Österreich

Heime: Grashalme zählen als Strafe – Grüne schalten ...

Heute Redaktion
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Am Montag brachten die Grünen eine Sachverhaltsdarstellung mit 15 Vorwürfen bei der Staatsanwaltschaft ein. SP-Landesrat Schnabl verspricht Aufklärung.

Genau 15 Punkte enthält die Darstellung von Helga Krismer (Grüne) an die Staatsanwaltschaft: Neben kalt duschen, mit Gewalt Haare schneiden, im Stehen essen („Heute" berichtete), stehen nun auch „Erziehungsmethoden" wie Grashalme zählen, im Winter nur mit Pulli und Hausschuhen in die Schule fahren, Babyphones zum Abhören in Zimmern, Ketten an den Fenstern und Salat in die Münder der Jugendlichen stopfen im Raum (es gilt die Unschuldsvermutung).

Der Abteilungsleiter für Jugendhilfe meinte in der heutigen Pressekonferenz der SP: „Es handelt sich um ältere Fälle, drei Jugendliche werden offenbar benutzt. Dahinter könnte auch ein persönliches Motiv stecken, weil ein Ex-Betreuer mit dem Träger zerstritten ist." SP-Landesrat Franz Schnabl versprach indes vollständige Aufklärung, stellte die Sonderkommission (bestehend aus Psychiaterin und Familienanwältin) vor. „Sollten grausame Erziehungsmethoden angewandt worden sein, sind diese bedingungslos zur Verantwortung zu ziehen."

Nicht nur Alibi-Kontrollen

Helga Krismer dazu: „Schnabl, Wilfing und Mikl-Leitner wissen seit Monaten von den Vorwürfen. Da war aber Nationalratswahlkampf. Und Skandale dauern in Österreich immer länger, bis sie behandelt werden. Die VP mit ihrer Schweige-Landeshauptfrau geht auf Tauchstation, die SP hat in NÖ noch nie etwas zu einer Aufklärung von irgendwas beigetragen. Vertuschen und vernadern - das ist Niederösterreich!" Und die Grün-Politikerin fordert endlich wirkliche nicht angekündigte Kontrollen: "Nicht bloß Alibi-Kontrollen, wo das Heim genau weiß, was, wann und wo angeschaut wird."

Wie berichtet hatte Therapeut Thomas Laggner und Ex-Betreuer Dominik Vock einige Fälle in zwei nö. Heimen gemeldet, auch angezeigt. Da nichts passierte, machte Laggner den Fall rund um den herzkranken Michael T. (17) publik, Vock ging die Öffentlichkeit. Vock ist seit August ohne Job, Laggner seit einigen Tagen. Dominik Vock sagt: "Ich hätte als Betreuer ohne fertige Ausbildung zum Beispiel auch keine Nachtdienste alleine machen dürfen, habe sie aber machen müssen." (Lie)

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