Artenschutz

Handel mit illegalem Kaviar ist weitverbreitet

Rund die Hälfte der getesteten Kaviarprodukte aus Europa erwies sich als illegal. Viele waren nicht einmal echt.

Heute For Future
Handel mit illegalem Kaviar ist weitverbreitet
Kaviar, also die Eier des Störs, gehört zu den teuersten und exklusivsten Delikatessen. Die Preise für schwarzen Kaviar lagen im Jahr 2022 zwischen 70 und 500 Euro pro 100 Gramm.
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Die Maßnahmen zum Schutz von Stören in der Donau vor Wilderei scheinen oft nicht auszureichen. Darauf deutet eine Studie hin, für die ein Forschungsteam fast 150 Kaviar- und Störfleischproben prüfte. Die Forschenden wiesen mittels Erbgut- und Isotopenanalysen einen teils illegalen Ursprung der Fischprodukte nach. Die beobachtete Intensität der Wilderei untergrabe jede Schutzbemühungen, schrieb das Team um Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin in "Current Biology".

Der Handel mit Kaviar und Stören müsse dringend verbessert werden, um die Zukunft der Bestände zu sichern, so das Fazit der Autoren. Als Kaviar werden die Eier verschiedener Stör-Arten bezeichnet, die unter anderem im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer gefangen werden. Der hohe Preis und die anhaltende Nachfrage haben einen Großteil der Arten an den Rand der Ausrottung gebracht. Kaviar wird durch Schlachtung der Störe gewonnen.

Heute darf Kaviar fast ausschließlich nur noch von gezüchteten Stören stammen. Donau-Störe sind durch Wilderei massiv bedroht.
Heute darf Kaviar fast ausschließlich nur noch von gezüchteten Stören stammen. Donau-Störe sind durch Wilderei massiv bedroht.
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Störe durch Wilderei massiv bedroht

Das Fischen von Stören ist laut der Studie in der Donau angesichts bedrohter Bestände verboten, jedes einzelne Individuum sei wichtig für deren Überleben. Seit 1998 seien alle Störarten durch das Washingtoner Artenschutzabkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten, freilebenden Tier- und Pflanzenarten (CITES) geschützt, außerdem solle ein internationales Kennzeichnungssystem für Kaviarprodukte seit 2000 dem illegalen Handel entgegenwirken.

Die Studie zeigt auf, dass in Europa der Verkauf von Kaviar häufig gegen die CITES- und EU-Verpflichtungen verstoßt. Dies stelle die Wirksamkeit der Kontrollen im Allgemeinen und des Kennzeichnungssystems im Besonderen in Frage, sagte Mitautorin Jutta Jahrl. Sie ist beim ebenfalls an der Studie beteiligten WWF Österreich Managerin eines Stör-Schutzprojekts.

"Unsere Ergebnisse deuten auf eine anhaltende Nachfrage nach Produkten aus wildlebenden Stören hin, was alarmierend ist, da diese Produkte die Bestände wildlebender Störarten gefährden", sagte Jahrl.

Die anhaltende Nachfrage fördert die Wilderei und deutet darauf hin, dass die Verbraucher Aquakulturprodukte nicht als vollständigen Ersatz akzeptieren.
Jutta Jahrl
WWF Österreich

Um die Herkunft zu überprüfen, bezog das Team Proben aus verschiedenen Quellen, etwa Handel und Gastronomie, in Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine. Fünf Proben waren von Behörden beschlagnahmt worden. Ergebnis: In allen vier Ländern wurde mit Produkten aus wilden Stören gehandelt. In 21 Prozent aller Kaviar- und Störfleisch-Proben ermittelten die Forscher einen Ursprung in freier Wildbahn. In rund elf Prozent sehen sie bestehende Regeln verletzt, etwa wenn bei Kaviar die falsche Störart oder das falsche Herkunftsland angegeben war. Und knapp ein Drittel wird als Täuschung von Verbrauchern eingestuft.

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    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
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    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com
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