Österreich

Hausärztin mit Herz sucht seit einem Jahr Nachfolger

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Seit 37 Jahren ist Ingrid Daim Hausärztin in Hernals. Mit Juni wollte sie in Pension gehen, doch: Obwohl die beliebte Ärztin seit einem Jahr auf der Suche ist, hat sie noch keinen fixen Nachfolger.

Im September 2015 hat Kassenärztin Ingrid Daim begonnen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihre Ordination in Hernals zu suchen. Jetzt, mehr als ein Jahr später, ist die Hausärztin mit Herz noch immer nicht in Pension. „Auf die erste Ausschreibung haben sich nur zwei Interessenten gemeldet“, erzählt sie. „Die Kollegen sagen zum Teil ganz offen, dass sie sich das nicht antun wollen. Vor allem der bürokratische Aufwand werde immer mehr. Und: „Es ist ein Bedarfsberuf. Wenn ich in der Früh anfange, weiß ich nie, wann ich herausgehe. Da fließen der Beruf und das Private ineinander“, erzählt sie. Bei der zweiten Ausschreibung haben sich jetzt mehr Bewerber gemeldet, und: „Eine sehr nette Kollegin könnte übernehmen. Bis März bleibe ich aber auf jeden Fall“, sagt Daim.

"Will Ordination mit gutem Gewissen übergeben"

Leicht fällt der Ärztin mit Herz das Aufhören nicht: „Das ist ein irrsinnig schöner Beruf, weil man mit den Patienten mitlebt. Es ist schon toll, wenn man erlebt, wie ein Kind auf die Welt kommt – und es dann 37 Jahre später noch immer als Patient vorbeikommt.“ Klar ist für die Hausärztin: "Mir liegt besonders daran, dass ich das Gefühl habe, ich kann meine Ordination mit gutem Gewissen übergeben."

Von 32 ausgeschriebenen Kassen-Einzelpraxen im ersten Halbjahr 2016 wurden laut Ärztekammer nur acht neu besetzt. Für drei Einzelpraxen gab es keine Interessenten, sie werden neu ausgeschrieben. Bei den restlichen 21 Ausschreibungen laufen offene Prozesse: Die Ausschreibung läuft, der Ausgang ist offen. Das heißt: Bei 32 ausgeschriebenen Einzelpraxen konnten bisher 75 Prozent nicht neu besetzt werden, 25 Prozent der Kassenpraxen wurden neu übernommen.

Die Ärztekammer fordert bessere Rahmenbedingungen, um junge Mediziner zu motivieren, als Kassenarzt zu arbeiten. Die Kammer fordert eine Entlastung der Kassenärzte von Bürokratie, ein leistungsgerechtes Honorarsystem und ein Ende des "Mystery Shoppings".