Österreich

Heer stellte dar: So soll Soldat getötet worden sein

Heute Redaktion
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Das Bundesheer erläuterte bzw. zeigte heute in der Flugfeldkaserne Wr. Neustadt, wie Hundeführer Dominik R. zu Tode gekommen sein soll. Opferanwalt Erich Gemeiner durfte nicht dabei sein.

Am Freitag um 11 Uhr lud das österreichische Bundesheer rund 20 Medien zu einem Aufklärungstermin in die Flugfeldkaserne Wiener Neustadt ein. Dabei wollte das Heer die bisherigen Ermittlungsergebnisse präsentieren und erläutern, wie die letzten Minuten des Soldaten Dominik R. (31) abgelaufen waren. Der Jagdkommando-Unteroffizier war - wie berichtet - von zwei Schäferhunden regelrecht zerfleischt worden. Die offizielle Todesursache nach der Obduktion: Tod durch Verbluten nach zahlreichen Bissen.

Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung gegen unbekannt ein, das Bundesheer beauftragte eine heeresinterne Untersuchungskommission.

Arterie erwischt

Die vorläufigen Ergebnisse: Fix ist laut Bundesheer, dass Dominik R. (31) die Hunde (der ältere Hati war im Heereshundezwinger, der jüngere Ragna im Gästezwinger) frei ließ. Dann soll Schäfer Hati aus einem noch nicht bekannten Ereignis plötzlich auf den Jagdkommando-Hundeführer zugelaufen sein, der 31-Jährige nahm laut Heer eine Abwehrhaltung ein.

Somit soll der Hund den Mann nicht mehr als Hundeführer, sondern als Feind wahrgenommen haben. Hati biss laut Heer den 31-Jährigen in die Hand, der Hundeführer gab das Kommando "Los" - vermutlich, wenn es denn so war, ein Fehler. Denn der Schäferhund ließ zwar los (Anm.: ohne Kommando hätte der Hund theoretisch in der Beißstellung verharrt), biss aber gleich nochmal zu und erwischte zumindest eine Arterie im Bereich des Oberarms bzw. Oberschenkels.

Dominik R. soll laut Bundesheer daraufhin die Flucht ergriffen haben, brach aber nach rund 15 Metern zusammen und verblutete hilflos. Auch nach dem Tod sollen die Hunde noch zugebissen haben, das Opfer angenagt haben.

Weiterer Experte

Der Tote wurde dann schließlich nach Mitternacht gefunden. Die Kleidungsstücke von Dominik R. waren rund zehn Meter - bis zur Türe des Zwingers - verstreut.

Das Bundesheer will jetzt noch - neben einem bereits hinzugezogenen Experten aus Deutschland - einen Hundeexperten aus Amerika konsolidieren.

Opferanwalt durfte nicht Kaserne

"Ich muss draußen bleiben" hieß es indes für Opferanwalt Erich Gemeiner. Der Anwalt wollte dem Termin beiwohnen, durfte aber nicht. Also fuhr der Advokat zur Kaserne und wartete davor und beantwortete danach die Fragen der Medien: "Ich erfuhr Donnerstagabend per Zufall von diesem Termin, wollte teilnehmen, durfte aber nicht. Der Bundesheersprecher meinte am Telefon, dass die Opferfamilie bereits am Donnerstag, im Zuge des Begräbnisses, über Inhalt und Ergebnisse informiert wurde und daher meine Anwesenheit nicht vorgesehen und erforderlich ist. Das stimmt nicht, die Familie wurde lediglich darüber informiert, dass der Pressetermin stattfindet, die Zwingeranlage besichtigt wird und eine Theorie des Hundebesitzers, wie es passiert sein könnte, veröffentlicht wird."

"Man sucht Schuld beim Toten"

Der Verteidiger weiter: "Also inhaltlich wurde die Familie über nichts informiert und muss es jetzt aus den Medien erfahren. Pietätloser denke ich, geht es nicht. Meine heutige Akteneinsicht hat zudem ergeben, dass die Untersuchungskommission des Bundesheeres keine wesentlichen Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft übermittelt hat. Auffallend und zugleich zutiefst verstörend ist jedenfalls die Tatsache, dass man nunmehr offensichtlich versucht, die Alleinschuld dem verstorbenen Kameraden in die Schuhe zu schieben. Dies scheint eine leichte Übung zu sein, zumal sich ein Toter bekanntlich nicht mehr gegen derartige – zum jetzigen Zeitpunkt in keinster Weise objektivierte - Vorwürfe wehren kann. Die zahlreichen Verfehlungen des Bundesheeres wie dienstuntauglicher Privathund, kein Antrag für den Privat, pflichtwidrige Bestreifung, dilettantische Umzäunung usw. wurden naturgemäß nicht kommentiert."