Österreich

Hausexplosion war für Mord-Angeklagten "Unfall"

Heute Redaktion
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Heute um 9 Uhr startete der Prozess: Der Wiener Anton S. (56) soll im Jänner ein Haus in Wien-Hernals in die Luft gejagt haben, weil ihm die Delogierung drohte.

Auf Krücken und unter massivem Polizeischutz schlurfte der Angeklagte Mittwochfrüh um 9 Uhr in den Gerichtssaal am Wiener Landesgericht. Anton S. (56) wird vorgeworfen, am 26. Jänner seine Wohnung in der Hernalser Hauptstraße 210 in die Luft gesprengt zu haben. Die Anklage lautet auf Mord und 23-fachen Mordversuch. Der Staatsanwalt will den Wiener in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher einliefern lassen.

Hier ein Video des spektakulären Brandes:

"Es war ein Unfall"

Am ersten Prozesstag gab sich der Verdächtige uneinsichtig. Wie schon im Polizeiverhör, meinte Anton S., die Explosion sei ein "Unfall" gewesen. Die Gasleitung sei seit Monaten kaputt gewesen. Laut Verteidigerin Romana Zeh-Gindel flog das Haus in die Luft, als Anton S. die Leitung reparieren wollte. Ein Bekannter, der Installateur ist, hätte ihn darauf hingewiesen, dass die Dichtungen des Hauptgashahns kaputt seinen. Der Arbeiter wollte sich die Sache selbst ansehen, verstarb jedoch überraschend. Anton S. konnte nicht sagen wann genau der Bekannte verstorben war. "Des was i ned. Muss i alles auswendig wissen?"

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"Jetzt wirst rausg'schmissen"

Von der drohenden Delogierung will er ebenfalls nichts gewusst haben: "Ein Nachbar hat mir gesagt, jetzt wirst rausg'schmissn. Aber i hab nicht genau gewusst, wann." Richterin Andrea Wolfrum hakte nach. Seiner Mutter gegenüber soll Anton S. nämlich gesagt haben, dass ihm jetzt "alles egal" sei, als er von der Delogierung erfahren hatte. Die Mutter entschlug sich vor Gericht der Aussage und meinte, sie habe schon alles der Polizei gesagt.

Unter Trümmern begraben

Neben der Mutter waren auch zwei Nachbarn als Zeugen geladen. Die Explosion im Jänner hatte die Wand hinter ihrem Bett weggesprengt – das Paar wurde samt Baby unter den Trümmern begraben und verletzt. "Wir haben uns immer mit ihm arrangiert, aber er war eine schwierige Person", so die geschockten Eltern im Zeugenstand. Anton S. sei "nicht sonderlich beliebt" im Haus gewesen.

In den nächten Tagen sind noch weitere Zeugen, zwei Gerichtsmediziner, ein Psychiater sowie Experten geladen. Das Urteil soll am 4. Dezember fallen. (pet, bai)