Österreich

Haus des Meeres nun mit neuem vertikalen Garten

Heute Redaktion
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8.500 Pflanzen auf über 400 m²: Die neue Grünfassade beim Wiener Aqua Zoo ist nicht nur schön, sondern schützt Besucher auch vor Betonteilchen und trägt zum Klima bei.

Vor 75 Jahren wurde der Flakturm im Esterhazypark (Mariahilf) fertiggestellt. Der Massivbau, für den rund 55.000 Tonnen Stahlbeton verbaut wurden, hat in den letzten Jahrzehnte eine große Wandlung vollzogen. Wo früher Menschen vor Bombenangriffen Schutz suchten, blüht heute das Leben.

Mariahilf nun mit einer der größten Grünfassaden Wiens

Und nun mehr als zuvor: Denn ab sofort verfügt das Haus des Meeres über einen neuen vertikalen Garten, der auf rund 400 m² Platz für rund 8.500 Pflanzen bietet. "Wir haben daran rund zweieinhalb Monate lang gearbeitet, insgesamt wurden 22 Pflanzenarten gepflanzt, davon sind Zweidrittel blühende Sorten und ein Drittel immergrüne Pflanzen", erklärt Sascha Haas von den "Stadtbegrünern".

2.000 Meter Bewässerungsschläuche für 1.600 Meter Pflanztröge

Versorgt werden die tausenden Pflanzen durch 11.000 Liter Substrat. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem das das Wasser aus dem 8.Stock über die 35 Meter hohe Wand verteilt, soll verhindern, dass der vertikalen Garten das selbe "trockene Schicksal" wie die Fassade der MA48 ereilt.

Die Gesamtlänge der Bewässerungsschläuche summiert sich auf rund zwei Kilometer, damit werden die 750 Pflanztröge versorgt. Noch sind die Pflanzen eher klein, doch schon in wenigen Wochen soll die Fläche zur Gänze begrünt und im nächsten Sommer zu einem wahren Farbenmeer heranwachsen.

Die genauen Kosten für den Wandgarten werden nicht verraten, nur dass sie sich im sechsstelligen Bereich befinden.

Grünfassade als Sicherungs- und Klimaschutzmaßnahme

Die neue Pflanzenfassade ist aber nicht nur schön anzuschauen, sondern erfüllt auch wichtige Funktionen. "Der Flakturm ist sicher eines der massivsten Gebäude der Welt, dennoch bröseln durch den Einfluss der Witterung immer wieder Betonteilchen ab", erklärt der Geschäftsführer der Haus des Meeres Hans Köppen. Das gehöre mit der neuen Bepflanzung nun der Vergangenheit an, ein wichtiger Schritt für die Sicherheit der Besucher.

Daneben verbessere die neue Fassade auch die Luftqualität und sorge für Abkühlung und bringe mehr Grünraum nach Mariahilf, wo diese noch eher rar seien, ergänzt Stiftungsvorstand Franz Six. Erfeut über die neue Grünfläche im Grätzl zeigte sich auch Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). "Dieser 'Blumenstrauß' ist ein echtes Geschenk an den Bezirk und die Stadt Wien und eine wichtige Erinnerung daran, dass wir zügig gemeinsam weitere Klimaschutzmaßnahmen umsetzen müssen".

Flakturm-Schlussstein aus Begrünung ausgenommen



Wer genau schaut, erkennt auf rund 22 Meter ein Rechteck, das bewusst aus der Begrünung ausgenommen wurde. Dahinter verbirgt sich der Schlussstein des Flakturm, der am 30. August 1944 gesetzt wurde. Eine Infotafel im Lieferantenbereich zum Aqua Zoo erzählt mehr über die Geschichte des Abwehrturms. "Wir setzen damit ein weiteres Zeichen, dass nicht nur im Flakturmmuseum unter der Devise 'Erinnern im Inneren', sondern auch im Außenbereich der dunklen Vergangenheit gedacht wird", so Six.

Damit der Schlussstein auch nach Einbruch der Dämmerung als Mahnmal zu sehen ist, wird er während der Nachtstunden beleuchtet.

Flakturm heuer 75 Jahre alt

Errichtet wurde der Flakturm, in dem sich seit 62 Jahren das Haus des Meeres befindet, vor 75 Jahren unter schrecklichen Bedingungen. Für den Bau wurden vorwiegend Zwangsarbeiter aus den umgebenden Ländern eingesetzt. Nach nur zehn Monaten Bauzeit wurde der Turm im Juli 1944 in Betrieb genommen.

Der sogenannte Feuerleitturm war nur leicht bewaffnet und diente vor allem zur Ermittlung der Anflugskoordinaten feindlicher Bombenverbände. Die Flak (kurz für Fliegerabwehrkanonen) standen auf dem Dach des Zwillingsturms in der Stiftkaserne (Neubau).

Für die Bevölkerung standen im Flakturm die Stockwerke 1 bis 3 als Schutzraum zur Verfügung, die restlichen Räume wurden vom Militär genutzt. (lok)