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Hat jetzt auch Nordkorea seinen ersten Corona-Fall?

Nach drei Jahren in Südkorea ist ein Mann vermutlich zurück nach Nordkorea geschwommen. Er sei an Covid-19 erkrankt, so Pjöngjang.

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In Nordkorea könnte es den ersten offiziellen Corona-Fall geben.
In Nordkorea könnte es den ersten offiziellen Corona-Fall geben.
Picturedesk/APA

Drei Jahre nach seiner Flucht von Nordkorea nach Südkorea ist ein Mann nach Militärangaben vermutlich zurück in sein abgeschottetes Heimatland geschwommen. Dabei handle es sich um einen 24-Jährigen, dem 2017 die Flucht gelungen sei, meldet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Die südkoreanische Presse nennt den Mann "Kim".

Dieser sei wahrscheinlich durch ein Abwasserrohr gekrochen, um nicht von Grenzposten gesehen zu werden, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs. An dem Ort, von wo er hinübergeschwommen sein soll, wurde demnach seine Tasche gefunden. Bereits Anfang Juli habe die südkoreanische Polizei einen Tipp erhalten, wonach "Kim" zurück nach Nordkorea wolle, schreibt die südkoreanische "Chosun Ilbo". Da gegen ihn wegen Verdachts der Vergewaltigung ermittelt wird, stellte Südkorea einen Haftbefehl aus, aber offensichtlich zu spät.

"Das Coronavirus breitet sich seit Mai aus"

Am Sonntag dann teilte Nordkorea mit, dass man den Mann in der Grenzstadt Kaesong aufgegriffen habe. Er weise Symptome einer Covid-19-Erkrankung auf und sei deswegen unter "strikte Quarantäne" gesetzt worden. Kaesong wurde komplett abgeriegelt und der Notstand über der Region verhängt. Die südkoreanische Seuchenkontrollbehörde teilte hingegen mit, der mutmaßlich zurückgekehrte Nordkoreaner sei in Südkorea weder als Corona-Infektionsfall noch als Kontaktperson eines Infizierten registriert. Dass er Symptome aufweise, könne nicht bestätigt werden.

Sollte sich der Verdachtsfall bestätigen, wäre es der erste offizielle Infektionsfall mit Sars-CoV-2 in dem abgeschotteten Land. Nordkorea hatte bisher nach eigenen Angaben keine einzige Infektion registriert und seine Abwehrmaßnahmen als "leuchtenden Erfolg" beschrieben. Die Angaben werden im Ausland seit jeher bezweifelt. Gegenüber "Chosun Ilbo" erklärt eine namentlich nicht genannte Quelle: Das Coronavirus "breitet sich seit Mai in Pyongyang und der Provinz Hwanghae aus, so dass es immer schwieriger wird, den Anschein zu wahren".

Überläufer als Sündenbock?

Auch im Fall des heimgekehrten Überläufers gibt es Vorbehalte: "Es ist doch sehr fraglich, ob eine am Coronavirus erkrankte Person es schafft, stundenlang nach Nordkorea zu schwimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die nordkoreanischen Behörden die Wahrheit verzerren, ist hoch", meint Cho Han-bum vom südkoreanischen Institut für Nationale Wiedervereinigung gegenüber "Chosun Ilbo". Mit der Flucht des Mannes könne Südkorea für Auftreten und Verbreitung des Virus in Nordkorea verantwortlich gemacht werden.

Auch Nordkorea-Kenner Christopher Green von der niederländischen Universität Leiden ist skeptisch: "Diese Geschichte erscheint uns nicht plausibel, aber sie könnte Nordkoreas Zwecken nützen", sagt er der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite NKNews. "Sie erlaubt Pjöngjang, die großherzige Behandlung des Abtrünnigen durch den geliebten Führer zu propagieren: Heimkehrende Nordkoreaner werden gut behandelt, was auch immer passiert."

Nur elf Rückkehrer

Nordkorea hatte seine Grenzen bereits im Jänner geschlossen – ein schmerzvoller Schritt, bedenkt man seine wirtschaftliche Abhängigkeit vom benachbarten China. 

Vor der Corona-Pandemie waren aus Nordkorea jedes Jahr zahlreiche Menschen wegen Hunger oder Unterdrückung geflüchtet. Die meisten setzen sich über die Grenze nach China ab. Über dritte Länder gelangen viele später nach Südkorea. Nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums kehrten in den letzten fünf Jahren nur elf nordkoreanische Flüchtlinge wieder in ihre frühere Heimat zurück.

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    JESSICA GOW / AFP / picturedesk.com
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