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Hamon: Wird er Präsident, gibt es 750 Euro für alle

Grundeinkommen, 32-Stunden-Woche, mehr Migranten: Die Sozialisten schicken mit Benoît Hamon einen linken Linken in die Wahl.

Heute Redaktion
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Er hat es weiter geschafft als gedacht. Schon seine Kür zum Spitzenkandidaten der Sozialisten war eine Sensation. Benoît Hamon setzte sich klar gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Manuel Valls durch (dessen Minister er war) – nun enttäuscht er sein Fans nicht.

Das müssen Sie über die Wahl wissen

Benoît Hamon träumt von einem Frankreich, in dem "Menschen gerne arbeiten und gerne Kinder kriegen". In seinem Wahlprogramm spricht er von einer 32-Stunden-Woche und will ein Grundeinkommen für alle, zunächst jedenfalls für die 18- bis 25-Jährigen. 750 Euro sollen sie bekommen, 40 Milliarden Euro soll das den Staats kosten. Kühn, angesichts der klammen Kassen.

"Das ist ein Kompliment"

Aber Hamon ficht das nicht an. Er rechnet gegen, was Frankreichs Unternehmer zuletzt für Steuererleichterungen bekommen hätten. "Wir sind die neue Linke", proklamiert er. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, er hätte selbst gar nicht damit gerechnet, nominiert zu werden und deshalb so radikale Forderungen gestellt. So stehen die Umfragen

Auch das überrascht. In einem Wahlkampf, in dem fast alle Bewerber auf Einwanderungsstopp setzen, geht Benoît Hamon in die gegenteilige Richtung, will mehr Ausländer integrieren. "Wir sind ein starkes Land, das viel mehr Migranten als die bisherigen 0,12 Prozent unserer Bevölkerung aufnehmen kann. Und: "Wenn mich Rassisten und Faschisten verhöhnen, dann ist das ein Kompliment".

Das müssen Sie über Benoît Hamon wissen:

Partei: Parti Socialiste (PS)

Politische Richtung: Linker

Alter: 49 (26. Juni 1967)

Geburtsort: Saint Renan

Familienstand: Ledig, liiert mit PR-Chefin eines Luxusgüterkonzerns, 2 Kinder

Erlernter Beruf: Historiker

Vermögen:

- 461.000 Euro

- Gemeinsam mit Frau Wohnung außerhalb Paris, Ferienwohnung in der Bretagne

- 11 Jahre alter Opel Corsa (2.000 Euro)

Social Media:

- Twitter: 371.000

- YouTube: 7.300

- Instagram: 11.700

- Facebook: 179.000

Biographie:

- Vater Ingenieur, Mutter Sekretärin

- Familie zog 1976 in den Senegal, Ehe der Eltern scheiterte

- Privatschule in Dakar, später in der Bretagne

- Studium Geschichtswissenschaft

- Ab 1991 (Abschluss Studium) politisch in Jugendorganisation der PS tätig

- 2004 Europa-Abgeordneter

- 2014 Bildungsminister, löste Bruch der Regierung Valls I. aus, weil er in Interview Staatspräsident Hollande kritisierte

Wahl-Programm:

- Senkung der Arbeitszeit

- Bedingungsloses Grundeinkommen (750 Euro pro Monat) für alle 18- bis 25-Jährigen (kostet 40 Milliarden Euro)

- Förderung für 32-Stunden-Woche

Die anderen Kandidaten

- Emmanuel Macron: Unabhängig, früher Sozialist. Will Parlament verkleinern. Seine Ehefrau ist 24 Jahre älter als er.

- Marine Le Pen: Extreme Rechte, will raus aus EU ("Frexit"), Euro und Schengenraum.

- François Fillon: Bürgerlicher Rechter, will 500.000 Beamte entlassen.

- Jean-Luc Mélenchon: Radikaler Linker, Rente mit 60, drei Millionen Jobs durch Öko-Wende.