Politik

Harald Vilimsky führt nun FPÖ-Liste an

Heute Redaktion
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Nach Mölzers totalem Rückzug wird Harald Vilimsky (47) alleiniger FP-Spitzenkandidat. Der stammtischtaugliche Vater einer Tochter ist derzeit zweiter FP-Generalsekretär neben Herbert Kickl und soll der FPÖ zu mehr als 20 Prozent der Stimmen verhelfen.

wird Harald Vilimsky (47) alleiniger FP-Spitzenkandidat. Der stammtischtaugliche Vater einer Tochter ist derzeit zweiter FP-Generalsekretär neben Herbert Kickl und soll der FPÖ zu mehr als 20 Prozent der Stimmen verhelfen.

Beim  Parteivorstand am Mittwoch im freiheitlichen Club des Parlaments wurde Harald Vilimsky ohne Beisein des tags zuvor hinter verschlossenen Türen offiziell einstimmig gekürt.

Fixiert wurde am Mittwoch nicht nur der neue Spitzenkandidat, sondern die gesamte Kandidatenliste der FPÖ für die EU-Wahl am 25. Mai. Auf dem zweiten Listenplatz wird EU-Mandatar Franz Obermayr kandidieren. Den dritten Listenplatz nimmt der steirische FPÖ-Landtagsklubchef Georg Mayer ein, dahinter darf sich auch die Wiener Landtagsabgeordnete Barbara Kappel Hoffnungen auf ein Mandat machen. Auf dem fünften Listenplatz ist RFJ-Bundesobmann Udo Landbauer gereiht.

Mölzer forciert jetzt seinen Sohn

Mölzer kandidiert auch nicht auf einem hinteren Listenplatz, da er dadurch mit Vorzugsstimmen auf Platz 1 vorgereiht werden könnte. Deshalb hatte er bereits angekündigt, gar nicht bei der EU-Wahl antreten zu wollen.

Dafür soll sein Sohn Wendelin künftig für die FPÖ kandidieren, etwa bei den nächsten Nationalratswahlen. Das hatte sich Mölzer mit Parteichef Heinz-Christian Strache ausgehandelt. 2004 gaben ihm 14 Prozent der FP-Wähler eine Vorzugsstimme, heuer reichen bereits 5 Prozent. Mölzer will sich wieder ganz seiner Freiheitlichen Akademie widmen.

Straches Disco-Clubbing-Schnupfer-Partie

Gerüchteweise könnten die ein Platzerl in ihrer Partei anbieten. Nach dem Rückzug von Hans-Peter Martin, der 2009 auf 17,7 Prozent (506.000 Wähler) kam, tobt jetzt ein Kampf um Proteststimmen.

Der Vorarlberger Ex-Freiheitliche Stadler hat in einem Standard-Interview auch keine guten Worte für  " den Zerfall des Dritten Lagers " über. Er sieht diesmal eine Spaltung "in den Verbund, der eine Weltanschauung hat, und in Straches Disco-Clubbing-Schnupfer-Partie".

"Nicht mehr tragbar"

Strache sagte bei einer Pressekonferenz nach dem Parteivorstand, die "Summe der Aussagen" von Mölzer seien "nicht tragbar" gewesen. "Der Rückzug Andreas Mölzers war für die Partei ein wichtiger Schritt", so der Obmann, der dem EU-Mandatar für seinen Schritt auch Respekt zollte.

Versprechungen für seinen Rückzug habe Mölzer keine erhalten, weder finanziell noch in anderer Form. Mit seinem Entschluss habe Mölzer Schaden von der Partei abgewandt, sagte Strache.  "Ich war auch sehr erschrocken  , erschrocken über solche Beleidigungen."

Mölzer habe durch seinen Rückzug gezeigt, "dass er diese Eskalation bedauert und hat mir zugesichert, dass er nicht vorgehabt hat, solche Provokationen zu setzen und auch nicht vorhat, solche in Zukunft zu setzen", so Strache.

"Bin als Speerspitze verblieben"

Vilimsky sprach von "großem Respekt" seiner Partei gegenüber für den Umgang mit den Problemen der letzten Tage. "Aus der Doppelspitze bin nun ich verblieben als Speersitze meiner politischen Partei", sagte er. Seine neue Rolle verstehe er nicht als Listenerster in Alleinverantwortung, sondern als "primus inter pares".

Die parteiinternen Turbulenzen der letzten Tage sieht Vilimsky gelöst: "Ich darf meiner Gruppe großen Respekt zollen, wie aus einer sehr schwierigen Situation ein neuer Weg beschritten werden konnte, der aus unserer Sicht nun grünes Licht für eine thematische Auseinandersetzung mit der EU-Politik gibt."

Mölzer nicht wegen "Neger"-Sager zurückgetreten

Im Ö1-Morgenjournal sprach Vilimsky noch einmal über den Rückzug Mölzers und betonte, das dieser nicht aufgrund des "Neger"-Sagers erfolgt ist. "Man darf als FPÖ-Politiker alles sagen. Es kommt auf die Inhalte an", schließt er die Causa Mölzer.

Vilimsky arbeitet seit Jahren für Strache: Erst in der Wiener Landesorganisation, seit 2006 als Generalsekretär der Bundespartei. Zweifel, dass ihm vielleicht die EU-Expertise fehle, wies Strache schon Anfang Jänner zurück.

