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TV-Sender fällt auf Royal-Hochstapler rein

Viele Medien haben Thomas J. Mace Archer-Mills zur Royal Wedding interviewt. Doch der Mann ist kein Brite, wie viele zunächst angenommen haben.

Heute Redaktion
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Er steht im Anzug vor dem Windsor Castle – kurz bevor Prinz Harry und Meghan Markle sich das Jawort geben. Thomas J. Mace Archer-Mills wird von etlichen Medien aus aller Welt zum neuen royalen Ehepaar interviewt.

Schließlich ist er Brite, Gründer der "British Monarchist Foundation" sowie Royal-Experte. Und einer, der nicht davor zurückscheut, knackige Aussagen wie "Meghan Markle muss noch lernen, den Mund zu halten" (siehe Video oben) zu machen.

Wie das "Wall Street Journal" am Donnerstag enthüllt hat, sind Dutzende Medien auf einen Schwindler hereingefallen. Denn: Thomas J. Mace Archer-Mills ist kein Brite. Und er heißt eigentlich Thomas "Tommy" Muscatello.

Der 38-jährige Amerikaner hat seinen Künstlernamen aus verschiedenen Namensteilen von Freunden zusammengesetzt. Zudem habe er eine Vereinbarung mit zwei älteren Briten, die er "Großvater und Großmutter" nennen darf.

Schon zweimal trat Muscatello bei SRF auf

Neben Medien wie einem norwegischen TV-Sender fiel auch das Schweizer Fernsehen auf Thomas Muscatello herein: Im "10vor10" vom 17. Mai wurde der angebliche Experte für das britische Königshaus zur bevorstehenden königlichen Hochzeit interviewt.

Das ist aber nicht das erste Mal, dass das SRF Tommy Muscatello zeigt: Bereits im vergangenen November wurde Muscatello zum 70. Hochzeitstag der Queen befragt. Mit karierter Schiebermütze auf dem Kopf und einem beigen Schal um den Hals stand der selbsternannte Experte vor dem Buckingham-Palast in London.

SRF ärgert sich über "falschen Experten"

Auf Anfrage von "20 Minuten" nimmt SRF Stellung zum angeblichen Royal-Experten Muscatello: "Wir ärgern uns sehr, dass wir diese Person für einen Experten gehalten haben", sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss. Er sei "sehr professionell und mit einem großen Wissen" aufgetreten. Weder bei SRF noch bei anderen Medien habe er einen Verdacht geweckt.

Das SRF nimmt sich vor, "künftig noch genauer hinzuschauen", sodass keine "falschen Experten" mehr gezeigt würden. Wyss: "Als SofortmMaßnahme nehmen wir die online verfügbaren Beiträge mit diesem ‹Experten› zur Hochzeit von Harry und Meghan vom Netz." Und es werde ein Korrigendum auf der SRF-Website veröffentlicht.

"Unglücklich für die ausländischen Medien"

Auch die britische Zeitung "The Guardian" amüsiert sich über den Fehltritt des Schweizer Fernsehens. "Unglücklich für die ausländischen Medien, die Muscatello im Glauben gebucht haben, einen authentischen Engländer aus der Oberschicht zu interviewen", schrieb die Zeitung am Donnerstag.

Nach den Enthüllungen des "Wall Street Journals" zeigt sich Muscatello verärgert: Schon als Kind habe er mit britischem Akzent gesprochen und Gespräche mit Freunden jeweils mit "God save the Queen" beendet. Er fühle sich als Brite. Weiter beschwert er sich gegenüber dem "Guardian", das "Wall Street Journal" habe einen journalistischen Vertrauensbruch begangen und zahlreiche Fakten seien unzutreffend.

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(red)