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Haarig: "Mein Friseur ist 10 und ich bin seine Erste"

Waschen, schneiden, zittern: Studentin Andrea trägt jetzt Bob – schuld daran sind Schüler, die bei den Festwochen mit der Schere wüten durften.

Heute Redaktion
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Können diese lieben Kleinen überhaupt jemandem ein Haar krümmen? Ja, uns das sogar ziemlich gut. Eine, die es am eigenen Leib erfahren durfte, ist die angehende Schmuckdesignerin Andrea. Nach ihrem Friseurbesuch im Rahmen der Wiener Festwochen ist sie um 10 Zentimeter ärmer, aber um eine interessante Erfahrung reicher.

"Keine Haftung für jedwede Verletzung"

"Die jungen Friseur*innen werden im Vorfeld von professionellen Stylist*innen unterrichtet, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Dennoch übernehmen die Wiener Festwochen keine Haftung für jedwede Verletzungen oder Schäden, die während Ihres Termins auftreten könnten." Hui, dieser Haftungsausschluss, der unserem "Model" vor dem Gratis-Schnitt zugeschickt wurde, heizt das Kopfkino erst so richtig an. Für die angehende Schmuckdesignerin Andrea aber kein Problem – eine, die sich in übleren Zeiten sogar über eine Dauerwelle drübertraute, lässt sich vom Gedanken an ein blutendes Ohr bestimmt nicht abschrecken.

Schüler bekamen Crash-Kurs als Friseure

Samstag, pünktlich zum Slot um 14 Uhr, ging's ins Hairstyleparadies "Franz und Gloria" in Wien-Neubau, wo auf Initiative des kanadischen Kollektivs "Mammalian Diving Reflex" rund 20 Kinder die Schere schwingen durften. Die interaktive Performance über "ausgefallene Haarschnitte, persönliche Eitelkeiten, verkehrte Machtverhältnisse und Vertrauen" lässt die Schüler nach einem Crash-Kurs an die Köpfe mutiger Kunden. Alles liegt in ihren Händen, von der Terminvergabe über den Ausschank der eigens kreierten Franz-und-Gloria-Zitronenlimo (50 Cent) bis zum Undercut.

"War Sebastians Erste: Er hat noch nie ein Mädchen geschnitten"

Apropos abrasieren: Man muss es am heißen Stuhl nicht übertreiben, Andrea entschied sich deshalb für einen schlichten Bob. Immerhin, denn zehn Zentimeter fallen zu sehen, sorgt manchmal schon unter professionellen Umständen für Schnappatmung: "Sebastian hat mich zugeteilt, Hand hat er dann gemeinsam mit seinem Kollegen Harnur angelegt. Beide sind 10 Jahre alt und übten fünf Tage an Puppen. Noch dazu war ich Sebastians Erste, er hat vor mir noch kein Mädchen geschnitten!"

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Verschneiden kein Problem

Fazit der mutigen Studentin: "Coole Sache, aber nichts für Feiglinge. Ich wollte ohenhin zum Friseur gehen, jetzt war der Schnitt kostenlos ist dafür wirklich voll okay!" Übrigens: Verschnitten wurde sich am laufenden Band, die Kundschaft nahm's aber dem Anlass entsprechend gelassen.

Kanadisches Kollektiv durchbricht die Grenzen

"Mammalian Diving Reflex" arbeitet in Performances und Aktionen seit Jahren daran, die Grenzen zu durchbrechen, mit denen wir uns im Alltag in Form von Zuschreibungen wie Alter, Geschlecht, Nationalität oder Klasse konfrontiert sehen. In ihrer Arbeit kollaborieren mit Personen unterschiedlichster Herkunft und schaffen Möglichkeiten zur intimen Interaktion von Menschen, die sich sonst so niemals begegnet wären. Für ihr laut Selbstdefinition „ideal entertainment for the end of the world" installieren sie z.B. Kinderjurys bei den wichtigsten internationalen Theaterfestivals, organisieren Nachtspaziergänge mit Teenagern, bringen Fremde dazu, miteinander zu tanzen und veranstalten Clubnächte mit DJs im Volksschulalter.

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