Welt

Gutachten vergessen: Patientin tot, Chefarzt verurteilt

Drei Wochen nach der Entbindung starb eine 31-jährige Mutter wegen einer Infektion. Laut einem Gutachten hätte diese verhindert werden können.
20 Minuten
04.09.2023, 20:45
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Ein Chefarzt des Spitals von Morges wurde am Montag in Nyon wegen fahrlässiger Tötung einer Patientin verurteilt. Der Gynäkologe soll im Jahr 2017 den Tod einer jungen Mutter verursacht haben, wie "20 Minuten" berichtet.

Das Bezirksgericht La Côte hat den Arzt nun zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 500 Franken verurteilt, die der Arzt bezahlen muss, falls er seine zweijährige Bewährung verletzen sollte. Zudem muss er den Klägerinnen Schmerzensgeld in der Höhe von 230.000 Franken zahlen.

Entscheidende Stellungnahme nicht eingeholt

Nach der Kaiserschnittentbindung erlitt die 31-jährige Mutter eine Niereninfektion. Diese breitete sich zu einer allgemeinen Infektion aus, drei Wochen nach der Geburt ihres dritten Kindes starb die junge Mutter schließlich. Der Tod hätte vermieden werden können, wenn der Gynäkologe die Regeln der ärztlichen Kunst ordnungsgemäß befolgt hätte, urteilt das Gericht in Nyon nun.

Als der Gynäkologe mehrere Organe im Unterbauch der Patientin vernähte, kam die Vermutung einer Verletzung des linken Harnleiters auf. Während die Patientin noch im Krankenhaus lag, beantragte er deshalb eine Stellungnahme bei einem Kollegen, versäumte es aber, diese einzuholen. Laut einem weiteren urologischen Gutachten hätte der Tod zu 95 Prozent vermieden werden können, wenn er die Stellungnahme eingeholt hätte.

"Mein Leid ist lächerlich im Vergleich zu dem der Familie"

Das Urteil sei gerechtfertigt, aber angesichts der Situation nicht zufriedenstellend, erklärte die Rechtsanwältin Anissa Hallenbarter. Das Leid der Angehörigen der verstorbenen Mutter sei nach wie vor groß. Auch der Gynäkologe muss mit seinem Fauxpas leben. Doch: "Mein Leid ist lächerlich im Vergleich zu dem der Familie", betont der Gynäkologe.

Mehr zum Thema
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen