Wirtschaft

Gudenus zeigt Lehrling an – den falschen?

Heute Redaktion
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Bundespräsident Van der Bellen schüttelte dem Musterlehrling die Hand. FP-Klubchef Gudenus zeigte den jungen Mann nun an, könnte aber den falschen erwischt haben.

Gegen den von der Abschiebung bedrohten Lehrling E.H., mit dem sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen fotografieren hatte lassen, ermittelt offenbar der Verfassungsschutz. Die Polizei bestätigte der APA am Dienstag, dass es eine Anzeige wegen einer möglichen Straftat im Internet gebe. Und wer hat sie erstattet? Laut FPÖ war es Klubchef Johann Gudenus.

Erwin Schreiner, Landesparteisekretär der FPÖ Oberösterreich nannte in einer Presseaussendung den Facebook-Profilnamen des Lehrlings. "Öffentlich ersichtlich war auf diesem Profil, dass ihm die Liwa Fatemiyoun gefällt - die u. a. auch als Hisbollah Afghanistans bekannt ist", so Schreiner. Die entsprechenden Beweise seien am Montag von Gudenus an das Landesamt für Verfassungsschutz Wien übermittelt worden.

Hat die FPÖ den Falschen erwischt?

Der Fall könnte aber eine (für die FPÖ peinliche) Wende nehmen - wenn sie, wie die "Wiener Zeitung" vermutet, den falschen Mann angezeigt hat. Denn: Der Grüne OÖ-Landesrat Rudolf Anschober hat auf Facebook Fotos des Lehrlings mit Van der Bellen veröffentlicht. Auf einem der Bilder wurde der Lehrling von einem User, der sich "YA Ali M." nennt, als "YA Ali M." markiert - was technisch möglich ist.

Dieser "YA Ali M." gibt als Wohnort Wien und nicht Oberösterreich an und sieht E.H. auch nicht ähnlich. "YA Ali M." habe tatsächlich diese Hisbollah-Bewegung geliked, so die "Wiener Zeitung".

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Humane Lösung

Van der Bellen hatte Mitte August den von der Abschiebung bedrohten, gut integrierten afghanischen Lehrling eines oö. Supermarktes in dem Geschäft besucht und sich mit ihm fotografieren lassen, um ein Signal an die Regierung zu senden, eine humane Lösung für dieses Problem zu finden.

Begleitet wurde er vom oberösterreichischen Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne), der die bundesweite Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" gestartet hat.

Anschobers Initiative

Anschobers Initiative hat das Ziel, dass Asylwerber, die eine Lehre in Mangelberufen machen, diese beenden können und nicht abgeschoben werden. Das sei auch für die Firmen wichtig, u.a. weil sich das Lehrverhältnis erst im dritten Jahr wirklich rechne.

Vorwürfe an FPÖ

Anschober wirft den Freiheitlichen vor, selbst beim Verfassungsschutz "eine Überprüfung eines Lehrlings angeregt" zu haben und nun zu sagen, gegen den Mann werde ermittelt. So "entsteht der Eindruck, dass es vorrangig um die Diffamierung der Arbeit von 'Ausbildung statt Abschiebung' geht", findet der Landesrat. "Wer Belege für die Vorwürfe gegen den Lehrling hat, soll diese auf den Tisch legen." Dann könnten diese bewertet werden und die Konsequenzen daraus gezogen werden.

Wenn der junge Mann einen Fehler gemacht habe, müsse dieser die Konsequenzen dafür tragen, stellte Anschober fest. Wenn die Vorwürfe zu Unrecht erhoben wurden, müsse deren Urheber zur Rechenschaft gezogen werden. Der Landesrat forderte, dass die Belege bis zum Wochenende öffentlich vorgelegt werden.

(GP)