Viele Handwerksberufe sind selten geworden, so auch der des Kupferstechers. Eine der wenigen, die ihn noch ausübt, ist Kirsten Lubach. In Zeiten von KI und computergestützten Herstellungsverfahren setzt sie weiterhin auf mühevolle Handarbeit und lässt alte Traditionen weiterleben.
Wer Lubachs Kupferstich- und Druckatelier im 3. Bezirk besucht, fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten. Zwei alte Druckpressen, jeweils 120 Jahre alt, erweisen ihr heute noch guten Dienst. Die Satiniermaschine wurde sogar als Requisite für den Film "Die Fälscher" benutzt. Jedem Motiv widmet die Kupferstecherin viel Zeit. "Schnell geht nichts", sagt sie selbst. Neben einer ruhigen Hand braucht sie auch viel Geduld.
Lubach sitzt an ihrem Arbeitstisch. Mit einem Stichel graviert sie das Motiv einer Schneeflocke durch verschiedene Arten von Schraffuren, Linien und Punkten in eine Kupferplatte. "Dafür braucht man viel Kraft und man muss auch vorsichtig sein. Macht man einen Fehler, kann man ihn nicht mehr rückgängig machen", erklärt die 51-Jährige. Selbst an einem kleinen Motiv sitzt sie bis zu 30 Stunden.
Anschließend wird die Kupferplatte mit einer speziellen Farbe eingefärbt, mit Papier bedeckt und dann unter hohem Druck durch die Tiefdruckpresse gezogen. Mit einer Platte kann man bis zu 200 Mal drucken. Briefmarken, Visitenkarten oder Karten graviert Lubach. Auch Zeichnungen und Stiche für Privatkunden und Galerien sind bereits entstanden. Auf Anfrage macht sie auch Porträts. Zu ihr kommen Kunden, "die das Handwerk schätzen und etwas Besonderes wollen", sagt die Kupferstecherin.
Lubach absolvierte an der Zeichenakademie in Hanau, Deutschland die Ausbildung zum Graveur, bevor sie mit einem Stipendium der Carl-Duisberg-Stiftung zu weiterführenden Studien nach Lahti, Finnland ging. Dort legte sie 1999 die Prüfung zur Graveurmeisterin ab. Von 2003 bis 2012 arbeitet Lubach in der Österreichischen Staatsdruckerei, war dort für die Korrektur und Retusche der Druckplatten zuständig und stach Briefmarken für das In- und Ausland. Seit 2012 ist sie selbstständig.
Besonders aufwendig war eine Briefmarke für Liechtenstein. "Dafür habe ich etliche hundert Stunden gebraucht", erinnert sich Lubach. Auch der Kupferstich vom Teatro Bibiena di Mantova war ein großes Projekt, auf das die Künstlerin stolz ist, ebenso wie auf eine Auftragsarbeit der Linzer Domspitze. "Jeder Stein sollte abgebildet werden und es ging um extrem viele Details", erzählt sie.
Der Kupferstich wurde im 15. Jahrhundert sowohl in Nord- als auch in Südeuropa entwickelt. Zuerst wurde er als Reproduktionstechnik für Goldschmiede verwendet. Erst später benutzte man den Kupferstich auch als künstlerische Druckkunst. Einer der bekanntesten gelernten Goldschmiede, der in dieser Zeit sowohl die Gravurtechnik als auch die Kupferstichtechnik beherrschte, war Albrecht Dürer.
Kupferstich- und Druckatelier Lubach
Ungargasse 22, 1030 Wien
Kontakt: +43 680 3262950 oder [email protected]
Website: www.graveuratelier-lubach.com
Früher hat man vor allem Briefmarken und Geldscheine mit dem Verfahren des Kupferstichs hergestellt. "Weil man sie somit nicht so leicht fälschen konnte. Denn die Farbe sitzt sozusagen auf dem Papier. Man kann es sogar fühlen", erklärt Lubach. Noch bis ins 18. und 19. Jahrhundert waren Kupferstecher gefragt. Das änderte sich mit der Industrialisierung. Seitdem schreitet die maschinelle Produktion weiter voran. Trotzdem beobachtet Lubach eine steigende Nachfrage nach ihrer Arbeit. "Die Menschen haben mittlerweile fast alles und wollen etwas Besonderes. Ich glaube, es findet auch gerade eine Gegenbewegung zur Künstlichen Intelligenz statt. Man will etwas haben, wo ein Mensch dahintersteht, den man kennt, und worin eine Seele steckt."