Wirtschaft

H&M ließ Mitarbeiter über Privates aushorchen

Spitzel-Verdacht bei H&M: Chefs sollen Mitarbeiter gezielt über intime Daten zu Krankheiten, Sex und Beziehungsproblemen ausgehorcht haben.

Heute Redaktion
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H&M: Mitarbeiter wurden über Privates ausgehorcht
H&M: Mitarbeiter wurden über Privates ausgehorcht
Bild: picturedesk.com/APA

Die unglaubliche Spitzel-Affäre passierte in Nürnberg (Deutschland) und kam erst zufällig durch eine Computerpanne ans Licht. So sollen nach Informationen des NDR mehrere H&M-Teamleiter ihre rund 700 Servicemitarbeiter in der Pause gezielt in scheinbar freundschaftliche Plaudereien verwickelt haben, um so an intime Daten zu Krankheiten, Problemen mit dem Partner oder Urlauben zu kommen.

Die Hamburger Datenschutzbehörde prüft den Vorfall nun genau und hat 66 Gigabyte Material beschlagnahmt.

Sex, Urlaub und Krankenstand

Welcher Mitarbeiter hat mit welchem Partner die Nacht verbracht; welche Medikamente nimmt welcher Kollege; wer fährt mit wem in Urlaub: Die Mitarbeiter erzählten ihren Vorgesetzten unter dem Mantel der Verschwiegenheit oft private Details, die dann umgehend als "Gesprächsnotizen" in eine geheime Akte, die nur für Führungskräfte einsehbar war, wanderten. Sogar die Menstruations-Probleme der Callcenter-Mitarbeiterinnen sollen verzeichnet worden sein.

Aufgeflogen war die Praxis durch eine Computerpanne, die den Ordner öffentlich schaltete. Danach konnten plötzlich alle Mitarbeiter die intimen Informationen über ihre Kollegen einsehen.

20 Millionen Euro Bußgeld

Warum diese Daten überhaupt gesammelt wurden, ist noch unklar. Da es in dem Callcenter laut BR viele befristet Beschäftigte gibt, könnten gesammelten Informationen etwa bei der Entscheidung über ein weiteres Beschäftigungsverhältnis genutzt worden sein.

Der Modekonzern H&M entschuldigte sich und kündigte an, die Vorwürfe zu prüfen und mit den zuständigen Behörden voll und ganz zu kooperieren. Man habe mit allen betroffenen Mitarbeitern Kontakt aufgenommen. Jeder, der Einsicht in die gesammelten Daten anfordert, erhält diese laut H&M auch uneingeschränkt. Danach sollen alle Daten vollständig gelöscht werden.

Außerdem sollen alle Führungskräfte im Januar ein Datenschutztraining erhalten.

Sollte sich der H&M-Spitzel-Verdacht bewahrheiten, steht laut Datenschutzgrundverordnung eine Strafzahlung von bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens im Raum.