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Grüne Idee: Nur noch drei Flugreisen pro Jahr erlaubt

Heute Redaktion
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Dieter Janecek bei einer Pressekonferenz
Dieter Janecek bei einer Pressekonferenz
Bild: picturedesk.com

Grünen-Abgeordneter Dieter Janecek will, dass Bürger nur noch drei Flugreisen pro Jahr unternehmen dürfen. Dabei gelten gerade Grün-Wähler laut Studien als die häufigsten Flieger.

In einem Interview mit dem "Münchner Merkur" lässt der Bundestagsabgeordnete Dieter Janacek, Luft- und Raumfahrtexperte der Grünen, aufhorchen – und sorgt für reihenweise Unverständnis. Andere Politiker werfen ihm "Bevormundung" vor und sprechen von der grünen "Verbotspartei".

"Jede Person hat ein festes Budget an Flügen, die er oder sie am freien Markt kaufen kann. Wer mehr fliegen will, muss die Flüge dann von anderen kaufen, die ihr Budget nicht ausschöpfen. Dadurch würde die Vielfliegerei teurer", sagt Janecek und bezieht sich auf die Idee des deutschen Mobilitätsforschers Andreas Knie.

"Professor Knie schlägt drei internationale Flugpaare im Jahr vor, also drei Mal Hin- und Rückflug."

Wer öfter fliegen will, muss das Recht dazu von anderen Bürgern erwerben: "Jeder hätte praktisch seinen privaten Emissionszertifikatehandel. Das heißt, jeder bekommt sein Budget gutgeschrieben. Und wer wenig fliegt, kann Anteile sogar verkaufen und Geld verdienen."

Selbst Vielflieger

Durch diesen Handel würde sich aufgrund der Nachfrage ein vierter Flug "um 30 bis 50 Prozent" verteuern glaubt der ehemalige Chef der bayrischen Grünen. Damit würde Fliegen weiter unattraktiver gemacht werden.

So will Janecek nicht nur "die Lust-Vielfliegerei" eindämmen: "Und mehr Unternehmen und Geschäftsreisende würden darüber nachdenken, ob nicht auch Videokonferenzen mal eine Alternative sein könnten."

Gleichzeitig erklärt der Grün-Abgeordnete aber gänzlich unironisch, dass er selbst beruflich auf das Flugzeug angewiesen sei: "Ich arbeite im Bereich Außenwirtschaft gerade auch viel mit Afrika. Da kann ich nicht mit dem Schlauchboot nach Angola rudern."

Keiner fliegt so oft wie Grün-Wähler

Tatsächlich hat eine Umfrage des Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft ergeben, dass Grün-Wähler am häufigsten fliegen: 49 Prozent von ihnen seien in den vergangenen 12 Monaten geflogen, gefolgt von Anhängern der Linken (42%), der CDU (36%) und der SPD (32%).

Überhaupt "noch nie mit einem Flugzeug geflogen" sind laut eigener Angabe 17% der Linken-Wähler, 16% der CDU und 13% der SPD. Bei den Grünen sind es Null (!) Prozent, d.h. jeder Grün-Wähler ist schon einmal in seinem Leben geflogen.

Gleichzeitig finden nur 48% der Grün-Wähler gut, "dass es sich heute viele Menschen leisten können, zu fliegen". Deutlich weniger als bei CDU und SPD (je 77%) und den Linken (69%).

Kopfschütteln bei anderen Parteien

Für den Vorschlag Janeceks gab es heftige Kritik von allen Seiten: "Wer Flugreisen rationiert, der zeigt das alte Gesicht einer Verbotspartei", sagt FDP-Fraktionschef Christian Lindner zur "Bild"-Zeitung. "Lieber sollten die Grünen sich für mehr Forschung an klimafreundlichen Treibstoffen einsetzen."

Daniela Ludwig, Verkehrsexpertin der CDU/CSU, warnt vor wirtschaftlichen Folgen: "Klimaschutz funktioniert nicht mit Bevormundung und Verboten, sondern nur durch Sensibilisierung. Nur mit Videokonferenzen werden wir unsere deutschen Produkte nicht weltweit vermarkten können."

Auch der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs spricht von einem "dusseligen Vorschlag": "Die Menschen sollten selbst entscheiden, wann und wie sie fliegen", gerade Berufstätige hätten keine andere Wahl. (red)

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