Niederösterreich

"Gut, dass gebaut wird – da braucht es aber mehr Plan"

Kabarettist und Moderator Niko Formanek, Spitzenkandidat der Neos bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten, im "Heute"-Interview.

Erich Wessely
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Neos-Spitzenkandidat Niko Formanek
Neos-Spitzenkandidat Niko Formanek
Neos

"Heute": Herr Formanek, Sie gehen als Spitzenkandidat für die Neos ins Wahlrennen: Was rennt gut in St. Pölten und was schlecht?

Formanek: St. Pölten hat sich insgesamt gut entwickelt und wächst. Allerdings konnte die Infrastruktur nicht mithalten. Das betrifft die Kinderbetreuung ebenso wie die Gesundheitsversorgung. Ein Problem ist auch die Stadtentwicklung. Es ist zwar gut, dass gebaut wird. Da braucht es aber mehr Plan und ein langfristiges Entwicklungskonzept, das die grüne Infrastruktur oder Verkehrswege miteinschließt. Und letzten Endes gibt es keine echte Einbindung der Bevölkerung bei Entscheidungen. Sie hauptsächlich vor Wahlen um ihre Meinung zu fragen, halte ich für zu wenig.  

Was ist das Wahlziel der Neos?

Unser Ziel heißt Einzug. Denn ich bin davon überzeugt, dass positive Veränderung erst dann von der Politik kommt, wenn sie in die Politik gebracht wird. Es ist klar, dass der nächste Bürgermeister Stadler heißt. Die Frage ist aber, wer die frischen Ideen einbringt, für Transparenz sorgt und auf die Einbindung der Bevölkerung achtet.  

Hofft man, den Wien-Trend bzw. Bundestrend mitzunehmen?

Gemeinderatswahlen haben immer eine eigene Dynamik und St. Pölten hat als rote Bastion in einem tiefschwarzen Bundesland ganz andere Herausforderungen. Ich betrachte den Einzug also nicht als sprichwörtlich „gmahde Wiesn“. Es reicht nicht, Neos sympathisch zu finden. Man muss uns auch wählen.  

Was wären die drei wichtigsten Dinge, die in St. Pölten in den nächsten Jahren umgesetzt werden müssen?

Es braucht dringend mehr qualitative Betreuungsplätze. Derzeit müssen sich Eltern nach dem Angebot richten, sie können aber nicht ihren tatsächlichen Bedarf melden. Auch eine Gebührensenkung inklusive Bürokratieabbau ist wichtig, damit sich Betriebe und Jobs ansiedeln. Und wir wollen Transparenz im Umgang mit dem Steuergeld. Denn nicht die Politik investiert, sondern wir Steuerzahler. Gerade weil wir krisenbedingt jeden Cent benötigen, muss klar sein, wohin wieviel Geld warum fließt.

Einige Kritiker sagen, die Neos würden (mit Kalkül) weiter an den linken politischen Rand rücken. Was sagen Sie dazu?

Dass man es nie allen recht machen kann. Für mich ist es eine Frage des Standpunkts. Vom rechten Rand aus betrachtet steht man nämlich immer links und umgekehrt. Ich bin kein Berufspolitiker, sondern ein Mensch aus dem realen Leben, der gelernt hat, für Probleme echte Lösungen zu finden. Deshalb ziehen solche Diskussionen, die keiner Bürgerin und keinem Bürger etwas nützen, auch an mir vorbei.

Neos-Spitzenkandidat Formanek
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