Gesundheit

Haben Reisende Corona-Variante in Europa verbreitet?

Forscher haben eine Variante von Sars-CoV-2 ausgemacht, die von Reisenden in ganz Europa sowie Hongkong und Neuseeland verbreitet wurde.

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Eine neue Variante des Coronavirus Sars-CoV-2 hat sich im Sommer 2020 in Europa verbreitet. Das berichten Schweizer Forschende.<br>
Eine neue Variante des Coronavirus Sars-CoV-2 hat sich im Sommer 2020 in Europa verbreitet. Das berichten Schweizer Forschende.
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Forschende haben eine neue Sars-CoV-2-Variante identifiziert, die sich in den letzten Monaten europaweit verbreitet hat. Unter anderem die Lockerung der Reisebeschränkungen machten der neuen Variante ein leichtes Spiel, sich auszubreiten.

Demnach zählt sie in Europa momentan zu einer der am weitesten verbreiteten Varianten des neuen Coronavirus, wie die Universität Basel am Donnerstag mitteilte. Zurzeit existieren Hunderte Varianten, die sich durch kleine Mutationen im Erbgut voneinander unterscheiden. In der Schweiz gehören zwischen 30 und 40 Prozent der untersuchten Virusgenom-Sequenzen zur neuen Variante.

Von Spanien mit Touristen in die Welt?

Die Analysen der Forscher der Universität Basel, der ETH Zürich in Basel und des Konsortiums "SeqCOVID-Spain" legten nahe, dass die neue Variante mit dem Namen 20A.EU1 erstmals im Sommer in Spanien auftrat. Die frühesten Hinweise der neuen Genomvariante stehen im Zusammenhang mit einem Superspreader-Ereignis unter Landarbeitern im Nordosten Spaniens. Danach verbreitete sie sich rasch übers ganze Land und gelangte schließlich in andere europäische Länder sowie nach Hongkong und Neuseeland. Die Forschenden vermuten, dass die Lockerung von Reisebeschränkungen und Social-Distancing-Maßnahmen im Sommer die Ausbreitung erleichterte.

"Wir sehen bei dieser Variante in Spanien ein ähnliches Muster wie im Frühjahr", erklärt Iñaki Comas, Co-Autor der Studie und Leiter von "SeqCOVID-Spain". "Eine Virus-Variante, die durch ein anfängliches Super-Spreader-Ereignis Anschub erhält, kann sich schnell im ganzen Land durchsetzen."

Riskantes Verhalten von Infizierten

Die Analyse des sommerlichen Sars-CoV-2-Vorkommens in Spanien und der Reisedaten zeigt, dass diese Faktoren erklären können, wie sich 20A.EU1 so erfolgreich ausgebreitet hat, heißt es in der Mitteilung der Universität Basel. Spaniens relativ hohe Fallzahlen und Beliebtheit als Urlaubsziel haben eine Vielzahl an Übertragungen auf neue Länder ermöglicht, von denen sich manche durch riskantes Verhalten von Infizierten nach der Rückkehr zu größeren Ausbrüchen entwickelt haben könnten.

Obwohl der Anstieg der Prävalenz von 20A.EU1 parallel mit der in diesem Herbst steigenden Zahl von Fällen verläuft, sei die neue Variante nicht zwingend die Ursache für den Anstieg, so die Forschenden. "Es ist wichtig, festzuhalten, dass es derzeit keinen Hinweis darauf gibt, dass die Verbreitung der neuen Variante auf einer Mutation beruht, die die Übertragung erhöht oder den Krankheitsverlauf beeinflusst", sagte die Epidemiologin Emma Hodcroft von der Uni Basel, Erstautorin der noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie. Tatsächlich dominierten in einigen Ländern mit einem signifikanten Anstieg der Covid-19-Fälle andere Varianten, sagte Richard Neher, ebenfalls von der Uni Basel.

Derzeit arbeiten die Autoren der Studie mit Virologie-Laboren zusammen, um mögliche Auswirkungen der Mutation zu untersuchen. Sie hoffen auch, bald Zugang zu Daten zu erhalten, um die klinischen Auswirkungen der Variante zu beurteilen. Diese identifizierte Emma Hodcroft erstmals während einer Analyse von Schweizer Sequenzen mit der "Nextstrain-Plattform". Mit der Plattform lassen sich Krankheitserreger mittels genetischer Sequenzierung in Echtzeit verfolgen.

    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie <a href="https://www.heute.at/s/die-reihenfolge-der-symptome-kann-coronavirus-entlarven-100100738">Forscher</a>&nbsp;herausgefunden haben.
    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie Forscher herausgefunden haben.
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