Aufregung herrscht bei Bewohnern in Buchberg am Kamp, einer Katastralgemeinde in Gars am Kamp, im Bezirk Horn: "Die Bürgerinnen und Bürger von Buchberg am Kamp haben nur durch Zufall erfahren, dass die für den Ort enorm wichtige – seit 130 (!) Jahren bestehende – ÖBB-Haltestelle Buchberg am Kamp Ende 2024 aufgelassen werden soll! Der Schock sitzt tief!", heißt es in einem Offenen Brief der "Aktionsgemeinschaft ÖBB-Haltestelle Buchberg am Kamp" unter der Federführung von Univ.Doz.Dr. Dieter Bogner.
Ein "derart undemokratisches, die Lebensinteressen der Bevölkerung ebenso wie den Klimawandel ignorierendes Vorgehen ist für uns trotz gegenteiliger Behauptungen der Planer nicht nachvollziehbar! Mündliche und schriftliche Diskussionen mit Vertretern der ÖBB haben zu keinem Ergebnis geführt. Weder Frequenzanalysen noch detaillierte Konzepte werden uns von den ÖBB - entgegen der heute geltenden Transparenzverpflichtung - zur Verfügung gestellt. Es werden immer wieder neue, widersprüchliche Argumente für die Auflassung der Haltestelle angeführt. Eine Bereitschaft einen Kompromiss zu suchen, besteht nicht!", heißt es weiter.
Die "nicht akzeptable Entscheidung der ÖBB und des Landes Niederösterreich werden die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft unter keinen Umständen akzeptieren! Um die Stilllegung der Bahnhaltestelle zu verhindern, werden sie alle verfügbaren juristischen, gutachterlichen und medialen Initiativen ergreifen".
Wird die Haltestelle aufgelassen, verliere Buchberg 100 Prozent der öffentlichen Anbindung, denn es bestehe keine Bus-Haltestelle, kein Schulbus fährt Buchberg an und an die Vision eines VOR-Flex-Taxis glaube auch niemand.
Der ÖBB-Infrastruktur AG sei es ein Bedürfnis, die Entscheidung zur Modernisierung der Kamptalbahn und der damit einhergehenden Auflassung der Haltestelle Buchberg transparent und nachvollziehbar zu erläutern, heißt es in einer Stellungnahme der Projektkommunikationsabteilung bei den ÖBB.
"Durch Modifikationen bzw. Kompromisse die Auflassung der Haltestelle Buchberg zu vermeiden – wie von Ihnen ins Treffen geführt – ist leider nicht möglich. Die Beweggründe möchten wir in diesem Schreiben darlegen. Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass die Modernisierung der Kamptalbahn auf einem gemeinsamen Entschluss von Bundesministerium für Klimaschutz (BMK), Land Niederösterreich und ÖBB-Infrastruktur AG basiert. Grundlage für die Investitionsentscheidung – die Alternative wäre die Auflassung der Strecke gewesen – bildet ein definiertes Angebotskonzept: Dieses stellt Verbesserungen sowohl bei der Anzahl der Verbindungen als auch bei der Verkürzung der Fahrzeiten zwischen Horn und St. Pölten sicher und hebt das Angebot auf der Kamptalbahn auf ein neues, bisher nicht gebotenes Niveau."
Und weiter: "Ein wesentlicher Baustein ist die Errichtung eines Taktknotens in Hadersdorf am Kamp im Jahr 2023. Die Bahn ist ein Massentransportmittel. 17 Minuten Fahrzeitverkürzung von Horn nach St. Pölten sind im Vergleich zum Status Quo ein Meilenstein. Die Perspektive einer attraktiven Bahnverbindung, die im Vergleich mit dem Pkw und Bus konkurrenzfähig ist, lieferte überhaupt erst die Grundlage der Investitionen in die Kamptalbahn. Das von den Stakeholdern BMK, Land NÖ, Verkehrsverbund Ostregion (VOR) und ÖBB-Infrastruktur AG ausgearbeitete Angebotskonzept sieht für die Mehrheit der Kamptaler Bevölkerung Fahrzeitverkürzungen und Angebotsverdichtungen vor, aber kann leider keinen Halt mehr in Buchberg berücksichtigen."
"Als Alternative für die Buchberger:innen wird es ein Alternativangebot mittels Flex-ÖV geben, so wie es in anderen Regionen des Landes (zum Beispiel Maria Anzbach, westliches Mostviertel) bereits etabliert ist. Der Wunsch, die Haltestelle Buchberg zu erhalten, ist aus Sicht der Buchberger:innen legitim, stellt jedoch gleichzeitig das komplette Konzept der neuen Kamptalbahn infrage."
Doch warum ist ein Halt in Buchberg nicht mit dem neuen Angebotskonzept vereinbar? "Für einen konkurrenzfähigen Fahrplan müssen die Kreuzungsvorgänge mit möglichst kurzen Aufenthalten realisiert werden. Für einen Halt in Buchberg benötigt der Zug rund 2 Minuten mehr Fahrzeit (inklusive Abbremsen, Fahrgastwechsel und Beschleunigung) im Vergleich zu einer Durchfahrt", heißt es seitens der ÖBB.
Und seitens der ÖBB heißt es abschließend: "Der Entschluss, die Haltestelle in Buchberg aufzulassen, ist uns nicht leichtgefallen. Fakt ist allerdings, dass sie im langjährigen Durchschnitt von weniger als zehn Personen pro Tag in Anspruch genommen wurde. Ein Stopp in Buchberg würde zwangsläufig zulasten eines anderen, besser frequentierten Haltes zwischen Gars am Kamp und dem Kreuzungspunkt Stiefern gehen."