Österreich

Grüner Park soll Wohnbau weichen: Bürgerprotest

In Zistersdorf gehen die Wogen hoch: Anrainer protestieren, auf ihrer geliebten Parkanlage vor der Haustür sollen Wohnungen errichtet werden.

Heute Redaktion
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Immer lauter wird der Hilferuf von besorgten Anrainern rund um die Friedensgasse in Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf): Inzwischen bildete sich ein breiterer Bürgerprotest und die Initiative "Zistersdorfer in Sorge". Erst Anfang der Woche war es zu einer Kundgebung auf dem Parkareal gekommen, Schilder wie "Letzte Grünoasen erhalten", "Lebensqualität statt Gewinnmaximierung" oder "Natur statt Beton" wurden in die Höhe gestreckt.

In einem offenen Brief richtet sich die Initiative nun an die Stadtgemeinde, die Volksanwaltschaft und Medien: "Der Kinderspielplatz, die Sitzbänke (...) und vor allem die wohlwollende angelegte Parkanlage mitsamt dem Wegenetz zu unserer Hausanlage sowie die Möglichkeit des Spielens der Kinder hier in der Parkanlage vor dem Hause waren Anlass für uns, uns nicht nur hier anzusiedeln, sondern Eigentum in dieser Wohnhausanlage zu erwerben. Von Anfang an wurde der Hausgemeinschaft ein ,Wohnen am Park' in einer ruhigen Gegend vermittelt, um uns diese Liegenschaft schmackhaft zu machen."

Weiter heißt es in dem Schreiben zum umstrittenen neuen Wohnprojekt auf dem grünen Areal in der Friedensgasse: "Zu Beginn war von drei Wohneinheiten zu je vier Wohnungen, also von zwölf Wohneinheiten die Rede. Jetzt ist bereits die Rede von einem Block von etwa 20 bis 24 Wohneinheiten und etwa 40 bis 48 Parkplätzen, die nicht in einer Tiefgarage Platz finden sollen, sondern die jetzige Parkanlage nach Schlägerung der vielen großen Bäume in Betonkomplex und die vielen Parkplätze umgewandelt werden sollen."

Auch hier beheimatete Waldohreulen werden angeführt: "Fakt ist auch, dass die Bäume der Parkanlage – aufgrund der dort vorhandenen Waldohreulen – unter Schutz gestellt wurden. Auch waren die Waldohreulen in den vergangenen Tagen wieder dort anzutreffen, obwohl seitens der Gemeinde in den vergangenen Wochen und Monaten alles unternommen wurde, diese zu verscheuchen. Darüber wurde die Umweltanwaltschaft informiert."

Der Bürgerinitiative gehe es um die Lebensqualität: "Wir sind definitiv für den Bau von Wohnhausanlagen in der Zentrumszone der Stadt und gegen die ,Zersiedelung'. Nur sind wir strikt dagegen, dass auf Kosten der Gewinnmaximierung einschneidende Rechte von Menschen beschnitten werden sollen, die hier mit ihren Familien wohnen – viele davon bereits seit vielen Jahrzehnten."

Dass man es nicht für alle 100 Prozent zufriedenstellend machen könne, gibt Zistersdorfs Bürgermeister Helmut Doschek (VP) zu: "Ich respektiere die Bewegung und es ist klar, dass die Nachbarn nicht erfreut sind." Man müsse aber als Stadtgemeinde das Gesamte im Auge behalten. "Es ist der verträglichste Platz, einen Wohnbau zuzulassen. Wir leiden unter der Abwanderung, hier werden leistbare Wohnungen für unsere jungen Bürger errichtet", argumentiert Doschek.

Der Bürgermeister verweist auf einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss vor einem gutem Jahr: "Da haben alle Mandatare dem Verkauf zugestimmt." Damals sei das Projekt sogar noch größer dimensioniert gewesen: "Ich habe mich nach dem Austausch mit Bürgern dafür eingesetzt, dass es statt drei Bauten zu einem Bau kommt, sodass nun in einem komprimierten Wohnprojekt rund 24 Wohnungen, ein Gutteil davon kleinere Wohneinheiten von 40 bis 60 Quadratmetern, Platz finden." Um der Parkplatzknappheit entgegenzuwirken, sind Schrägparkplatz-Zonen angedacht.

Dass die Stadtgemeinde versucht habe, die Waldohreulen mittels gezielten Maßnahmen zu verscheuchen, sei nicht richtig: "Es ist nicht extra öfters gemäht worden." Waldohreulen würden von selbst immer wieder abwandern und sich andere Plätze suchen.

Ein gutes Drittel, etwa 600 Quadratmeter Grünfläche, sollen nach dem Bau übrig bleiben. Für die Bürgerinitiative ein schwacher Trost: "Dieser Park soll allen Generationen weiterhin als Treffpunkt in unmittelbarer Nähe und als ,letzte Oase' der Gegend erhalten bleiben", fordert die Initiative in ihrem offenen Brief.