Österreich

"Halt die Fresse!" – Polizisten beschimpfen Pizzaboten

Polizisten sollen einen Pizzaboten rassistisch beleidigt haben – das ist laut Dokustelle Österreich nur einer von 1.324 antimuslimischen Fällen 2022.

Christine Ziechert
Der Lieferant wurde von einem Kunden angezeigt und soll von Beamten beleidigt worden sein (Symbolbild).
Der Lieferant wurde von einem Kunden angezeigt und soll von Beamten beleidigt worden sein (Symbolbild).
Getty Images

Physische Übergriffe (Anspucken, Ohrfeigen, das Runterreißen des Kopftuchs), Beleidigungen ("Terroristenweib", "Terroristenschlampe"), Ungleichbehandlung, Hass, Verhetzung, Vandalismus und rassistische Polizeigewalt: Im Vorjahr verzeichnete die Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus (Dokustelle Österreich) 1.324 Fälle (davon 112 allein in Wien), 2021 waren es noch 1.061.

"Jeder Fall ist ein Fall zu viel", erklärte Rechtsberaterin Dunia Khalil von der Dokustelle bei einer Pressekonferenz. 1.080 Übergriffe, also 82 %, trugen sich online zu (Hasskommentare, Verhetzung), 244 fanden im realen Leben statt. Fast ein Drittel (31,6 %) der Fälle betraf Ungleichbehandlungen, gefolgt von Beleidigungen (21,7 %), Vandalismus (18,9 %), Beschmierungen (15,2 %), Verbreitung von Hass (13,9 %) und Polizeigewalt (4,5 %).

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    Pixabay/Heute
    "Wenn es dir hier nicht passt, kannst du in dein Land zurückgehen" - Polizisten zu Pizzaboten

    Die Dokustelle führt in ihrem achten "Antimuslimischen-Rassismus-Report" auch zahlreiche Einzelfälle auf. So wurde demnach ein Pizzabote von Polizisten beschimpft. Der Lieferant war von einem Kunden wegen gefährlicher Drohung, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Körperverletzung angezeigt worden, wollte sich auf der Polizeiinspektion nach dem Sachverhalt informieren. Dabei sollen die Beamten Aussagen wie "Wenn es dir hier nicht passt, kannst du in dein Land zurückgehen", "Halt die Fresse!" und "Hier hast du nichts zu sagen!" gemacht haben.

    Hintergrund der Anzeigen: Der Lieferant hatte nach eigenen Angaben einem Kunden eine Pizza geliefert. Dieser hatte das Gericht – ohne es bestellt und bezahlt zu haben – konsumiert. Als dem Boten der Fehler bewusst wurde, bat er den Kunden um einen Beweis für die Lieferung. Der Mann brachte ihm den Müll. Als sich der Lieferant bückte, um diesen zu durchsuchen, soll ihm der Kunde die Tür vor der Nase zugeknallt haben – diese begann zu bluten. Per Telefon erfuhr der Pizzabote schließlich dann von seinem Bruder von den Anzeigen des Kunden.

    Familie aus Zug geworfen

    Ein weiterer Vorfall soll sich im September 2022 in einem RegioJet von Wien nach Budapest ereignet haben: Ein Schaffner soll einer Familie gegenüber unhöflich und laut geworden sein ("This is Austria"). Schließlich soll er gedroht haben, die Fahrgäste aus dem Zug zu werfen. Der Familienvater wies den Schaffner zurecht, worauf dieser die Polizei rief und behauptete, der Betroffene hätte ihm gedroht.

    Die Polizei kam, die Familie musste aussteigen. Nach Beendigung der Amtshandlung zogen die Beamten wieder ab, die Familie musste sich neue, teure Zugtickets kaufen und kam aufgrund des Aufenthalts und dem Suchen neuer Verbindungen erst nach Mitternacht am Ziel an. Die Tickets wurden nicht rückerstattet.

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