Szene

Dieser Mann verfällt mit Krassnitzer in Blutrausch

Heute Redaktion
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Antwort: Anoushiravan Mohseni. Den Namen sollten sich Film-Fans merken. Das Multitalent dreht aktuell in Graz einen Thriller mit Schauspielkollegen, die man in solchen Rollen noch nicht gesehen hat.

Von seinen Freunden wird er Anousch genannt und seinen Beruf festzumachen ist gar nicht so einfach bei dieser bunten Biografie: Anoushiravan Mohseni ist als kleiner Bub von Teheran nach Wien gekommen und dieser Wechsel – bedingt durch den ersten Golfkrieg, der zwischen Iran und seinem Nachbarn Irak fast acht Jahre lang brannte – war nicht einfach.

Vom Haus mit Personal zu Substandard

„In Teheran hat die Familie in einem großen Haus mit Köchin und Gärtner gelebt, in Wien hat meine Mutter meinen Bruder und mich allein in einer Substandard-Wohnung durchbringen müssen", so der heute 42-Jährige.

Aber das heimische Schulsystem hat es gut gemeint mit dem jungen Migranten – er hat die HTL-Matura für Hochbau geschafft, ehe die unterschiedlichen Begabungen ihn in die denkbar gegensätzlichsten Richtungen geführt haben.

Begnadeter Interpret persischer Lieder

So wurde Anousch in jungen Jahren sowohl Musiker als auch Interpret alter Persischer Musik. "Diese Richtung habe ich eindeutig von meinem Vater geerbt. Der war unter anderem Schöpfer solcher Musik, deshalb ist er seinerzeit auch im Iran geblieben. Er meinte, diese Kunst könne er nur daheim ausüben, und es müsste auch jemand im Iran sein, der sich dafür einsetzt." Heute sieht und hört man Anousch in ausgesuchten Konzerten an der Tombak spielen, wenn er nicht im kleinen Kreis von Familie und Freunden musiziert.

Vierfacher Kickbox-Champ

Von einem Großvater der Familie, der ein hoher Militär der Iranischen Armee war, hat er das Kämpferische mitbekommen. Schon als junger Mann hat sich der nicht allzu groß gewachsene, aber pfeilschnelle Perser für Martial Arts und den Kampf Mann gegen Mann interessiert und die Kunst des Kickboxens gelernt. Und zwar so gut, dass er vierfacher Champion geworden ist. Was auch seinen Preis hatte – wer einen ganz genauen Blick auf Anoushiravans Nase wirft, wird die feinen Narben erkennen, die beweisen: Hier hat einer seiner Mann gestanden, und dabei nicht nur ausgeteilt, sondern auch einstecken gelernt.

Superstar in der Heimat

Und was tut man nach einer turbulenten Jugend, um diese Talente unter einen Hut zu bekommen? Man wird Schauspieler. Im Iran ist Anoushiravan Mohseni heute ein anerkannter und mit Preisen ausgezeichneter Darsteller, vor allem in Action- und Kriegsfilmen. Bei uns in Österreich gab es Rollen in Kurzfilmen, aber auch Spielfilmproduktionen wie "Shirin: Die Ehre meiner Schewester" (2013, Hauptrolle und Regie) oder bei Landsmann Houchang Allahyaris „Der letzte Tanz" (2014).

Wirklich groß wird's in Österreich aber seit Ende 2019. Denn da dreht Anousch mit höchst prominenten heimischen Kolleginnen und Kollegen in Graz den Thriller "Taktik". Dieser Film unter der Regie von Hans-Günther Bücking basiert auf den legendären Geschehnissen vom November 1996, als drei Schwerverbrecher – darunter der berühmte "Ausbrecherkönig" Adolf Schandl, der 25 Jahre zuvor bei einem Ausbruch den Wiener Polizeipräsidenten Josef "Joschi" Holaubek zum legendären Ausspruch "I bin's, dei Präsident!" brachte – in Graz Karlau einen Fluchtplan schmiedeten und in einer Überraschungsaktion Justizwachebeamte und Verwaltungspersonal als Geiseln nahmen.

Anousch: "Es ist mir eine große Ehre und Freude, mit Harald Krassnitzer spielen zu können."

Anousch spielt den damals beteiligten, hoch aggressiven Terroristen Tawfik Ben Ahmed Chaovali, der nach dem Anschlag von 1985 auf den Wiener Flughafen einsaß. Den Ausbrecherkönig Schandl spielt ein Star, den wir normalerweise von der anderen Seite des Gesetzes kennen, nämlich "Tatort"-Dauerkommissar Harald Krassnitzer. "Es ist mir eine große Ehre und Freude, mit so einem bekannten und erfolgreichen Mann wie Harald Krassnitzer spielen zu können, noch dazu in so einer herausfordernden Rolle", freut sich Anousch über diese Chance. Und es ist nicht die letzte.

Weitere Projekte in Sicht

Derzeit laufen letzte Verhandlungen und Gespräche über eine große Produktion, die im Sommer 2020 mit Anousch in der Hauptrolle Drehstart haben soll. "Hades - Arschgeigen kriegen Ohrfeigen", so der Arbeitstitel, ist eine radikale Unterweltkomödie, "bei der dem Publikum der Mund offen stehen bleiben wird", verspricht Anousch augenzwinkernd.

Aber noch ist alle Konzentration bei "Taktik". Eigentlich keine schlechte Taktik …