Österreich

Groteske um Augarten- Liegeverbot

Heute Redaktion
14.09.2021, 15:57

Im Augarten kam es am Mittwoch zu turbulenten Szenen: Hunderte Erholungssliebende und Kinder wurden von Parkwächtern aus den Grünflächen vertrieben. Das sorgt für Aufregung und Proteste. Einen Tag später entschuldigte sich der private Sicherheitsdienst - allerdings nicht bei den verärgerten Parkbesuchern, sondern bei der Burghauptmannschaft!

Nachdem Hüter der Parkordnung am Mittwoch für Aufregung gesorgt haben, weil sie die Parkodnung kontrollierten, wurde für Donnerstag, 17 Uhr,  ein spontanes "Protestpicknick" anberaumt. Parkbesucher hatten sich nach der Vertreibung am Vortag unter anderen in sozialen Netzwerken darüber empört, am Mittwoch von privaten Securitys von Grünflächen "vertrieben" worden zu sein. Angeblich wurden Strafen angedroht und Ausweiskontrollen in Aussicht gestellt.
Menschen, die ihren Nachwuchs per Rad in den dort gelegenen Kindergarten bringen wollten, seien unter Strafandrohung zum Absteigen und Schieben gezwungen worden.



Security hat Anweisung falsch verstanden

Am Donnerstagabend schließlich klärte sich der Zwischenfall, der die Anrainer in Rage brachte, in "Wien heute" auf. Der private Sicherheitsdienst habe die Angeben der zuständigen Burghauptmannschaft falsch verstanden. Es ist keinesfalls verboten auf den Wiesen zu liegen. Nur die vier barocken Grünflächen - auf denen man noch nie liegen durfte - müssen von Sonnenanbetern gemieden werden. Überall anders darf man sich nach wie vor breit machen. Der Security-Dienst habe das falsch verstanden und entschuldigte sich deshalb bei Hern Gerhard Gabler, dem Zuständigen bei der Burghauptmannschaft. Keine Entschuldigung bekamen hingegen jene Park-Besucher, die von den Wiesen vertrieben wurden.



"Beschwerden häuften sich"

In Wien werden manche Areale wie Burggarten, Heldenplatz oder Augarten vom Bund verwaltet. Als Eigentümervertreter fungiert die Burghauptmannschaft, die wiederum dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist. Burghauptmann Reinhold Sahl wies die Vorwürfe zurück. Es gebe weder Strafen noch Drohungen, versicherte er. Zwei Parkwächter seien angestellt worden, um die Parkbesucher auf die Hausordnung hinzuweisen und zu "sensibilisieren". "Wir mussten reagieren", argumentierte Sahl. Denn es habe zuletzt viele Beschwerden wegen schnell fahrender Radler oder Hunden, die in den Liegewiesen herumlaufen und dort eventuell Hinterlassenschaften platzieren, gegeben.
Grüne erbost

Die Wiener Grünen halten von derlei Verboten wenig. "Die Zeiten, in denen die autoritäre Maxime 'Rasen betreten verboten in öffentlichen Parkanlagen' herrscht, sollten längst vorbei sein", empörte sich Mandatar Klaus Werner-Lobo. Er forderte von der Burghauptmannschaft, die Parkordnung "im Sinne der öffentlichen Nutzung" zu reformieren anstatt "private Securitys auf Familien zu hetzen".Werner-Lobo kündigte an, ein via Facebook und Co. angekündigtes "Protestpicknick" zu unterstützen.
Sahl sagte, eine Änderung der Parkordnung sei "vorläufig" nicht geplant. Sollte sich aber in nächster Zeit herausstellen, dass es Adaptierungsbedarf gebe, seien Anpassungen durchaus möglich.

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