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Fall Maddie: Hatte B. Komplizen im Ferienresort?

Ein Mitarbeiter der Ferienanlage, aus der die Maddie verschwand, soll bei der Entführung eine Rolle gespielt haben.

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Dieses Foto zeigt den Verdächtigen Christian B. nach einer Verhaftung im Jahr 2018.
Dieses Foto zeigt den Verdächtigen Christian B. nach einer Verhaftung im Jahr 2018.
ITALIAN CARABINIERI PRESS OFFICE

Nach 13 Jahren gibt es im Fall Maddie McCann einen Hauptverdächtigen: Der Deutsche Christian B. soll das dreijährige britische Mädchen aus dem Zimmer einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz entführt und vermutlich getötet haben. Wie die portugiesische Zeitung "Correio de Manhã" schreibt, habe der 43-Jährige von einem Mitarbeiter der Anlage den Tipp erhalten, dass die Eltern des Kindes am Abend der Tat bei einem Abendessen mit Freunden wären und es deswegen ein Leichtes wäre, in die Ferienwohnung einzubrechen.

Offenbar hatte eine Rezeptionistin der Anlage eine Notiz zur Abendessen-Reservation der Gruppe hinterlassen – einsehbar für jeden Mitarbeiter des Resorts. Auf diese Notiz nimmt auch Maddies Mutter Kate McCann in ihrem Buch "Madeleine" Bezug: Demnach war sie ein Jahr nach der Entführung ihrer Tochter in den angeforderten Akten zu dem Fall auf die Notiz der Mitarbeiterin gestoßen.

Madeleine McCann verschwand mit drei Jahren spurlos. Weltweit wurde nach dem Mädchen mit der auffälligen Pupille im rechten Auge gesucht.
Madeleine McCann verschwand mit drei Jahren spurlos. Weltweit wurde nach dem Mädchen mit der auffälligen Pupille im rechten Auge gesucht.
(Bild: Luis Forra)

Mitarbeiter wurde identifiziert

Laut "Correio de Manhã" sei der Mann, der dem Deutschen den Tipp zur von Eltern freien Wohnung gab, ein Freund von Christian B. gewesen. Die Polizei habe den Mitarbeiter in der Zwischenzeit identifiziert. Der Mann soll die Nummer des vorbestraften Sexualstraftäters in seinem Handy gespeichert haben, schreibt die Zeitung weiter.

Christian B., das zeigen die Ermittlungen des deutschen Bundeskriminalamtes BKA, hatte eine Stunde vor Maddies Verschwinden einen Anruf erhalten. 30 Minuten war er demnach am Telefon mit dem unbekannten Gesprächspartner.

Letzte Woche war wieder Bewegung in den Fall gekommen, als das BKA und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekanntgaben, dass der 43-jährige Deutsche in dem Fall unter Mordverdacht stehe. Zeitgleich gab es einen erneuten Zeugenaufruf zur verschwundenen Maddie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst".

Der Tatverdächtige Christian B. (43) im Fall Maddie
Der Tatverdächtige Christian B. (43) im Fall Maddie
BILD

Auswertung von Hinweisen dauert Monate

Seither gingen wieder hunderte neue Hinweise ein. Diese werden nun abgearbeitet. "Erfahrungsgemäß wird die Auswertung dieser Hinweise zumindest mehrere Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen", sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Hans Christian Wolters.

Der mehrfach vorbestrafte B. sitzt derzeit in Kiel eine alte Haftstrafe ab, die bereits 2011 verhängt worden war. Dabei ging es um Handel mit Betäubungsmitteln. Die Richter müssen von Amts wegen über eine vorzeitige Entlassung des 43-jährigen Deutschen nach Verbüßung von zwei Dritteln der dortigen Strafe entscheiden. Deutsche Rechtsexperten bezweifeln aber, dass der 43-Jährige auf Bewährung freikommt, zumal mittlerweile wegen Mordes gegen ihn ermittelt wird. Außerdem ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen parallel gegen B. Untersuchungshaft angeordnet.

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    In diesem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz soll Christian B. (43) gewohnt haben.
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    Bundeskriminalamt

    Wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft

    Insgesamt weist das Strafregister des Mannes 17 Einträge auf. Schon vor rund 27 Jahren, im Oktober 1993, verhängte das Amtsgericht Würzburg eine zweijährige Jugendstrafe gegen den damals noch Minderjährigen wegen "sexuellen Missbrauchs eines Kindes, versuchten sexuellen Missbrauchs eines Kindes sowie Vornahme sexueller Handlungen vor einem Kind", wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht.

    Die neuen Entwicklungen im Fall Maddie haben auch Bewegung in anderen Vermisstenfällen ausgelöst. So will etwa die belgische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zum Mord an einer deutschen Jugendlichen vor fast 25 Jahren wieder aufnehmen. Die damals 16 Jahre alte Carola Titze hatte 1996 mit ihren Eltern Ferien an der belgischen Nordseeküste gemacht, ihre Leiche wurde nur 200 Meter von der Feriensiedlung entfernt entdeckt. Die Ermittlungen zu dem Fall wurden 2016 eingestellt.

    Auch andere Fälle werden wieder aufgerollt

    Zudem prüft die Staatsanwaltschaft Stendal mögliche Parallelen zwischen dem Fall Maddie und einem Fall im Bundesland Sachsen-Anhalt. Dort verschwand am 2. Mai 2015 die fünfjährige Inga aus Schönebeck bei Magdeburg. Es werde nach Anhaltspunkten für Zusammenhänge zum Fall Inga gesucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Frage sei auch, ob sich daraus ein Anfangsverdacht ergebe. Weitere Details wurden nicht genannt. Wie im Fall Maddie laufen die Ermittlungen weiter.

    Im Fall eines damals sechsjährigen Jungen aus Elsdorf bei Köln, der 1996 in Portugal verschwunden war, sieht die Polizei indes keine Verbindung zum Fall Maddie. Der Vater hatte sich laut Polizei an das BKA gewandt. Das Kriminalkommissariat 11 habe jedoch «keine neuen Hinweise oder Ansätze» für das Verschwinden des Jungen gefunden, «so leid uns das tut», sagte eine Sprecherin.

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      Denise Auer