Wien

Hacker: "Bis September sind alle gegen Corona geimpft"

Neue Impfstoff-Lieferungen machen Hoffnung auf mehr Tempo bei den Impfungen. Laut der Stadt soll es bis Herbst genug für alle Impfwilligen geben. 

Louis Kraft
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Der ärztliche Leiter des Wiener Gesundheitsverbund, Michael Binder (li.) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) stellen den aktuellen Impfplan der Stadt vor.
Der ärztliche Leiter des Wiener Gesundheitsverbund, Michael Binder (li.) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) stellen den aktuellen Impfplan der Stadt vor.
Sabine Hertel

Nachdem die Impfungen in Österreich bisher eher zögerlich verliefen, machen neue Lieferprognosen nun Hoffnung auf mehr Tempo bei den Corona-Schutzimpfungen. Heute, Donnerstag, gaben Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes Michael Binder ein Update über die zu erwarteten Lieferungen und was das für den Impfplan der Stadt Wien bedeutet.

In der laufenden Kalenderwoche konnte Wien gerade einmal rund 14.400 Dosen verimpfen, ab nächster Woche soll das deutlich mehr werden. Für kommende Woche rechnet die Stadt mit einer Verdoppelung auf 28.600 Impfdosen, in der Folgewoche KW 7 sollen es 28.000 Dosen sein, in der letzten Februarwoche sogar 43.900 Impfdosen. Grund für die beschleunigte Lieferungen ist, dass ab dem 8. Februar nun auch der dritte, in der EU zugelassene Impfstoff AstraZeneca zur Verfügung steht. 

Konkret kommen zu den bisher bekannten Mengen von Biontech/Pfizer rund 7.000 Moderna-Impfdosen und 34.400 Dosen von AstraZeneca dazu. Noch mehr sollen es im März sein: Die vorläufigen Schätzungen rechnen mit 57.700 Impfdosen in der Kalenderwoche 9 (1. bis 7. März), 42.400 in der KW 10, 39.000 in der KW 12 und 40.200 in der letzten März Woche. Für den Beginn des 2. Quartals (April) rechnet Hacker sogar "mit der zehnfachen Menge" der nun verfügbaren Impfstoffe.

Erwartete Lieferungen an Corona-Impfdosen an die Stadt Wien
Erwartete Lieferungen an Corona-Impfdosen an die Stadt Wien
Stadt Wien

Bisher über 474.000 Wiener für Impfung angemeldet, rund 59.000 schon erstgeimpft

Für eine Impfung angemeldet haben sich bisher 474.842 Personen. 59.048 haben bereits die erste Spritze bekommen, 6.180 sind durch die zweite Teilimpfung bereits vollständig immunisiert. Hacker freut sich über die "großartige Zahl" bei den Anmeldungen, die nur ein klares Zeichen der Zustimmung seien, sondern auch die Basis für die operative Planung der Stadt, wie es mit den Impfungen weitergeht. 

Nach den neuen Lieferungen passte die Stadt ihren Impfplan an, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, wie Hacker zugibt. "Wir befinden uns hier in einem einmaligen Manöver. Es gibt weder bei der Pharmaindustrie noch bei den Großhändlern Lager für die Impfstoff, alles wird gleich verimpft", erklärt der Gesundheitsstadtrat. Änderungen bei den Lieferungen hätte dadurch direkte Auswirkungen auf die Impfungen der Stadt. 

Alters- und Pflegeheime bis März abgeschlossen, Impfungen für über 80-Jährige ab KW7

Kommen die neuen Lieferungen wie geplant, dann werden sie ordentlich Bewegung ins Impfgeschehen der Stadt bringen. Anhand der derzeit erwarteten Impfdosen werden die Impfungen in den Alters- und Pflegeheimen bis Anfang März abgeschlossen. "Ganz fertig sind wir aber nie, denn es gibt immer Neuzugänge oder Personalwechsel in den Heimen" so Hacker. Noch im Februar abgeschlossen werden sollen auch die ersten Teilimpfungen in Spitälern sowie den Rettungsdiensten.

Für Tempo sorgt vor allem der Impfstoff von AstraZeneca: Zugelassen ist dieser – auf Empfehlung des nationalen Impfgremiums – nur für unter 65-Jährige. Zumindest solange, bis weitere Studien über die Wirkung in den höheren Altersgruppen vorliegen. "Dann wird sich das Impfgremium einer Ausweitung sicher nicht verweigern", schätzt Binder.

