Niederösterreich

"Ich zahlte 650 Euro für meinen Husky an Tierquäler"

Bei der Polizei haben sich nun viele Käufer der wegen Tierquälerei Beschuldigten aus Wulzeshofen gemeldet. Drei teilten ihre Erfahrung "Heute" mit.

Tanja Horaczek
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Maria F. fiel auf die Tierquälerin aus Wulzeshofen herein und kaufte einen Husky um 650 Euro.
Maria F. fiel auf die Tierquälerin aus Wulzeshofen herein und kaufte einen Husky um 650 Euro.
Privat

Die Bilder von den Welpen, die im Dreck fernab von der Zivilisation im Dunkeln hausen mussten, gingen unter die Haut - mehr dazu hier und hier. Besonders getroffen waren aber die zahlreichen Käufer, die die beschuldigte Serbin (31) aus Wulzeshofen (Mistelbach) anders kennengelernt hatten.

In einem Gespräch mit "Heute" teilten sie ihre Erfahrung mit und hoffen, dass neben der bereits festgenommenen Frau auch ihre potentiellen Komplizen gefasst werden. Und ganz wichtig: Dass die noch verschwundenen Zuchttiere gefunden werden.

Züchterin präsentierte sich vorbildlich

Maria F. aus dem Raum Wiener Neustadt hatte vor zwei Jahren Kontakt mit der Beschuldigten aufgenommen. Damals war sie auf der Suche nach einem Hund und stieß durch Zufall auf die Facebook-Seite der Frau. "Sie hat sich gut präsentiert und die Fotos auf ihrer Seite waren auch ansprechend", teilt sie mit. Es ergab sich schnell ein gutes Gespräch und die Verkäuferin versicherte ihr, dass sie eine behördlich registrierte Zucht führt. 

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    Maria F. hat ihre Hündin von der Beschuldigten gekauft. 
    Maria F. hat ihre Hündin von der Beschuldigten gekauft.
    Privat

    "Hab ganze Nacht geweint"

    "Ich hab dann Fotos von den Welpen erhalten, weil Lockdown war, konnte ich nicht gleich zu ihr fahren. Aber wir haben uns für später einen Besuch ausgemacht. Sie hat nie den Eindruck gemacht, als wäre es ihr unangenehm", bestätigt sie. Und dann war es soweit, Maria F. durfte ihren Welpen holen. Um 650 Euro übergab ihr die Serbin den jungen Hund gechippt und vollständig geimpft. Als sie jetzt die Bilder von den Welpen im Keller sah, wurde ihr ganz anders. "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich musste daran denken wie mein Hund vielleicht hausen musste", sagt sie im "Heute"-Telefonat. Maria F. hatte Glück, ihre Hündin ist kerngesund und gut sozialisiert. Aber sie weiß von anderen, dass ihre Hunde starben oder sehr krank waren. "Es kamen hohe Tierarztkosten auf die Besitzer zu", bestätigte sie.

    Züchterin hatte immer engen Kontakt zu Abnehmern

    Getäuscht fühlt sich auch Eva D. aus Tirol. Sie hat sich 2017 einen Rottweiler bei der Frau aus Wulzeshofen gekauft. Sie hielt bis vor Kurzem Kontakt zu ihr und kann es nicht fassen, was ihr vorgeworfen wird. "Ich war total geschockt, als ich auf den Bildern das Haus in Wulzeshofen wiedererkannt habe. Vor allem als ich dann den Aufruf der Polizei mit dem Bild von der Züchterin meines Rüden sah", so die Hundebesitzerin. Denn in den vergangenen Jahre besuchte sie die Beschuldigte öfters in ihrem Haus. Die Züchterin veranstaltete mehrere Welpentreffen und Geburtstagstreffen. Immer wieder wurden Abnehmer eingeladen und sie zeigte sich immer sehr bemüht und besorgt um ihre Tiere.

    "Sie lässt ihren Lieblingshund einfach zurück"

    "Ich verstehe es nicht, wie kann man sich so verstellen?", fragt sich Eva D. Sie hofft, dass alle Zuchttiere, die noch verschwunden sind, gefunden werden. "Es fehlen mindestens noch zwei Rottweiler und acht Huskys", ist sie sich sicher. Weiters waren neben der Frau noch Kinder und andere Personen im Haus. "Die müssen ja wissen, wo die Tiere sind. Vor allem weil ja so viele kurz nach ihrer Festnahme irgendwo ausgesetzt wurden", setzt sie nach. Eines will ihr nicht in den Kopf: Bis im Sommer 2021 war der Kontakt immer sehr gut. Dann gab es laut Chats zwischen ihr und der Frau familiäre Probleme bei der Serbin. "Dass sie ihren Lieblingshund - ihr ein und alles - so zurück lässt, will ich nicht glauben", sagt sie.

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      Die Muttertiere wurden in Zwinger ohne frischem Wasser gehalten.
      Die Muttertiere wurden in Zwinger ohne frischem Wasser gehalten.
      LPD NÖ/PI Mistelbach

      Husky hatte Probleme

      Auch bei Familie F. aus dem Raum Neunkirchen präsentierte sich die Züchterin als äußerst bemüht. Das Paar war ebenfalls im Haus in Wulzeshofen und konnte die Elterntiere ihres Welpen sehen. "Wir haben zwar die Zwinger gesehen, aber sie hatte ein plausible Erklärung dafür. Und es war nichts verdreckt oder vermüllt", bestätigen sie. 1.000 Euro kostete der Welpe und es war kein Spontankauf. "Doch als wir dann mit dem Hund zuhause waren, begannen die Probleme", so die Besitzerin. Er bekam Durchfall. Diesen bekamen sie in den Griff. Doch sein Wesen nicht. Er begann zu jagen und war trotz guter Auslastung - das Paar hat Erfahrung im Umgang mit Huskys - sehr hyperaktiv. "Wir kontaktierten die Züchterin und nach längerer Diskussion nahm sie ihn zurück", bestätigten sie. 

      Polizei bittet um Hinweise

      Die drei Käufer hoffen, dass sich noch mehr Leute melden, die sich bei der Beschuldigten einen Hund gekauft haben. Die Käufer sind aber auch in Deutschland, der Schweiz und noch anderen Ländern zu finden. "Und vielleicht hat jemand die noch verschwundenen Zuchttiere gesehen", hofft Eva D. Infos an jede Polizeistelle oder unter unter Mailadresse [email protected] oder telefonisch an die Polizeiinspektion Ravelsbach, Telefonnummer 059133-3418.

      In der Regel kostet ein reinrassiger Husky von einem seriösen Züchter mindestens 1.300 Euro, eher 1.300 Euro aufwärts.