Mölzer-Abgang sorgt für gemischte Social-Media-Reaktionen

Auf Straches Facebook-Seite war die Aufregung unter seinen fast 195.000 Fans enorm. Viele Postings waren strachekritisch. User Kurt L. schrieb: "Schade um Mölzer, bin enttäuscht von H.C." Ein anderer meinte, er werde "nie wieder FPÖ wählen und sein Parteibuch zurückgeben". Es gab aber auch andere. Für User Hans etwa ist die FP nun "wieder wählbar".

Seite 2: Das ist Harald Vilimsky - seine Karriere, sein Privatleben!

Der 47-Jährige Harald Vilimsky arbeitet seit Jahren für Strache: Erst in der Wiener Landesorganisation, seit 2006 als Generalsekretär der Bundespartei. In der Politik ist der geprüfte PR-Berater seit Anfang der 1990er-Jahre. Der am 22. Juli 1966 geborene begeisterte Motorradfahrer absolvierte 1990 den Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit und wurde nach einem Jahr beim Kuratorium für Verkehrssicherheit 1991 Pressereferent im FPÖ-Parlamentsklub. 1996 wechselte er in derselben Funktion ins Wiener Rathaus.

2004 wurde er Landesparteisekretär der Wiener FPÖ, da konnte er schon auf einige Jahre kommunalpolitischer Erfahrung zurückblicken - als Bezirksrat in Wien Mariahilf bzw. als dortiger FP-Obmann. 2005 wurde Vilimsky dann Mitglied in Landes- und Bundesparteivorstand sowie im Bundesparteipräsidium. Ein viel beschäftigter Freiheitlicher also, der folgerichtig 2006 die nächste Stufe in der Karriereleiter erklomm und Generalsekretär der FPÖ wurde. Im selben Jahr wurde er Nationalratsabgeordneter.

Verheiratet, Vater einer Tochter

Privat ist von Vilimsky überliefert, dass der verheiratete Vater einer Tochter per Motorrad etwa auch schon die Sahara durchquerte. Weiters isst er gerne Krautfleckerl, gilt als Italienfan und hat ein Faible für irische Musik.

Straches "Mann fürs Grobe"

Vilimsky wird von den Medien gerne als Straches "Mann fürs Grobe" bezeichnet, wohl auch in Abgrenzung zu seinem Co-Generalsekretär Herbert Kickl, der als der Stratege und Macher im Hintergrund gilt. In Aussendungen bzw. Aussagen gegenüber politischen Gegnern nehmen sich beide kein Blatt vor den Mund. Nicht zuletzt in seiner Funktion als Mediensprecher etwa ist Vilimsky quasi von Amts wegen zuständig für die mitunter rituell anmutende ORF-Schelte der Blauen.

Auch in der sogenannten Inseratenaffäre hat er insofern eine entscheidende Rolle gespielt, als jene Sachverhaltsdarstellung, die schließlich zu Ermittlungen der Staatsanwalt führte, von ihm stammte. Unangenehm entwickelte sich für ihn eine parlamentarische Anfrage in der Causa Alijew. Nachdem 2009 im Verfassungsschutzbericht vor einer "Instrumentalisierung" österreichischer Abgeordneter durch ausländische Geheimdienste gewarnt worden war, musste er sich für diese Anfrage regelrecht rechtfertigen und auch im Spitzel-U-Ausschuss zur "Kasachen-Causa" aussagen. Zwischendurch bekam er sogar "Angst um Leib und Leben".

Selbstversuch mit Taser-Pistole

Diese musste er 2008 unterdrücken, als er im Selbstversuch die Wirkung einer Taser-Pistole erprobte: Ziel seines schmerzhaften Tests war, für die Einführung der umstrittenen Waffe im Strafvollzug zu werben. "Wenn sich ein Politiker freiwillig dazu entschließt, ist es auch einem Häftling zuzumuten", so Vilimksy damals, der nach dem Selbstversuch von einer "interessanten Erfahrung, die ich aber nicht täglich brauche" sprach.

Im FPÖ-Klub verantwortet der künftige EU-Abgeordnete weiters die Bereiche Inneres und Europa und war langjähriger Sprecher für Verkehr und Infrastruktur. Von seinem Chef Strache wurde er schon einmal als FP-Personalreserve für den Innenminister genannt. Aus der blauen Regierungsbeteiligung wurde indes nach der Nationalratswahl 2013 nichts, und so soll Vilimsky nun das EU-Parlament aufmischen. Schließlich beschreibt er selbst es als eine seiner ureigensten Fähigkeiten, "politisch auf den Tisch hauen zu können".

"Intensive Reisetätigkeit"

Die internationalen Vernetzungsbestrebungen der FPÖ wird Vilimsky fortführen können: 2008 und 2009 war er zu Gast bei den Kongressen der umstrittenen "Anti-Islamisierungsbewegung" "Pro Köln". Er selbst verweist auf seine "intensive Reisetätigkeit" über Jahre hinweg.

Ideologisch wird ihm freiheitliche Sattelfestigkeit attestiert. Dass er einst in der Zeitung "Der Völkerfreund" hymnisch der "Sonne des Deutschtums" huldigte (es ging um Deutsch-Chilenen), bezeichnete er später als "poetische Jugendformulierung", meinte aber auch noch 2009 in der "Presse": "Ich stehe zu jedem Satz, den ich geschrieben habe." Die FPÖ bezeichnet er als "Mitte-Rechts"-Partei.