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Hedy Lamarr: Sohn erzählt von ihrem traurigen Leben

Anthony Loder, Sohn der Schauspielerin Hedy Lamarr, ist im Rahmen der Digital Days in Wien und erzählte in kleinem Rahmen vom Leben seiner Mutter.

Heute Redaktion
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Die Schauspielerin Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler, galt einst als schönste Frau der Welt und verdrehte den Männern in ihren Filmen und auch im wahren Leben den Kopf.

Ihre Erfindungen, die sie im Zweiten Weltkrieg im Dienste der US Navy und der Alliierten zu entwickeln begann, werden als frühe Vorläufer der Bluetooth- und WLAN-Technologie angesehen.

Damals wurden ihre Ideen jedoch wenig geschätzt, sah man sie doch lieber vor der Kamera, als im Laborkittel.

„Sie war ihrer Zeit voraus, doch niemand nahm sie ernst. Daran ist sie zerbrochen!", erzählt ihr Sohn Anthony Loder (71) Dienstagabend bei einem Gespräch mit Moderatorin Silvia Schneider im Hotel Imperial.

Dort, im Marmorsaal, saß auch einst Lamarr. „Es ist so berührend zu wissen, dass sie hier war! Sie hat die Stadt geliebt und war im Herzen immer Wienerin", so Lodar, mit den Tränen ringend.

"Hollywood hat meine Mutter zerstört. Wäre sie einfach auf einem Bauernhof aufgewachsen und dort geblieben, wäre sie wohl ein glücklicherer Mensch gewesen.", zieht Loder Bilanz.

Loder erzählt auch, wie einsam seine Mutter war und das, obwohl millionen Menschen sie anhimmelten.

"Einmal sagte sie, sie fühle sich wie in einem kleinen Boot auf dem Ozean - das ist Einsamkeit! Sie hatte keine Freunde."

Diese Einsamkeit und der ständige Druck dem Ideal zu entsprechen ließen Lamarr auch zu Drogen greifen.

"Manchmal hab ich mich gar nicht getraut sie auf zu wecken, weil sie mich dann in ihrem Rausch geprügelt hat. Sie war dann einfach nicht sie selbst.", gibt ihr Sohn über ihre dunkle Seite preis.

"Sie liebte die Extreme. In jeder Art! Sei es mit den Drogen oder den Männern. Aber Filme zu machen, das hat sie nicht erfüllt. Die wirklich großen Rollen hat sie nie bekommen. Sie wollte unbedingt in 'Casablanca' spielen, doch man wollte sie für einen anderen Film haben, der dann aber nie zustande kam.".

Zudem produzierte Hedy sogar eigene Filme, die jedoch niemals gezeigt wurden, da Frauen damals einfach keinen Platz in dem Genre hatten.

Lamarr war sechs Mal verheiratet und suchte immer nach dem perfekten Mann - er sollte so sein wie ihr Vater. Doch auch zwischen Vater und Tochter war das Verhältnis sehr eigen.

"Er nannte sie sein 'hässlichen Entlein' und steckte ihr beim gehen immer einen Stock zwischen die Ellenbogen, damit sie gerade ging.", verrät Loder.

Loder berichtete auch, dass seine Mutter ein großes Problem mit dem Älterwerden hatte und sich später einigen OP's unterzog. Aber auch hier konnte sie ihre wissenschaftliche Seite nicht unterdrücken.

"Sie beriet plastische Chirurgen und erklärte ihnen, dass es besser wäre Schnitte an natürlichen Linien zu machen, um die Narben besser verstecken zu können. Sie selber hatte leider nie wirklich die Möglichkeit in Würde zu altern - ich wünschte sie hätte keine Eingriffe machen lassen!", gibt er zu.

Ihr Sohn, der von dem traurigen Dasein seiner Mutter noch immer gerührt erzählt, ist jedoch dankbar, dass man sie in Wien noch immer schätzt.

Ihr zu Ehren wurde der „Hedy Lamarr-Award für Innovation" kreiert, der heute, am 4. Oktober, im Rahmen der „Digital Days" auf dem ERSTE Campus verliehen wird. Der Award soll die schöne, kluge Schauspielerin abstrakt darstellen. Außen kurvig und schön, innen komplex verwoben und verspielt.

"Ich freue mich so sehr, dass ihr sie weiterleben lasst! Ihr vergesst sie nicht. Nicht nur wegen ihrer Schönheit sondern auch, wegen dem was sie geleistet hat. Die Wissenschaft war immer ihre große Leidenschaft!".

Ein Teil von Lamarr ist noch immer in Wien - ihr Sohn verstreute ihre Asche in den Wäldern vor Wien "am Himmel". "Das war ihr Wunsch", so Loder gerührt.

Auch wenn seine Mutter in Wien noch immer nicht in Vergessenheit geraten ist, hat Hedy's Sohn doch noch ein Anliegen:

"Gutenberg hat eine Statue in Wien, weil er die Verbreitung von Worten als Buch möglich gemacht hat. Warum hat meine Mutter keine? Sie hat es möglich gemacht das digitale Wort zu verbreiten!" (vaf)