Österreich

Grüne: Hundeführschein und Alkoholgrenze für alle

Heute Redaktion
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Der Grüne Tierschutzsprecher Rüdiger Maresch und Hundetrainer Sabine Koch fordern Hundeführschein für alle Wiener Hunde.
Der Grüne Tierschutzsprecher Rüdiger Maresch und Hundetrainer Sabine Koch fordern Hundeführschein für alle Wiener Hunde.
Bild: Denise Auer

Die Beißkorbpflicht für Listenhunde sei ein Schnellschuss. Die Wiener Grünen setzen stattdessen auf Halter-Ausbildung und den Führschein für alle Hunde.

Morgen, Donnerstag, wird im Wiener Landtag eine Verschärfung des Wiener Tierhaltegesetzes beschlossen. Mit der 12. Novelle reagiert die Stadtpolitik auf die Hunde-Attacke, bei der Ende September der kleine Waris verstorben ist – "Heute" hat berichtet.

"Die Bissattacke durch den Rottweiler war ein unglaublich tragischer Vorfall, der einen großen Aufschrei zur Folge hatte. Und wie so oft, folgt auf einen Aufschrei ein politischer Schnellschuss", erklärte der Tierschutzsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch am Mittwoch vor Journalisten.

Rot-Grüne Meinungsunterschiede zu Beißkorb-Pflicht

Damit bezieht sich der Grün-Politiker die Beißkorb-Pflicht für Listenhunde, die Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ) als "alternativlos" bezeichnet hatte. Die Grünen stünden hinter der, mit dem roten Koalitionspartner verhandelten Novelle – eben bis auf diesen einen Punkt: "Das neue Gesetz bringt eine Reihe von Verbesserungen, die zu mehr Sicherheit beitragen. Dazu zählen etwa die strengere Regeln für den Hundeführschein oder die Alokoholgrenze mit 0,5 Promille für Hundehalter. Bei der vorgeschlagenen Maulkorbpflicht können wir aber nicht mitgehen, weil es eine bessere, treffsichere Lösung gibt", ist Maresch überzeugt.

Meisten Bissattacken nicht durch Listenhunde

Diese sehen die Grünen in der besseren Ausbildung der Hundehalter und einem Hundeführschein für alle Hunde. "Die Maulkorbpflicht für Listenhunde ist eine Lösung mit der Gießkanne. Denn, wenn man sich die Statistik anschaut, sieht man, dass die meisten Bissattacken durch Schäferhunde und Dackel erfolgen, also eben nicht durch sogenannte Listenhunde", betonte der Politiker.

Hundeführschein-Prüfer sollen über Maulkorb entscheiden

Daher will Maresch verstärkt in die Ausbildung der Hundehalter investieren. "Es geht um ein gutes Zusammenleben zwischen Mensch und Tier und um eine Verbindung von Menschen- und Tierschutz. Dazu zählt auch, dass die Hundehalter ihren Hund und dessen Verhalten kennen".

Daher sieht er im verpflichtenden Hundeführschein für alle Hunde den besseren Weg. Derzeit gibt es in Wien 27 Prüfer, bei denen Hundehalter den Hundeführschein absolvieren können. Wenn bei der Prüfung sichtbar wird, dass ein Hund verhaltensauffällig oder aggressiv ist, soll es nach Plan der Wiener Grünen künftig möglich sein, dass die Prüfer die Maulkorbpflicht vorschreiben können. Überprüft wird dies, wie schon bisher, alle zwei Jahre.

Prüferin: "Viele können keinen Maulkorb anlegen"

"Viele Hundehalter wissen nicht, wie sie ihrem Hund stressfrei einen Maulkorb anlegen. Den eigenen Hund zu kennen, zum wissen, wie man mit ihm in verschiedenen Situationen umgeht und dessen Signale deuten zu können, ist aber von entscheidender Bedeutung", betonte auch Sabine Koch, Hundetrainerin und Prüferin beim Hundeführschein.

Koch ist es wichtig zu betonen, dass auch Halter sogenannter Listenhunde "ganz normale Leute" seien, dass diese in ein "fast halb-kriminelles Eck" geschoben werden, empfindet Koch als unfair. Und: Ihrer Erfahrung nach würden sich viele Hundehalter gemeinsame Regeln für alle Hunde wünschen.

Wunsch nach 13. Novelle

"Wir wollen keinen Schnellschuss in dieser Frage. Wir wollen eine Lösung, die mit Expertinnen und Experten besprochen wird und die auch gefährliche oder aggressive Hunde einbezieht, unabhängig davon, ob sie Listenhunde sind oder nicht", unterstrich Maresch.

Zusätzlich wünschen sich die Grünen auch eine generelle Alkoholgrenze von 0,5 Promille für alle Hundehalter. Festhalten will Maresch den Hundeführschein und die Alkoholgrenze für alle in einer neuen, 13. Novelle zum Wiener Tierhaltegesetz. Die Gespräche mit der SPÖ sollen nächste Woche starten.

Diese Änderungen werden morgen im Landtag beschlossen:

- Einführung einer Alkoholgrenze für Halter von Listenhunden mit 0,5 Promille, wenn sie ihren Hund auf die Straße führen. Die Mindeststrafe bei Zuwiderhandlung beträgt 1.000 Euro.

- Verbesserung im Vollzug durch die Behörde: Die Polizei bekommt bessere Möglichkeiten, die (ev. mangelnde) Vertrauenswürdigkeit eines Hundehalters rascher festzustellen. Bisher musste erst eine Strafe verhängt werden, um einschreiten zu können.

- Konkretisierung des Begriffes Tierhalteverbot: Wenn dieses verhängt wurde, darf kein Hund im selben Haushalt gehalten werden.

- Bei Überlassung eines Listenhundes an Personen ohne Hundeführschein (den sogenannten Verwahrer) – schon bisher verboten – ist eine Strafe von 200 Euro vorgesehen; beim zweiten Mal wird der Hund abgenommen.

- Verschärfungen für die Prüfung beim Hundeführschein: Der Praxisteil der Prüfung wird erweitert, der Hundeführschein wird auf zwei Jahre befristet.

- Zuchtverbot für Listenhunde in Wien mit einer Übergangsfrist von einem Jahr; bei Verstößen gilt eine Mindeststrafe von 1.000 Euro. (lok)

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