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Hatte Ex-Lentos-Linz-Chef auch Gemälde-Lager?

Heute Redaktion
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Hildebrand Gurlitt handelte in der NS-Zeit mit "entarteter Kunst". Im spektakulärsten Kunstfund des Jahrhunderts tauchten Werke von Picasso, Matisse, Chagalle und Co in der Wohnung von Gurlitts Sohn Cornelius (80) auf. Die Bilder sollen bis zu einer Million Euro wert sein. Doch jetzt führt eine übel riechende Spur nach Linz zu Hildebrand Gurlitts Neffen Wolfgang, der dort die Neue Galerie (jetzt: Lentos) gründete. Eine Wienerin hofft derzeit, dass drei ihrer an das Museum verliehenen und verschwundenen Bilder in München wieder auftauchen.

Hildebrand Gurlitt handelte in der NS-Zeit mit "entarteter Kunst".. Die Bilder sollen bis zu einer Million Euro wert sein. Doch jetzt führt eine übel riechende Spur nach Linz zu Hildebrand Gurlitts Neffen Wolfgang, der dort die Neue Galerie (jetzt: Lentos) gründete. Eine Wienerin hofft derzeit, dass drei ihrer an das Museum verliehenen und verschwundenen Bilder in München wieder auftauchen.

Die Familie Gurlitt behauptete, die Bilder, die jetzt in München gefunden wurden, seien alle bei der Bombardierung Dresdens verbrannt. In Wirklichkeit wurden sie zwischen Müll in einer Münchner Wohnung gelagert. Bei Kunstkennern schrillten wohl sofort Alarmglocken, denn auch Wolfgang Gurlitt, der in Linz die Neue Galerie (jetzt: Lentos) gründete, behauptete laut ORF immer, seine Kunstsammlung sei in der Nacht vom 22. auf den 23. November 1943 in Berlin verbrannt. Zwei Kunstsammlungen von zwei Cousins, die beide in großen deutschen Städten abbrannten? Nicht unmöglich, immerhin herrschte Krieg, doch bei dem einen Fall stellte sich ja jetzt heraus, dass es sich bei der Brand-Story um ein Ammenmärchen handelte.

Cornelius Grulitt hat auch Haus in Salzburg

Die Medien spekulieren schon seit dem Münchner Kunstfund, ob es noch andere Gemälde-Lager geben könnte. Nun werden auch in Österreich die Zuständigen hellhörig, denn gleich mehrere Spuren führen nach Österreich. Cornelius Gurlitt, der 80-jährige Münchner soll einen österreichischen Pass und laut ORF ein Haus in Salzburg haben. Dieser Wohnsitz wurde noch nicht untersucht.

Gurlitt-Cousin ging nach Linz, gründete "Lentos"

Die zweite Spur führt nach Linz, wo Wolfgang Gurlitt 1946 die "Neue Galerie" als Leihmuseum gründete. Fast zehn Jahre lang stellte er dort seine Privatsammlung aus. 1953 kaufte Linz aus dem Bestand eine große Anzahl Bilder. Danach gründete Gurlitt die "Neue Galerie der Stadt Linz" und bestand auf den Zusatz "Wolfgang-Gurlitt-Museum". 1965 starb Wolfgang Gurlitt. Seit zehn Jahren heißt das Museum "Lentos". Der "ZiB" gegenüber versicherte das Museum, keine Raubkunst in seinen Lagern zu haben.

Die Stadt Linz kann keinen Zusammenhang zwischen den beiden Gurlitts erkennen. Zwischen den Cousins habe keine Geschäftsbeziehung bestanden, meinte der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber am Montag. "Nach heutigem Wissensstand", fügte er dann hinzu. Das heißt nicht viel, denn zumindest der Münchner Cousin wusste, wie er ein Geheimnis für sich behält. Immerhin haben sich Kenner der Kunstszene noch immer nicht davon erholt, dass Gemälde um eine Milliarde in München vor sich hin gammelten.

Wienerin hofft, dass ihre Klimt- und Schielebilder wieder auftauchen

Seit 15 Jahren wird Gurlitts Sammlung in Linz untersucht, Teile mussten bereits vor vielen Jahren restituiert werden. Im Fall der Erben einer Wienerin könnten die 1.500 in München aufgetauchten Kunstwerke eine Rolle spielen: Die Frau hatte 1951 dem Museum drei Klimt- und Schielebilder als Leihgabe übergeben – sie verschwanden.

Die Erben klagen seit Jahren das Linzer Museum auf 6,25 Millionen Euro. Der Nazi-Raubkunstfund in Deutschland lässt die Stadt Linz jetzt hoffen, die verschwundenen Bilder wiederzufinden: "Wir werden die Werke in München suchen, vielleicht sind sie dabei", so der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber.