einer Spannung von 50 Hertz betrieben. "Bei einer Frequenz von 50 Hertz läuft das Stromnetz stabil. Das ist die Währung für die sichere Stromversorgung", erklärt Wolfgang Denk von der Netz Oberösterreich GmbH gegenüber "Heute".

Es gibt hier auch nur einen geringen Spielraum. Die Frequenz sollte nicht mehr als 200 Millihertz abweichen, um einen Stromausfall zu verhindern. Grund dafür ist, dass alle mit dem Stromnetz verbundenen Anlagen auf diese Frequenz ausgerichtet sind. 

Steigt die Frequenz, weil zu viel Strom produziert wird, habe das die gleichen Auswirkungen wie eine zu geringe Stromerzeugung, bei der die Frequenz abfällt. Folge: Umspannwerke, die der Verbindung unterschiedlicher Frequenzen dienen, kommen mit den Abweichungen nicht mehr zurecht. Somit bricht das System zusammen und der Strom kann nicht mehr weitergeleitet werden. Die Konsequenz: Der Strom fällt aus.

So etwas ist erst vor kurzem in der PlusCity, Oberösterreichs größtem Einkaufszentrum in Pasching (Bez. Linz-Land), passiert. "Ein Bagger hat bei Umbauarbeiten ein Stromkabel zerstört. Sofort ist die Frequenz auf 38 Hertz gesunken und es kam zu einem Stromausfall", beschreibt Denk den Vorfall.

Plötzlich funktionierten Kassasysteme oder Lifte nicht mehr, da diese auf 50 Hertz eingestellt sind. Das sei aber ein ganz  normaler Vorfall gewesen, der immer wieder passiere, beruhigt Denk. Alle zwei Wochen komme es zu ähnlichen Geschehnissen, von denen die Öffentlichkeit aber meistens nichts mitbekomme.

 Eine gewisse Rolle würden bei der steigenden Blackout-Gefahr auch erneuerbare Energieerzeuger wie Photovoltaik-Anlagen spielen. Ziehen Wolken auf, werde weniger Strom produziert. "Es ist sehr schwer einzuschätzen, wie viel Strom aus diesen Energiequellen kommt." Die Experten bräuchten aber genaue Daten, um das Stromaufkommen für den nächsten Tag genau zu kalkulieren.

Heißt: Je mehr Photovoltaik-Anlagen es gibt, desto größer können die Schwankungen sein. Das gleiche gelte für Windräder, die bei wenig Wind ja auch weniger Strom erzeugen. Diese Schwankungen in der Energieerzeugung erschweren die Erstellung eines Energie-Plans für den nächsten Tag.

Bei der Netz Oberösterreich GmbH erarbeiten Experten im Netzführungszentrum in der Linzer Wattstraße die Erstellung von Tages-Plänen. Ziel der Verantwortlichen sei es, dass die Kunden den enormen Aufwand hinter ihrer Stromversorgung kaum bemerken, erklärt Denk.

605 Milliarden Stromkilowattstunden werden pro Jahr über das Netz der Netz Oberösterreich GmbH verteilt. "Dazu braucht es höchste Präzision, denn Strom kann nicht gespeichert werden", erklärt der Experte. Mehr als 30.000 Kilometer lange Leitungen werden von der Wattstraße aus verwaltet. 

In Österreich funktioniere das bisher aber noch gut, "weil wir viele Wasserkraftwerke haben, die sehr rasch einspringen können", sagt Denk. "Ähnlich dem menschlichen Gehirn steuert die Wattstraße Herz, Kreislauf und Nerven des Stromnetzes bis in die letzte Verästelung", gibt der Experte Einblicke. 

Einen Vorfall mit größerem Ausmaß gab es zuletzt am 8. Jänner 2021 gegen 14 Uhr. Ein hoher Stromfluss von Süden nach Norden führte zu Überlastungen eines Anlagenteils in einem kroatischen Umspannwerk. Innerhalb von Sekunden fielen daraufhin in mehreren Ländern Südosteuropas nacheinander 14 Leitungen und andere Netzelemente aus. 

Europa zerfiel in zwei Teile. Das führte dazu, dass im Süden zu viel Strom im Netz war. Die Frequenz stieg um bis zu 600 Millihertz. Im Norden gab es gleichzeitig zu wenig Strom. Die Frequenz fiel um bis zu 260 Millihertz.

In den Kontrollzentren aller europäischer Netzbetreiber wurde die Steuerung in Echtzeit erkannt. Automatische Schutzmechanismen wurden aktiviert. Um 15.08 Uhr betrug die Frequenz in ganz Europa wieder 50 Hertz. "Das zeigt, wie verflochten die Systeme sind und wie schnell etwas passieren kann", sagt Denk. 

Blackout rückt näher – jeder Dritte null vorbereitet

"Die Frage ist nicht, ob er kommt, sondern wann er kommt." Der Satz über einen drohenden Blackout von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) fiel erst unlängst. Im Falle eines kompletten Stromausfalls würden urplötzlich weite Teile der Infrastruktur ausfallen.

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Menschen in Oberösterreich kaum oder gar nicht für einen Blackout gewappnet ist. "Heute" berichtete.

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