Österreich

Heiße Phase für Suche nach Wiener Erdwärme

In Wiens Boden werden Heißwasservorkommen vermutet. Um diese zu finden, werden nun in drei Bezirken 3d-Messungen durchgeführt.

Heute Redaktion
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Bereits im Vorjahr erfolgten erste Untersuchungen, nun folgen im detaillierte 3D-Seismik-Messungen. Nachdem die Forscher im Oktober in Niederösterreich nach Erdwärme gesucht haben, kommen sie nun nach Wien. In drei Wiener Bezirken – Donaustadt, Simmering, Leopoldstadt – starten das Team von Wien Energie und GeoTief Wien in diesen Tagen rasterförmige Untersuchungen, um den Heißwasservorkommen in Wiens Boden auf die Spur zu kommen.

"Heißwasser mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden"

"Nun geht es in die heiße Phase", erklärt Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber als Hauptpartner des Forschungskonsortiums GeoTief Wien. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es im Osten Wiens große Heißwasservorkommen in tiefen Erdschichten. Mit unseren Seismikmessungen, die dem allerletzten technischen Stand entsprechen, erforschen wir jetzt den Untergrund, um Genaueres zu erfahren".

Die Messungen werden mittels Impulsfahrzeugen entlang von ausgewählten, befahrbaren Straßen und Wegen durchgeführt. Die Bevölkerung soll vor Ort über das Vorhaben informiert werden, verspricht Wien Energie. Wo und wann die Fahrzeuge unterwegs sind, ist auch auf der Website von GeoTief Wien zu sehen.

Schwingungen der Impulsfahrzeuge für Anrainer spürbar

Durch die Konvois der Impulsfahrzeuge könne es möglicherweise zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen kommen, so Wien Energie. Diese seien vergleichbar mit der vorübergehenden zeitlichen Beeinträchtigung durch Müllfahrzeuge.

In unmittelbarer Nähe seien Betriebsgeräusche der Erkundungsflotten zu hören, ähnlich wie das bei kleineren Bauprojekten vorkommen könne, heißt es. Die Schwingungen durch die Impulsfahrzeuge seien in einem engeren Umkreis zu spüren. Zusätzliche begleitende Messungen sollen sicherstellen, dass alle Normen für Bauwerke eingehalten werden. Gemessen wird ausschließlich an der Erdoberfläche.

16.000 kabellose Messgeräte – von der Donauinsel bis nach Aspern

Im gesamten rund 185 Quadratkilometer großen Messgebiet wurden 16.000 Sensoren, sogenannte Geophone aufgebaut. Nach Abschluss der Messungen Anfang Dezember werden sie wieder entfernt. "Diese Sensoren haben ein GPS-Tracking und nehmen die von den Impulsfahrzeugen erzeugten und vom Untergrund reflektierten Signale auf", erklärt Gruber.

Den Anfang machten Messstreifen südlich-westlich der Donau in der Leopoldstadt und Simmering. Ab heute, Montag, führen die Impulsfahrzeuge dann Messungen in der Donaustadt durch.

"Ziel des Projekts ist es, eine Grundlage für die Entscheidung zu schaffen, ob und in welchem Ausmaß Geothermie in Zukunft auch für Wien genutzt werden kann. Im Idealfall könnte die Wärme aus der Tiefe der Erde zukünftig hunderttausende Wiener Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme und Warmwasser versorgen. Das wäre ein wesentlicher Beitrag zu einer massiven CO2-Reduktion in Wien", so der Wien Energie-Chef.

50 Terabyte Daten soll in nächsten Jahren ausgewertet werden

Insgesamt wird bei den Seismik-Messungen eine Datenmenge von rund 50 Terabyte gesammelt. Dieses Material wird nach Abschluss der Messungen in einer zweijährigen Analysephase wissenschaftlich ausgewertet. Die Forschungsergebnisse und erste Ableitungen daraus sollen 2021 präsentiert werden. (lok)