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Häftlinge flüchten durch winzigen Tunnel aus Israel

Palästinensische Insassen sollen durch einen selbstgebauten Tunnel entkommen sein und sich ins Westjordanland abgesetzt haben.

Leo Stempfl
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Der winzige Tunnel wurde neben einem Waschbecken gegraben und endete in Freiheit.
Der winzige Tunnel wurde neben einem Waschbecken gegraben und endete in Freiheit.
JALAA MAREY / AFP / picturedesk.com

Sechs palästinensische Häftlinge sind aus einem der am schwersten gesicherten Gefängnisse in Israel ausgebrochen. Am Montag sei sofort eine Großfahndung eingeleitet worden, teilten die israelischen Behörden mit. In der Umgebung der Gilboa-Haftanstalt wurden Straßenblockaden errichtet, Patrouillen führten Kontrollen durch. Das israelische Armeeradio meldete, dass als Vorsichtsmaßnahme gegen weitere Ausbruchsversuche 400 Insassen verlegt wurden.

Häftlinge sollen ins Westjordanland geflohen sein

Aus dem Hochsicherheitsgefängnis seien die Männer in der Nacht durch einen Tunnel geflohen, hieß es in dem Bericht weiter. Offenbar hätten sie dabei Hilfe von außerhalb bekommen. Israelische Medien machten Bilder publik, die den Fluchttunnel zeigen sollen. Zu sehen ist unter anderem ein israelischer Sicherheitsbeamter, der ein Loch im Boden begutachtet.

Die Entflohenen sollen unterwegs nach Dschenin im Westjordanland sein, wo es zuletzt zu Auseinandersetzungen zwischen militanten Palästinensern und israelischen Truppen kam. Die international anerkannte palästinensische Autonomiebehörde hat Dschenin kaum unter Kontrolle.

"Schwerwiegender Vorfall"

Laut dem Club der palästinensischen Gefangenen, der sowohl ehemalige als auch aktuelle Häftlinge vertritt, sind die gesuchten Männer zwischen 26 und 49 Jahre alt. Bei einem von ihnen handle es sich um Sakaria Subeidi, der seit 2019 inhaftiert war. Er war ein Befehlshaber der Al-Aksa-Märtyrerbrigaden, einer palästinensischen Untergrundorganisation mit Verbindungen zur Fatah-Bewegung, die während der zweiten Intifada vor mehr als 20 Jahren besonders aktiv war. Vier weitere entflohene Häftlinge seien zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden, teilte der Gefangenenclub weiter mit.

Den Gefängnisausbruch nannte Ministerpräsident Naftali Bennett einen "schwerwiegenden Vorfall", der den unterschiedlichen Abteilungen des israelischen Sicherheitsapparats alles abverlange. Er lasse sich ständig auf den neuesten Stand bringen. Dass die Entflohenen eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, nahmen die Behörden indes offenbar nicht an. So wurden die Bürger und Bürgerinnen nicht aufgefordert, ihre Alltagsroutinen zu ändern. Militante palästinensische Gruppen feierten den ungewöhnlichen Gefängnisausbruch als Schlag gegen die israelischen Sicherheitsbehörden.