Österreich

Heftige Kritik an Sparplänen des KAV

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) will laut Medienberichten 20 Prozent sparen. Der KAV dementiert diese Zahl. Experten sind dennoch alarmiert.

Heute Redaktion
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Dauerbaustelle KH Nord
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Bild: Denise Auer

Laut einem Bericht der "Presse" will der KAV 20 Prozent einsparen, nachdem in den vergangenen Jahren das Einsparungsziel von zehn Prozent nicht erreicht worden war. Der KAV dementiert diese 20 Prozent, nicht aber die grundsätzlichen Sparpläne.

Ärztekammer warnt vor Einsparungen, droht mit "massivem Widerstand"

In einer Aussendung der Wiener Ärztekammer wird vorsichtig Entwarnung gegeben: Die kolportierten 20 Prozent Einsparungsmaßnahmen beim Wiener Krankenanstaltenverbund werden (vorerst) nicht kommen. Das ist das erfreuliche Ergebnis von Gesprächen zwischen der KAV-Spitze und der Ärztekammer sowie der Personalvertretung, heißt es am Freitag.

Der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Wolfgang Weismüller, betont aber, dass man sehr genau die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten beobachten werde. „Nicht akzeptabel" wäre es für ihn, wenn es doch noch zu Einsparungen, egal in welcher Höhe, käme. „Schon derzeit liegen die Patienten teils auf den Gängen, und es gibt Probleme und Engpässe bei der Unterbringung und Betreuung von schwangeren Frauen in Wien", so Weismüller.

Dem KAV müsse klar sein, dass, wenn es jemals zu einem solchen diktierten Sparkurs kommen sollte, er mit „massiven Widerstand" vonseiten der Ärztinnen und Ärzte zu rechnen habe. „Wir werden dann jedenfalls nicht tatenlos zusehen, wenn bereits bestehende Probleme aufgrund von Sparmaßnahmen noch größer werden und die an sich schon prekäre Situation bei der Versorgung der Wiener Bevölkerung sich noch weiter verschlechtert", warnt Weismüller.

Gesundheitsökonom kritisiert "Rassiermesser-Methode"

Auch Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer kann den Sparplänen wenig abgewinnen. Die Verwaltung des KAV könnte zwar effizienter sein, großes Einsparpotenzial gäbe es jedoch nicht, sagte er im Ö1-Morgenjournal. „So richtig substanziell geht es nicht, sondern es wäre nur im Rahmen einer Gesundheitsreform möglich, in dem die Zahl der Patienten sinkt und sinkt die Zahl der Patienten, könnte man über Sparen nachdenken", so Pichlbauer weiter. Und er kritisiert die "Rassiermesser-Methode", mit der der Rotstift angesetzt werden soll: „In den Abteilungen die heute schon massiv unter Spardruck sind, dort wird der Patient daran leiden." Das Problem seien die falschen Strukturen, er schlägt daher eine Aufsplittung in einzelne Standorte als GesmbHs mit Geschäftsführer vor.



ÖVP spricht von "rot-grünem Missmanagement"


„Die Neustrukturierung des KAV muss dringend beschleunigt werden. Die Versorgungsqualität der Wienerinnen und Wiener darf nicht länger unter dem rot-grünen Missmanagement leiden. Jede weitere Verschlechterung der Gesundheitsversorgung wäre eine fahrlässige Gefährdung der Patientinnen und Patienten", erklärte Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel dazu.

„Mit einer Neustrukturierung des KAV müssen auch die zahlreichen Missstände im Wiener Gesundheitssystem endlich der Vergangenheit angehören", so Blümel weiter. Von Gangbetten mitten im Sommer, stundenlangen Wartezeiten in den Ambulanzen, fehlenden Hausärzten oder Notärzten am Wochenende, das Chaos bei den Wiener Rettungsdiensten, die zu wenigen Geräte für Strahlentherapie von Krebspatienten bis hin zu den Unsummen an Ausgaben für externe Berater. (Red)