Da AstraZeneca aber nun doch recht schnell nach Österreich liefert, werden dadurch Biontech/Pfizer und Moderna-Dosen frei, die auch für die über 65-Jährigen sicher sind. Für den Impfplan bedeutet das, dass die Impfungen für Pflegebedürftige in Heimpflege, Personen mit Behinderungen inkl. persönlicher Assistenz, der hochexponierte Gesundheitsbereich (etwa Covid-Labors) oder Reha-Kliniken früher dran sind, als ursprünglich geplant. Für die Hochrisikogruppe der über 80-jährigen garantiert die Stadt den Impfstart ab der Kalenderwoche 7 (15. bis 21. Februar)

Mobile Teams besuchen Bettlägrige

Alle jene über 80-Jährigen, die nicht durch ein Alters- oder Pflegeheim institutionalisiert erfasst sind, plant die Stadt extra anzuschreiben, um sie zur Impfung zu bringen. Geplant sind auch mobile Impfteams, die etwa bettlägrige Personen in ihren Wohnungen besuchen und impfen. Dazu ist die Stadt mit mobilen Pflegediensten und Betreuungseinrichtungen im Kontakt. Bis April will die Stadt die Impfung der über 80-Jährigen abgeschlossen haben.

Bildungspersonal und Apotheken Ende März an der Reihe

Im Februar startet der "fließende Wechsel" von Phase 1 zu Phase 2: In dieser Gruppe fallen soziale Betreuungseinrichtungen, das Bildungspersonal in Kindergärten, Schulen und Sonderschulen, körpernahe Gesundheitsdienster wie etwa Physiotherapeuten sowie Apotheken und Polizei. Vorgezogen werden zudem Personen mit "besonders exponierten Tätigkeiten" wie etwa Zug-Schaffner, Journalisten oder Verkäuferinnen und Verkäufer. Aktuell rechnet die Stadt mit einem Impfstart Ende März, Anfang April.

Parallel dazu führt die Stadt mit der Wirtschaftskammer Wien und der Industriellen Vereinigung weitere Gespräche, um festzulegen, welche Betriebe organisatorisch in der Lage sind, selbst Impfungen durchzuführen und welche nicht. 

Massen-Impfstraßen sollen Ende April starten, Hausärzte als "Impf-Säule"

Generell rechnet Hacker damit, dass es in Österreich bis Beginn des 3. Quartals (also September) ausreichend Impfstoff geben wird, um alle Impfwilligen gegen das CoVid-Virus zu schützen. Ausgenommen davon sind Minderjährige: Geimpft werden nur über 16-Jährige, im Falle des Moderna-Impfstoffs gilt ein Mindestalter von 18 Jahren.

In Wien soll es dazu, ähnlich den Massentests, Massen-Impfstraßen geben. Hacker kündigt einen "bunten Mix" an: Groß-Impfstraßen wie etwa in der Messe Wien (Leopoldstadt) wird es eben so geben wie kleinere Einheiten, etwa im Austria Center Vienna (Donaustadt) und in den Ambulanzen der Österreichischen Gesundheitskasse. Zudem rechnet die Stadt mit den niedergelassenen Ärzten als zusätzliche Säule: "Bisher haben sich rund 1.000 Ärzte zum Impfen bereit erklärt, 300 meldeten sich auch für den Impfdienst in den Impfstraßen der Stadt an", ist Hacker begeistert über die Unterstützung. Losgehen sollen die Impfungen in den Arztpraxen aus heutiger Sicht spätestens mit Anfang April.

Hacker hält Bundesländervergleich für "grottenfalsch" 

Für Diskussionen sorgten in den vergangenen Tage Vergleiche über die Impfleistung der österreichischen Bundesländer. Hacker bezeichnet diese zwar als "lustig", aber als "grottenfalsch". "Ich halte von einem Wettbewerb der Bundesländer gar nichts. In jedem Bundesland wird nach den regionalen Gegebenheiten maximal gut geplant", hält Hacker fast.

Zudem stimmen die Zahlen nicht: "So sind 18,6% der bisher in Wien geimpften Personen nicht in Wien hauptgemeldet, leben und arbeiten aber hier. Andersrum wurden 7,7% der bisher geimpften Wiener nicht in Wien geimpft, sondern dort wo sie arbeiten". Die Stadt halte sich an die Prioritäten, wie sie das nationale Impfgremium vorgegeben habe und dabei stehe Gefährdungspotenzial eben über dem Hauptwohnsitz. 

"Alle drei Impfstoffe sind sicher und erfüllen Ziele"

Bei vielen herrscht bei einigen Impfstoffen Skepsis vor, etwa, weil AstraZeneca eine Wirksamkeit von nur etwa 70% aufweist. Der ärztliche Leiter des Gesundheitverbundes bemühte sich heute um Beruhigung: "Alle von der EU zugelassenen Impfstoffe sind sicher und verhindern schwere Krankheitsverläufe und/oder den Tod. Damit erreichen alle drei die Ziele". Auch der russische Impfstoff Sputnik V habe in Studien eine hohe Wirksamkeit gezeigt, derzeit werde er durch die Behörden der EU geprüft. Sollte dieser zugelassen werden, so könne auch dieser als sicher angesehen werden.

Die aufgetretenen Mutationen würden durch die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna abgedeckt, bei AstraZeneca "mit hoher Wahrscheinlichkeit": Noch keine gültigen Daten gibt es zu der Wirkungsdauer der Impfstoffe. "Die ersten Studien wurde vor erst einem halben Jahr durchgeführt, hier fehlt es einfach an Studien. Derzeit wird eine Wirksamkeit von rund sechs Monaten geschätzt", erklärt Binder. 

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