Nach dem Polit-Erdbeben Anfang Jänner und dem Rückzug von Kanzler und ÖVP-Obmann Karl Nehammer wurde Wolfgang Hattmannsdorfer schon als Nachfolger an der Parteispitze gehandelt. Kickls Steigbügelhalter am Weg ins Kanzleramt wollte der Linzer dann aber nicht werden, Christian Stocker übernahm die Partei. Nun, einige Wochen später, dürfte der Oberösterreicher aber doch Teil einer neuen Bundesregierung werden. Hattmannsdorfer soll in der Ampel ein mächtiges Wirtschaftsressort bekommen.
Im Bund ist der 45-jährige Linzer ein bisher unbeschriebenes Blatt, er wechselte erst vor wenigen Wochen von der Stahlstadt in die Bundeshauptstadt, ist seit Herbst Nationalratsabgeordneter und seit 1. Jänner Generalsekretär der Wirtschaftskammer.
In Oberösterreich kennt man den Ökonomen recht gut, hier hat er sich in der Volkspartei seit der Studentenzeit an der Linzer Kepler Uni Schritt für Schritt nach oben gearbeitet. Mit 23 Jahren begann seine Karriere als Assistent des damaligen Klubchefs und heutigen Verbund-Chef Michael Strugl. 2003 wurde er Referent im Landtagsklub der ÖVP Oberösterreich, wurde 2009 stellvertretender Landesgeschäftsführer und ab 2013 selbst Parteimanager. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften hat er abgeschlossen, ist Doktor und Magister.
Was viele nicht wissen: Hattmannsdorfer ist Asien-Fan. Er studierte in Jakarta und Yogyakarta (Indonesien) sowie in Taiwan. Im August des Vorjahres reiste er als Landesrat auf die Philippinen, um dort ein Abkommen im Pflegebereich zu unterzeichnen.
Als Landesgeschäftsführer managte er die Wahlkämpfe 2015 und 2021, zeigte sich dort als zielstrebiger und ehrgeiziger Netzwerker. Nach der Wahl 2021 wurde Hattmannsdorfer, der Vater von zwei Buben ist und in Linz-Urfahr wohnt, von Landeshauptmann Thomas Stelzer zum Soziallandesrat bestellt. In dieser Rolle versuchte er von Beginn an, die Vertreter von NGOs, der Volkshilfe und anderen Organisationen (aus anderen politischen Lagern als der ÖVP) an Bord zu holen.
Im Pflegebereich startete man mehrere Projekte, beispielsweise wurde wie bereits erwähnt ein Abkommen mit den Philippinen geschlossen, um Arbeitskräfte nach OÖ zu holen. Bemerkenswert war auch seine guten Zusammenarbeit mit SPÖ-Stadtrat Peter Hacker aus Wien.
Im Bereich Migration lässt sich Hattmansdorfers Position mit "Fördern und Fordern" zusammenfassen. Beim Sozialsystem soll der Zugang restriktiv geregelt sein, dafür sollen Zuwanderer auch mehr und fairere Chancen beim Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Hattmannsdorfer besuchte im Herbst 2023 Berlin, um sich dort die Probleme und Versäumnisse bei der Integration sowie mögliche Gegenmaßnahmen anzuschauen.
„Aufgabe ist es, Integration zu gestalten und klare Erwartungshaltungen zu formulieren“Wolfgang Hattmannsdorferals Landesrat zum Thema Integration
Hattmannsdorfer bei einem Besuch in Berlin im Herbst 2023 zum Thema Integration.