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Teuflische Frischzellenkur fürs Comic-Movie-Genre

Mit kompromissloser Action und körnigen Pointen macht "Hellboy" wieder Bock auf Comicverfilmungen.

Heute Redaktion
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Beginnt ein Streifen mit der Großaufnahme eines Augapfels, den eine Krähe aus dem verdorrten Schädel eines Kadavers pickt, weiß man, woran man ist: Mit massentauglicher Familienunterhaltung hat "Hellboy" nichts am Hut. Hier werden Hexen zerschnippelt, Riesen massakriert und Vampire gepfählt – und das so explizit, wie es das Mainstream-Kino seit den Achtzigern nicht mehr gesehen hat. (Man denke an jeden Actioner mit Arnold Schwarzenegger aus dieser Dekade.)

Muss das denn sein?! Natürlich nicht, doch wenn man schon einen Film über einen Bestien schlachtenden Halbdämon aus der Hölle dreht, dann ist ein gewisser Blut- und Beuschelfaktor durchaus wünschenswert. Insbesondere, wenn er dem Geist des Quellmaterials entspricht.

Legendary AF

Hellboy, eine Schöpfung des US-amerikanischen Comicautors und -zeichners Mike Mignola, treibt seit 1993 sein Unwesen. Monster-Experte Guillermo del Toro ("Shape of Water") verfilmte den Stoff im Jahr 2004 – eine gefällige Adaption mit großartigem Hauptdarsteller (Ron Pearlman), aufgrund ihrer Jugendfreigabe aber zu irritierender Sittsamkeit verdammt.

Dass das Reboot andere Töne anschlagen würde, kündigte sich in einem vor Kunstblut triefenden Trailer an. Selbiges hatte Regisseur Neil Marshall zuvor auch bei "Game of Thrones" und "Hannibal" spritzen lassen. Pearlmans Titelrolle erbte David Harbour, als "Stranger Things"-Star selbst kein Fremder im Horror- und Fantasy-Genre.

"Legendary AF" wurde auf die Plakate des neuen "Hellboy" gedruckt. Das Kürzel steht für "as f*ck", der Slogan bedeutet grob übersetzt "legendär wie Sau". Ein gewagtes Versprechen, doch Marshall und Harbour halten es ein.

Der Trailer von "Hellboy":

Teufel vs. Ungeheuer

Als die Nazis im Zweiten Weltkrieg eine Pforte zur Hölle öffnen, krabbelt Hellboy heraus, ein blutrotes Bürschchen mit Granitfaust und Teufelshörnern. Laut Prophezeiung soll er eines Tages die Apokalypse einleiten, Trevor Bruttenholm (Ian McShane), seines Zeichens Experte fürs Paranormale, zieht ihn dennoch als Sohn und Monsterjäger auf.

Als Blutkönigin Nimue (Milla Jovovich), einst von König Artus höchstpersönlich in kleine Teile zerhackt und Jahrhunderte lang in den entlegensten Winkeln Großbritanniens begraben, ins Reich der Lebenden zurückkehrt, werden Bruttenholms Verbündete zu Recht nervös. Wie lässt sich das Ende der Welt verhindern? Indem man Hellboy tötet, oder indem man ihn gegen Nimue in die Schlacht ziehen lässt?

Schlag auf Schlag

Nicht nur der Kunstblutverbrauch, auch die Plotstruktur von "Hellboy" orientiert sich an der Tradition der No-Shit-Actioner aus den Eighties. Beilagscheiben und Pufferzonen gibt es nicht, Pointen und Kampfszenen wechseln sich im Schnellfeuermodus ab, und die Hintergrundgeschichten der Charaktere werden in hastigen Rückblenden abgehandelt.

Figuren wie Major Ben Daimio (Daniel Dae Kim) kommen dadurch zu kurz, kritische Untertöne (sind nur tote Monster gute Monster?) bleiben lediglich Andeutungen. Als Garant für kurzweilige Unterhaltung ist die Schlag-auf-Schlag-Mentalität aber ein klarer Pluspunkt. Kompromisslose Action mit starkem Horror- und Fantasyeinschlag für ein erwachsenes Publikum, dazu ein grandioser Titelheld. Was will man mehr?

Fazit:

via GIPHY

"Hellboy" startet am 11. April 2019 in den österreichischen Kinos.